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Seherin von Kell

Seherin von Kell

Titel: Seherin von Kell
Autoren: David Eddings
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Grübchen bildeten sich in ihren Wangen.
    »Es ist eine Sache des Stils, Liselle.«
    Der Karawanenweg wurde noch steiler, und an seinen Seiten häuf-te sich der Schnee zu höheren Wehen. Meilenlange Schneefahnen bliesen von den Berggipfeln, und der zunehmende Wind brachte beißende Kälte mit sich.
    Gegen Mittag verhüllte eine finstere Wolkenbank, die vom Westen herbeigezogen war, die Gipfel vor ihnen, und die Wölfin kam ihnen den Pfad herab entgegen. »Ich rate euch, Schutz für das Rudel und eure Tiere zu suchen!« warnte sie.
    »Ich werde es dem Rudelführer sagen.«
    »Ja, das gehört sich so.« Sie deutete mit der Schnauze auf Zakath.
    »Sag ihm, er soll mir folgen. Ein Stück voraus sind Bäume. Er und ich werden ein geeignetes Plätzchen finden.«
    »Sie möchte, daß du sie begleitest«, wandte Garion sich an den Malloreaner. »Es kommt ein Sturm auf, und sie meint, wir sollten Schutz in den Bäumen da oben suchen. Sieh dich nach einem geeig-neten Platz um, während ich die anderen warne.«
    »Ein Blizzard?« fragte Zakath.
    »Ich vermute es. Es muß schon etwas Ernstes sein, wenn das Wetter einem Wolf angst macht.«
    Garion wendete Chretienne aufs neue und ritt zu den anderen zu-rück, um ihnen Bescheid zu geben. Der steile, eisglatte Pfad er-schwerte das Vorankommen, und bis sie das Dickicht erreichten, zu dem die Wölfin Zakath geführt hatte, peitschte sie der Wind schmerzhaft mit Hagelkörnern. Die Bäume waren schlanke Tannen-schößlinge, die dicht wuchsen. Vor offenbar noch gar nicht so langer Zeit hatte eine Lawine eine Schneise durch das Dickicht geschnitten und ein Durcheinander von Ästen und geknickten Stämmen gegen eine Steilwand gehäuft. Durnik und Toth machten sich sofort ans Werk, während der Wind an Heftigkeit zunahm und das Schneegestöber dichter wurde. Garion und die übrigen halfen mit, und so hatten sie in Kürze einen gitterartigen Rahmen zusammengesteckt, den sie schräg an die Felswand lehnten. Sie überzogen ihn mit Zelttuch, das sie daran festbanden, und beschwerten ihn mit Stämmen.
    Dann erst räumten sie das Innere frei, und gerade, als sie die Pferde im niedrigeren Teil dieses Unterschlupfs untergebracht hatten, schlug der Sturm mit voller Kraft zu.
    Der Wind kreischte wie besessen, und das Dickicht schien im wirbelnden Schnee zu verschwinden.
    »Wird Beldin auch nichts zustoßen?« fragte Durnik besorgt.
    »Seinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, beruhigte ihn Belgarath. »Es wäre nicht der erste Sturm, mit dem er geritten ist. Er wird entweder über ihm fliegen oder sich zurückverwandeln und in einer Schneewehe vergraben, bis er vorüber ist.«
    »Er wird erfrieren!« rief Ce'Nedra entsetzt.
    »Nicht unter dem Schnee«, versicherte ihr Belgarath. »Beldin schert sich kaum um das Wetter.« Er blickte auf die Wölfin, die an der Öffnung ihres Unterschlupfs saß und in das Schneegestöber blickte. »Wir sind dankbar für deine Warnung, kleine Schwester«, sagte er höflich.
    »Ich gehöre jetzt zu deinem Rudel, hochverehrter Führer«, entgegnete sie ebenso höflich. »Das Wohlergehen aller ist die Verantwortung jedes einzelnen.«
    »Sehr weise, kleine Schwester.«
    Sie wedelte mit dem Schwanz, sagte jedoch nichts mehr.
    Der Blizzard dauerte den Rest des Tages und bis spät in die Nacht hinein, während Garion und die übrigen um das Feuer saßen, das Durnik gemacht hatte. Gegen Mitternacht erstarb der Sturm so schnell, wie er gekommen war. Schnee fiel jedoch bis zum Morgen, dann hörte es auch zu schneien auf. Aber der Schnee vor ihrem Unterschlupf reichte bis über Garions Knie. »Wir werden uns einen Weg bahnen müssen, fürchte ich«, sagte Durnik ernst. »Zum Karawanenweg zurück ist es eine Viertelmeile, und unter dem Schnee ist alles mögliche verborgen. Es wäre kein guter Zeitpunkt, vom Ort ganz zu schweigen, wenn sich die Pferde jetzt die Beine brächen.«
    »Was ist mit meinem Wagen?« fragte Ce'Nedra ihn.
    »Ich fürchte, wir werden ihn hierlassen müssen. Der Schnee ist zu tief. Selbst wenn wir ihn bis zum Weg schaffen könnten, wäre es dem Pferd unmöglich, ihn durch die Wehen zu ziehen.«
    Sie seufzte. »Es war so ein nettes Wägelchen.« Dann blickte sie Silk an und sagte, ohne die Miene zu verziehen: »Kheldar, ich danke dir, daß du es mir geliehen hast. Nun brauche ich es nicht mehr, und du kannst es zurückhaben.«
    Toth stampfte einen Weg für sie den steilen Hang empor zum Karawanenweg. Die Männer folgten ihm, trampelten den Pfad
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