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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn
Autoren: Stacia Kane
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war der letzte Mensch, den sie an ihrem Bett erwartet hätte. Wenigstens war er der Letzte, mit dem sie gerechnet hatte, bis sie bemerkte, dass Roger Pyle neben ihm stand.
    »Hey«, krächzte sie. Roger griff nach dem Wasserglas, das neben ihrem Bett stand, und reichte es ihr.
    »Nein, ich danke Ihnen«, fiel er ihr ins Wort. »Dafür, dass Sie meine Familie und meine Freunde vor dem Gefängnis bewahrt haben.«
    Wie war das?
    »Er weiß Bescheid«, schaltete sich Fletcher ein. »Über unsere Vereinbarung.«
    »Nachdem meine Frau und meine Tochter in meinem eigenen Haus angeschossen wurden, konnte ich ja wohl nicht mehr umhin zu bemerken, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, nicht? Und der Doktor hat mir eröffnet, dass ... tja, dass ich wohl bald Großvater werde.« Pyle schüttelte den Kopf. Also wusste er anscheinend immer noch nicht, dass nicht er Ardens Erzeuger war. »Ich kann es noch nicht so ganz fassen.«
    Chess wusste nicht, was sie sagen sollte. Er war froh, weil seine Familie und sein Freund ein Komplott geschmiedet hatten, um ihn hereinzulegen und ihm einen Riesenschreck einzujagen? Auf welchem Planeten ging das denn als gute Neuigkeit durch?
    Er musste ihre Gedanken erraten haben, denn er sagte: »Ich weiß, dass es für eine junge Frau wie Sie schwer zu verstehen ist. Aber ... sie sind meine Familie. Sie wollten mir nichts Böses, es war nur der einzige Weg, um mich endlich zum Zuhören zu bewegen. Es war ein Fehler von mir, dass ich sie gezwungen habe, hierherzuziehen. Und sie haben auch ein paar Fehler gemacht. Aber nur, weil man mal einen Fehler macht, heißt das doch nicht, dass man sich nicht mehr liebt.«
    Klar. Das wusste sie. Sie starrte den Becher in ihrer Hand an und wünschte, die beiden wären nicht im Zimmer, damit sie sich ein paar Cepts aus der Handtasche holen konnte. Das einzig Gute am Krankenhaus war, dass es umsonst Drogen gab. Leider waren sie so verdammt knauserig damit. Egal, wie sehr sie Schmerzen simulierte, neue Pillen gab es erst nach exakt sechs Stunden wieder. Korinthenkacker.
    Aber dank Lex hatte sie noch eine geheime Quelle. Die Begegnung war, gelinde gesagt, unangenehm gewesen, aber immerhin war er gekommen, hatte ihr Pillen mitgebracht und ihr einen Kuss gegeben. Wie es jetzt weiterging, musste sich erst noch herausstellen.
    Und ihr Bein und der Arm taten eigentlich auch gar nicht so besonders weh. Nur wegen ihres Jobs war sie überhaupt noch hier. Die Kirche würde nie und nimmer eine Angestellte aus dem Krankenhaus entlassen, bevor sie nicht hundertprozentig wiederhergestellt war.
    »Da bin ich aber froh«, sagte sie endlich, weil Pyle eine Antwort zu erwarten schien. »Ich hoffe, bei Ihnen kommt alles wieder in Ordnung.«
    »Hoffe ich auch.«
    Okay, das war jetzt echt ein bisschen komisch. Wusste er überhaupt, warum sie zugestimmt hatte, seine Familie zu decken? Scheiße, sie hatten sich nicht mal die Mühe gemacht, eine halbwegs überzeugende Erklärung für alles abzusprechen ... Moment mal. Sie sah Fletcher an.
    »Wir schieben alles Kemp in die Schuhe, oder? Und Sie sind hier, um mir zu sagen, was Sie denen erzählt haben?«
    Er nickte. »Mehr oder weniger. Wir behaupten einfach, dass Kemp die Geister aus Rache beschworen hat, wegen dem, was ich ihm angetan habe. Ich habe bereits mit Thad Griffin gesprochen. Und zu dem Geisterhaus sind Sie nur meinetwegen mitgekommen. Ich habe Sie um ihre Hilfe förmlich angefleht.«
    »Und der Älteste Griffin war ... Er ist einverstanden? Ich meine, kriege ich da jetzt ...«
    »Ich denke, Sie werden keine Probleme haben, nein.« Sein Blick hielt den ihren noch einen Moment länger fest. Nein, das meinte er doch wohl auf keinen Fall. Es hätte dem Ältesten Griffin ganz und gar nicht ähnlich gesehen, sich mit Sex bestechen zu lassen und bei einem Verbrechen beide Augen zuzudrücken. Da war sie ganz sicher. Aber ein Gefallen für einen alten Freund? Das schon eher.
    »Danke.«
    »Ach, das war doch das Mindeste. Oh, und ...« Er warf Pyle einen Blick zu. »Ihr Freund ... die Krankenhausrechnung ist bezahlt, ja? Wir übernehmen das.«
    Sie biss sich auf die Lippe. Ihr Freund ... Er war durchgekommen. Bei Bewusstsein gewesen. Und hatte sie nicht sehen wollen. Gestern hatte sie es zweimal versucht, aber beim ersten Mal war die Tür geschlossen gewesen und die Schwester hatte ihr gesagt, er schliefe, und beim zweiten Mal hatte irgendein Kumpel von ihm sie weggescheucht.
    Er wollte sie nicht sehen. Er hatte ihr das Leben gerettet und
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