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Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)

Titel: Seelensplitter - Marionette des Schicksals (German Edition)
Autoren: Michelle Günter
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umgebracht?“
    „ Auf eine gewisse
Art und Weise ja. Melica… das Ritual hat Ihnen Ihre gesamte
Lebensenergie geraubt, eine Energie, die eine Hexe braucht, um zu
überleben. Die Hexe in Ihnen ist gestorben. Dass Sie noch hier
sind und mit mir sprechen können, verdanken Sie nur der
Tatsache, dass Zane Sie verwandelt hat. Das Ritual hätte jede
gewöhnliche Hexe getötet. Eine gewöhnliche Hexe sind
Sie jedoch dank Zane nie gewesen. Scheint so, als verdanken Sie Ihrem
Gefährten Ihr Leben. Auch das Amulett, das Sie um Ihrem Hals
tragen, wird Ihnen geholfen haben, nicht das Reich der Lebenden zu
verlassen.“
    Melica nickte leicht. Die
Nachricht, dass sie nun keine Hexe mehr war, enttäuschte und
erleichterte sie zu gleichen Teilen. Sie hatte für kurze Zeit
die erstaunlichsten Fähigkeiten gehabt, die sie sich hätte
vorstellen können – auf der anderen Seite würde sie
nun wohl niemandem mehr versehentlich Schaden zufügen können.
Schaden… Alarmiert richtete sich Melica auf, kämpfte den
Schmerz nieder, der durch ihre Glieder schoss: „An dem Abend,
an dem mein Vater gestorben ist, bin ich bei Jim gewesen, nicht
wahr?“
    Milde Überraschung
zeichnete sich auf Gregors Gesicht ab. „Sie erinnern sich
wieder?“
    Melica senkte den Kopf.
„An dem Abend habe ich… versehentlich …ein …ein
Haus…“ Warum fiel es ihr nur so schwer, den Satz zu
beenden?
    Gregor schien sie jedoch
auch so zu verstehen. Er schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.
„Das Haus, das durch Ihre Kraft explodiert ist, ist an diesem
Abend leer gewesen. Sie haben niemanden umgebracht, Melica.“
Die Erleichterung, die Melica empfand, war noch größer und
stärker als ihr Schmerz. Sie lächelte.
    Gregor erhob sich ächzend
von seinem Stuhl, strich sich seinen Umhang glatt. „Ich werde
Ihnen etwas gegen die Schmerzen geben“, sagte er und verschwand
hinter dem weißen Vorhang. Sekunden später kehrte er
zurück, in jeder Hand trug er ein kleines Fläschchen. Das
hellere der beiden reichte er ihr, das andere stellte er auf den
winzigen Tisch neben ihrem Bett.
    Auf Melicas misstrauischen
Blick hin, lächelte er leicht. „Es ist wirklich ein
Schmerzmittel. Renate hat mir gezeigt, wo sie sie aufbewahrt, falls
sie irgendwann einmal nicht hier sein sollte.“
    „ Wo ist Renate
überhaupt?“, fragte Melica interessiert, während sie
das Fläschchen aufschraubte und an der glasklaren Flüssigkeit
schnupperte. Es roch fürchterlich und schmeckte, wie sie
Sekunden später feststellen musste, sogar noch schlimmer.
    „ Renate schläft.
Es ist schließlich mitten in der Nacht.“
    Das hatte Melica nicht
gewusst. Woher auch? Im Antrum sah es zu jeder erdenklichen Tageszeit
absolut gleich aus. Mit einem Mal fühlte sich Melica in eine
wohlige Wärme getaucht, ihre Schmerzen hatten sich schlagartig
in Luft aufgelöst. Mit großen Augen starrte sie Gregor an.
„Das ist ja wunderbar!“, stieß sie begeistert aus.
„Warum hat mir Renate nichts davon gegeben, als ich hier völlig
zerschlagen nach dem Training aufgetaucht bin?“
    Gregor reichte ihr das
andere Fläschchen. „Es wirkt ausschließlich bei
Dämonen. Renate wollte kein Risiko eingehen und der Hexe in
Ihnen versehentlich schaden.“
    Melica öffnete das
nächste Fläschchen, stürzte es herunter, neugierig,
welche Wirkung dieses entfalten würde.
    Den Bruchteil einer
Sekunde später lag sie da, mit weit geöffnetem Mund und
tief schlafend.
     
     
    Als Melica viele Stunden
später wieder erwachte, fühlte sie sich wie neugeboren.
Erleichtert ließ sie ihren Blick durch die Krankenstation
wandern, fand jedoch keinen, dem sie die freudige Nachricht
entgegenschmettern konnte. Sie überlegte, ob sie vielleicht auf
jemanden warten sollte, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. So
ganz alleine hier herumzuliegen, war irgendwie gruselig. Langsam
schlüpfte sie aus dem Bett. Sie zog sogar die Bettdecke glatt,
bevor sie aus dem Zimmer verschwand. Ordentlichkeit musste
schließlich sein.
    Die Gänge des Antrums
waren wie ausgestorben. Anscheinend war es früher Morgen. Oder
die Schattenkrieger hatten es irgendwie geschafft, die Geister zu
verscheuchen. Ihre Mutter hätte das bestimmt fertig gebracht,
wenn sie es darauf angelegt hätte. Niemand hielt Jane länger
als unbedingt nötig aus.
    Melica bog gerade um die
Ecke, als vor ihr im Flur plötzlich ein haarloser Schädel
sichtbar wurde. Unbändige Freude begann sich auf Melicas Gesicht
auszubreiten, sie hatte ihn sofort erkannt.
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