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Segeln im Sonnenwind

Segeln im Sonnenwind

Titel: Segeln im Sonnenwind
Autoren: Robert A. Heinlein
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wahrscheinlich ein Kundenkonto.«
    »Oh! Doktor, ich bin keine Prostituierte, obwohl es vermutlich so aussieht.«
    Er zog die linke Braue so hoch, daß sein Toupet verrutschte, und wechselte das Thema. »Sie haben eine schöne Muschi.«
    Ich ging davon aus, daß er meine Katze meinte, bei der es sich wirklich um eine wunderschöne Muschi handelt – ein flammenfarbener Kater (genau wie meine Haarfarbe)  mit einem eindrucksvollen Tigermuster. Er wurde schon in mehreren Universen sehr bewundert. »Danke, Sir. Er heißt Pixel und ist ganz schön viel herumgekommen. Pixel, das ist Dr. Ridpath.«
    Der Doktor hielt ihm einen Finger dicht vor die kleine rosa Schnauze. »Tag, Pixel.«
    Pixel zeigte sich entgegenkommend (das tut er nicht immer, denn er ist ein Kater mit Prinzipien). Er beschnupperte den angebotenen Finger und leckte ihn dann.
    Der Doktor lächelte nachsichtig und zog den Finger zurück, als Pixel schließlich zu dem Schluß gelangte, daß der Ritualkuß lange genug gedauert hatte. »Das ist aber ein feiner Bursche! Wo haben Sie ihn her?«
    »Von Tertius.«
    »Ontershus? Kanada? Mmm, Sie sagten, sie hätten ein Geldproblem. Was nehmen Sie für Pixel, bar auf die Hand? Mein Töchterchen würde ihn lieben!«
    (Ich beschwindelte ihn nicht. Ich hätte es tun können, tat es aber nicht. Man kann Pixel nicht verkaufen – er bleibt einfach nicht verkauft, denn es ist unmöglich, ihn einzusperren. Für ihn sind Wände aus Stein kein Hindernis.) »Oh, tut mir leid! Ich kann ihn nicht verkaufen, denn er gehört mir nicht. Er gehört zur Familie meines Enkels – eines meiner Enkel – und seiner Frau. Colin und Hazel würden ihn nie verkaufen! Sie können es gar nicht, weil er nicht ihr Eigentum ist. Er gehört niemandem, sondern ist vielmehr ein freier Bürger.«
    »So? Vielleicht kann ich ihn bestechen. Wie wär's, Pixel? Viel Pferdeleber, frischer Fisch, Katzenkräcker, alles, was du möchtest. Viele nette Katzenmädchen in der Nähe, und wir lassen deine Zündkerzen auch dran. Na, was meinst du?«
    Pixel wand sich auf meinem Arm und gab damit kund, daß ich ihn absetzen sollte, was ich auch tat. Er beschnupperte die Beine des Doktors und rieb sich daran. »Jjjjetzzt?« fauchte er.
    »Sie hätten mein Angebot annehmen sollen«, sagte Dr. Ridpath zu mir. »Es scheint, als hätte ich eine Katze erworben.«
    »Darauf würde ich nicht wetten, Doktor. Pixel geht gerne auf Reisen, kehrt aber immer wieder zu meinem Enkel Colin zurück. Colonel Colin Campbell. Und zu dessen Frau Hazel.«
    Zum erstenmal sah mich Dr. Ridpath richtig an. »›Enkel. Colonel.‹ Miss, Sie haben Halluzinationen.«
    (Mir wurde plötzlich klar, wie ich auf ihn wirken mußte. Ehe ich Tertius verlassen hatte, hatte Ishtar mir eine Boosterbehandlung verpaßt – vor zweiundfünfzig Jahren –, und die kosmetische Aufbesserung durch Galahad war doch etwas übertrieben ausgefallen. Galahad mag sie gerne jung, besonders Rotschöpfe. Er sorgt dafür, daß meine Zwillingstöchter für immer Teenager bleiben, und wir drei sehen jetzt aus wie Drillinge. Galahad mogelt. Er ist, von Theodore mal abgesehen, mein Lieblingsehemann, aber ich werde es nie jemandem verraten.)
    »Ja, die habe ich wohl«, räumte ich ein. »Ich weiß nicht, wo ich bin, welcher Tag heute ist, was aus meinen Kleidern oder meinem Geld oder meiner Handtasche geworden ist, und ich weiß nicht mehr, wie ich hergekommen bin… Außer, daß ich in einem Irrelevanzbus nach New Liverpool saß und es zu irgendeinem Unfall gekommen ist. Wäre Pixel nicht immer noch bei mir, würde ich mich fragen, ob ich wirklich noch ich selbst bin.«
    Dr. Ridpath bückte sich, und Pixel gestattete ihm, ihn aufzuheben. »Was war das für ein Bus?«
    »Ein Burroughsshifter. Ich war in Boondock auf Tellus Tertius, und zwar auf Zeitlinie zwei im Galaktischen Jahr 2149 beziehungsweise im gregorianischen Jahr 4368, falls Ihnen das besser gefällt. Ich sollte auf Zeitlinie zwei nach New Liverpool, das mir als Stützpunkt für einen Feldeinsatz dienen sollte, aber irgendwas ist schiefgegangen.«
    »Ach so, ja. Hmm. Und Sie haben einen Enkel, der Colonel ist?«
    »Ja, Sir.«
    »Und wie alt sind Sie?«
    »Das hängt davon ab, wie Sie es berechnen, Doktor. Ich wurde auf der Erde auf Zeitlinie zwei am 4. Juli 1882 geboren . Ich lebte dort bis 1982, zwei Wochen weniger als ein Jahrhundert, zog dann nach Tertius um und wurde verjüngt. Das war nach meinem persönlichen Kalender vor zweiundfünfzig Jahren. Kürzlich erst
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