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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
Autoren: Michelle Günter
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„Jonathan?“
    Seit sie erfahren hatte,
dass er sie hatte schützen wollen, als er ihr gesagt hatte, sie
solle sich das Amulett zurückholen, hatte sich ihre Meinung über
ihn stark verändert. Nun gut, sie hielt ihn noch immer für
einen langweiligen, narzisstischen Idioten. Doch wenigstens hatte er
Rückgrat, etwas, was sie bei Weiten nicht von jedem behaupten
konnte.
    „ Mel…Melica?“
Die Fassungslosigkeit auf seinem Gesicht ließ Melica beinahe
erblinden.
    Sie schenkte ihm ein
Lächeln. „Wer denn sonst?“
    Jonathans Kinnlade fiel
nun endgültig herab. Er sah aus wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Langsam bekam Melica das
Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Verwirrung mischte sich
in ihren Blick. „Du siehst aus, als hättest du einen Geist
gesehen“, sagte sie verwundert. Sie hatte ihren Mund kaum
geschlossen, da hatte er sie schon in seine Arme gerissen. So ein
wenig irritiert war Melica ja schon. Jonathan hatte sie noch nie
berührt und jetzt umarmte er sie sogar? Verrückte Welt.
    „ Ich dachte, du
wärest tot“, stammelte Jonathan. Sekunden später
presste er seine Lippen auf ihren Mund.
    Und Melica spürte,
wie sich alles in ihr versteifte. Entschieden wand sie sich aus
seinen Armen, starrte ihn sprachlos an.
    Jonathan erwiderte ihren
Blick trotzig, hatte aber wenigstens den Anstand, rot anzulaufen.
„Ich werde mich nicht für etwas entschuldigen, was ich mir
schon seit Monaten wünsche“, stellte er klar und brachte
Melicas Welt damit zum zweiten Mal völlig aus dem Gleichgewicht.
Sie entschied sich, rasch das Thema zu wechseln: „Warum sollte
ich denn tot sein?“
    „ Wir haben alle
gedacht, das Ritual hätte dich umgebracht! Als du vor zehn Tagen
hier eingeliefert worden bist, sah alles so aus, als seist du tot“,
antwortete Jonathan, stich sich verlegen über das raspelkurze
Haar. „Jetzt verstehe ich auch, warum Gregor dich nicht
begraben wollte. Keiner von uns konnte nachvollziehen, warum er dich
in ein Bett auf der Krankenstation verfrachtet und jedem verboten
hat, diesen Raum zu betreten. Er musste gewusst haben, dass du noch
lebst.“
    „ Ihr habt all die
Tage lang geglaubt, ich wäre tot?“
    Jonathan nickte bekümmert.
„Wir sind alle vollkommen fertig gewesen. Isak, Yvonne, Tizian,
deine Mutter und sogar dieser Sarcone – wir haben Ewigkeiten
gebraucht, um das zu akzeptieren. Umso unglaublicher, dass du nun
doch vor mir stehen kannst!“
    Sah fast so aus, als wäre
es ihr Hobby, ihre Freunde unwissentlich in dem Glauben zu lassen,
sie sei tot. Erst Angelina und Jim, jetzt die Schattenkrieger.
    Verbittert wandte sie das
Gesicht ab. „Weißt du, wo Zane gerade ist?“
    „ Es ist gerade
einmal sechs Uhr! Da wird er doch wohl-“
    „ Weißt du, wo
er steckt?“, unterbrach Melica ihn und verdrehte die Augen.
    Jonathan blickte sie
stechend an. Dann nickte er. „Er ist oben. Seit er zurück
ist, weigert er sich, das Antrum zu betreten.“
    Melicas Augenbrauen
erreichten beinahe Schallgeschwindigkeit auf ihrem Weg nach oben.
„Warum denn das?“
    „ Er gibt sich die
Schuld an deinem… nun Tod“, erklärte Jonathan
achselzuckend. „Zurecht, wenn du mich fragst. Ohne ihn wärst
du schließlich nie ins Schloss der Sarcones gegangen.“
    „ Ohne ihn wäre
ich auch längst nicht mehr am Leben“, bemerkte Melica
scharf, bevor sie sich umdrehte und ohne ein weiteres Wort in die
Eingangshalle lief. Oh ja – sie wusste durchaus, wie man einen
dramatischen Abgang hinlegte.

     
    ~*~
     
    Sie fand ihn genau an der
Stelle, an der er sie zum ersten Mal gezwungen hatte, den monströsen
Stein über die Farm zu tragen. Zane drehte ihr den breiten
Rücken zu, blickte völlig unbewegt in den Wald. Es war noch
dunkel, die Sonne würde erst in ein paar Stunden ihre Reise über
den Himmel antreten.
    Melica zuckte leicht
zusammen, als sie ihn sah und ihr ach so totes Herz machte einen
leichten Hüpfer. Es war dieser banale Augenblick, in dem mit
einem Mal aller Zweifel von Melica abfiel. Die Gewissheit traf sie
wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Und sie konnte nicht sagen, was
sie in diesem Moment mehr verstörte: die Erkenntnis, dass sie
sich ausgerechnet in Zane Sarcone verliebt hatte oder dass sie so
unvorstellbar lange gebraucht hatte, um dies zu bemerken.
    Sie trat mit einem
entschlossenen Schritt neben ihn. Zanes Kopf drehte sich langsam in
ihre Richtung, seine Augen wanderten über ihr Gesicht, glitten
über Nase, Mund und Kinn.
    Und ohne auch nur die
geringste Reaktion zu zeigen,
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