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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn
Autoren: Stacia Kane
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in sich getragen - das wäre bei der Inhaftierung sofort aufgeflogen -, und sie konnte nie und nimmer mitten in den Kirchengefängnissen Kontakt zu einem Geist hergestellt und sich mit ihm verbündet haben. Das war einfach völlig unmöglich.
    Das Aufblitzen zeigte sich nicht noch einmal. Nein. Sie bildete sich da was ein. Der ganze Stress, die Spannungen in ihrem Privatleben - sofern man bei ihr überhaupt von einem Privatleben sprechen konnte - und die erdrückende Fürsorglichkeit der Ältesten und der anderen Debunker, die sie mit der ewigen Besorgnis wegen ihres Beins und all den guten Absichten förmlich erstickten. Dazu dann noch ein paar Cepts extra und eine Panda sowie eine halbe Nip zum Wachbleiben ... Kein Wunder, dass sie langsam Halluzinationen bekam. Was denn noch, vielleicht weiße Mäuse?
    Der Älteste Griffin stand vor der Guillotine und räusperte sich.
    »Irene Lowe, auch bekannt als Madame Lupita, die Kirche hat Sie der Beschwörung von Geistern auf diese Erde für schuldig befunden. Außerdem hat man Sie des versuchten Mordes an Debunkerin Cesaria Putnam für schuldig befunden. Cesaria Putnam, ist diese Frau für die genannten Verbrechen verantwortlich?«
    Obwohl ihre rechte Hüfte protestierte und trotz eines leichten Stirnrunzelns des Ältesten Griffin erhob sich Chess. »Ja, Ältester.«
    »Und Sie erklären dies auf welcher Grundlage?«
    »Ich war Zeugin, als diese Frau die Verbrechen beging, Ältester.«
    »Und Sie schwören, dass Sie Fakt und Wahrheit sprechen?«
    »Das tue ich, Ältester.«
    Der Älteste Griffin nickte knapp und wandte sich dann Dana Wright zu, während Chess sich wieder auf den Stuhl sinken ließ. Eine Frau würde aufgrund ihrer Aussage sterben. Dabei war ihr Wort das Wort eines Junkies, einer Lügnerin, das Wort einer Frau, die ihren einzigen echten Freund betrogen hatte, und es war einen Scheißdreck wert.
    Er würde nie wieder mit ihr reden. Letzte Woche hatte sie es endgültig aufgegeben, ihn anzurufen. Sie hatte auch die Hoffnung begraben, dass sie ihn im Trickster oder Chuck’s treffen würde. Sie stand auch nicht mehr ständig in der Kälte auf dem Markt rum, nur um zu sehen, ob er sich da vielleicht mal blicken ließ. Natürlich war er immer noch da draußen unterwegs. Es gab Leute, die ihn gesehen hatten.
    Sie gehörte allerdings nicht dazu. Sie hätte nie gedacht, dass man jemandem so hartnäckig aus dem Weg gehen konnte. Es war, als könnte er es spüren, wenn sie sich näherte.
    In der Menge entstand Bewegung, und sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Ereignisse im Saal. Die eigentliche Hinrichtung stand jetzt unmittelbar bevor.
    Der Raum vibrierte inzwischen vor magischer Macht, die wie ein gewaltiger Herzschlag alles um sie herum zum Dröhnen brachte - langsam, satt und gleichmäßig. Ein Kreis war nicht nötig; der Raum selbst war ja kreisförmig und glich mit dem Eisenmantel in den Betonwänden einer magischen Festung.
    Der Älteste Griffin begann, die Trommel zu schlagen, und ließ dabei zwischen den einzelnen Schlägen die Hand gerade so lange in der Luft schweben, dass Chess sich beim atemlosen Warten ertappte. Sie konnte sich kaum rühren oder Luft holen, bis das nächste tiefe Dröhnen erklang. Die Magie des Saals strömte in sie, füllte die Leere in ihr und machte sie zu einem mächtigeren Wesen. Es fühlte sich gut an. So gut, dass sie am liebsten die Augen geschlossen und sich der Empfindung ganz hingegeben hätte, um alles und jeden zu vergessen und nur noch in dieser Energie zu existieren.
    Das konnte sie natürlich nicht. Sie wusste, dass sie es nicht konnte. Also sah sie stattdessen zu, wie der Psychopomp des Henkers Gestalt annahm. Der Hund wuchs aus dem Schädel und bildete nach und nach Beine, einen Schwanz und glänzendes schwarzes Fell aus, das die eben noch nackte Haut über den Knochen bedeckte.
    Der Trommelschlag beschleunigte sich. Trommeln ... auch bei Lupitas Seance in jener Nacht hatte es Trommeln gegeben, die von einem völlig mit Speed zugeknallten Duo gespielt worden waren. Und jetzt wurden wieder Trommeln geschlagen und begleiteten die Worte des Ältesten Griffin mit einem monotonen, schleppenden Rhythmus.
    »Irene Lowe, Sie wurden von einem Tribunal aus Kirchenältesten für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Dieses Urteil soll nun vollstreckt werden. Wenn Sie noch etwas zu sagen haben, haben Sie jetzt Gelegenheit dazu.«
    Lupita starrte auf den Boden und schüttelte den Kopf. Chess streckte die eigenen
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