Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
war, Pixels Kinn zu kraulen, blickte auf. »Fünf Minuten und vierzig Sekunden.«
    »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, aber ich wurde aufgehalten. Ein Kopf tauchte auf und redete mit mir. Passiert das hier öfter? Oder habe ich wieder Halluzinationen?«
    »Sie scheinen hier wirklich fremd zu sein. Das war ein Telefon. Wie das hier – Telefon, bitte!«
    Ein Kopf tauchte in einem Rahmen auf, der ein ziemlich langweiliges Stilleben enthielt – diesmal ein Männerkopf. »Ihr Anruf, Sir?«
    »Löschen.« Der Kopf verschwand. »So was wie der?«
    »Ja, nur war es bei mir ein Mädchen.«
    »Natürlich. Sie sind eine Frau, und der Anruf erreichte Sie im Badezimmer, also blendete der Computer einen Ihrem Geschlecht entsprechenden Kopf ein. Der Computer paßt auch die Lippenbewegungen den Worten an, aber die Animation bleibt unpersönlich, solange Sie sich nicht selbst zeigen möchten. Das gleiche gilt für den Anrufer.«
    »Ich verstehe. Ein Hologramm.«
    »Ja. Kommen Sie mit.« Dann fügte er hinzu: »Sie sehen in diesem Handtuch ganz bezaubernd aus, aber mit bloßer Haut waren Sie noch attraktiver.«
    »Danke.« Wir gingen hinaus auf den Hotelflur. Pixel huschte vor uns hin und her. »Doktor, was ist das ›Komitee für Ästhetische Streichungen‹?«
    »Wie bitte?« Er klang überrascht. »Meuchelmörder, kriminelle Nihilisten. Wo haben Sie von denen gehört?«
    »Von dem Kopf im Badezimmer. Dieser Anruf.« Ich wiederholte das, was mir dort gesagt worden war, Wort für Wort. Glaube ich wenigstens.
    »Hmm, interessant.« Er sagte nichts mehr, bis wir seine Praxissuite erreichten, zehn Stockwerke tiefer auf dem Mezzanin.
    Unterwegs begegneten wir mehreren Hotelgästen, die nicht auf den »Startschuß« gewartet hatten. Die meisten waren nackt, von Dominomasken abgesehen, und einige trugen Vollmasken – von Tieren oder Vögeln oder abstrakten Phantasiegebilden. Ein Paar zeigte sich äußerst knallig mit nichts als Farbe herausgeputzt. Ich war froh über meinen Frotteekaftan.
    Sobald wir in Dr. Ridpaths Praxis angekommen waren, blieb ich im Wartezimmer zurück, während der Doktor dem vorauseilenden Pixel in ein angrenzendes Zimmer folgte. Er ließ die Tür offenstehen, so daß ich hören und sehen konnte, was drinnen geschah. Seine Praxishelferin stand mit dem Rücken zu uns und telefonierte – mit einem dieser sprechenden Köpfe. Anscheinend hielt sich niemand sonst in der Suite auf, aber es überraschte mich trotzdem etwas, daß auch die Schwester sich als für die Nacktheitsseuche anfällig erwiesen hatte. Sie hatte Schuhe, Höschen und eine Schwesternkappe auf und trug eine weiße Schwesternkluft über dem Arm. Sie erweckte ganz den Eindruck, als hätte sie der Anruf mitten beim Ausziehen – oder Umziehen – erreicht. Sie war eine große, schlanke Brünette. Das Gesicht konnte ich nicht sehen.
    »Ich richte es ihm aus, Doc«, hörte ich sie sagen. »Seien Sie heute nacht auf der Hut. Wir sehen uns im Kittchen. Bye.« Sie drehte sich halb um. »Das war Daffy Weisskopf, Boß. Er hat inzwischen ein paar Informationen für Sie. Todesursache: Ersticken. Aber hören Sie sich das mal an: Bevor der ganze Ketchup in ihn hineingeschüttet wurde, steckte man dem alten Bastard einen Plastikumschlag mit einer berühmten – oder berüchtigten – Karte in den Rachen: ›Komitee für Ästhetische Streichungen‹.«
    »Dachte ich mir schon. Hat er gesagt, welche Ketchupmarke es war?«
    »Fer cry eye yie!«
    »Und wieso entblättern Sie sich schon? Es sind noch drei Stunden bis zum Beginn des Festivals!«
    »Schauen Sie mal, Sie Sklaventreiber! Schon auf die Uhr gesehen? Dort ticken die kostbaren Sekunden meines Lebens dahin. Sehen Sie, was die Stunde geschlagen hat? Elf nach fünf! Laut Vertrag arbeite ich bis fünf.«
    »Laut Vertrag haben Sie Dienst, bis ich Sie entlasse, und ab fünf Uhr fällt nur der Überstundenzuschlag an.«
    »Es waren keine Patienten da, deshalb hatte ich schon begonnen, mich fürs Festival umzuziehen. Warten Sie mal, bis Sie das Kostüm sehen, Boß! Dabei wird ein Priester rot!«
    »Ich zweifle daran. Wir haben jetzt übrigens eine Patientin, und ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Okay, okay! Ich ziehe mir sofort die Florence-Nightin-gale-Klamotten wieder an.«
    »Machen Sie sich nicht die Mühe; das würde uns nur aufhalten. Mrs. Long! Kommen Sie bitte herein und ziehen Sie sich aus.«
    »Ja, Sir.« Ich folgte seiner Aufforderung unverzüglich und schälte mich unterwegs bereits aus dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher