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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer
Autoren: G O'Carroll
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immer noch mit leerem Blick vor sich hin. Maggs’ Kopf und Arme hingen inzwischen leblos herab. Er bot einen traurigen Anblick: gepfählt von einer Eisenstange, den Mund weit aufgerissen, die Augen für immer geschlossen. Quinn spürte Doyles Hand auf seinem Arm. »Moss, lass uns die Wohnung durchsuchen.«
    Er wandte sich um.
    Erst dann drangen Doyles Worte zu ihm durch. Die Wohnung, natürlich. Vielleicht fanden sie dort einen Hinweis. Ja, Doyle hatte recht: Sie mussten die Wohnung durchsuchen.
    Murphy trat auf sie zu, im Begriff, etwas zu sagen, doch die beiden Männer stürmten bereits auf die Treppe zu. Oben spähte Harry Long, der Nachbar, mit dem Quinn bei seinem letzten Besuch gesprochen hatte, über das Geländer.
    Sie nahmen die ganze Wohnung auseinander, durchwühlten Schubläden und Schränke. Jane Finucanes Computer war auf Standby. Quinn zückte sein Telefon und bat die Kollegen am Harcourt Square, umgehend einen Computerfachmann vorbeizuschicken, der mit dem Fall vertraut war und wusste, wonach sie suchten. Er konnte sich genau vorstellen, wie Maggs das Internet durchforstet hatte und dabei auf dieselben Informationen gestoßen war wie sie selbst: die drei protestantischen Märtyrer, die lilienweißen Jungs. Bestimmt hatte er das Gefühl gehabt, Gott auf seiner Seite zu haben, als er nicht nur zwei Jungs aus Kildare fand, sondern auch die Ballade über ihre grausame Mutter.
    So viel Bosheit ließ ihn schaudern.
    Schaudernd stellte er sich vor, wie der alte John Hanrahan die Treppe hinuntergestolpert war und in seiner Küche Mary Harrington vorgefunden hatte, die er für einen Geist hielt. Quinn hatte schon mehrfach mit Opfern von Mordversuchen zu tun gehabt, die bis zur Besinnungslosigkeit stranguliert worden waren und später, als sie wieder zu sich kamen, keinerlei Erinnerung an das Geschehene hatten.
    »Er hat es in allen Einzelheiten geplant, Doyle«, bemerkte er, während er in der Küche eine Schublade durchwühlte. »Trotzdem hatte ich, solange ich ihn verdächtigte, immer noch Hoffnung, dass Eva es schaffen könnte. Ich dachte, seine Gefühle für sie würden ihn davon abzuhalten, ihr ernsthaften Schaden zuzufügen. Aber durch unsere Trennung war sie für ihn zur Zielscheibe geworden. Vielleicht wollte er ihr letztendlich gar nicht wehtun, sah sich aber dennoch gezwungen, sie zu entführen. Zwei Fliegen mit einer Klappe: eine weitere Mutter, die sich in seinen Augen nicht genug um ihre Kinder kümmerte, und gleichzeitig eine einmalige Chance, Rache zu nehmen.
    Nebenan im Bad kämpfte Doyle sich gerade durch einen Korb schmutziger Wäsche. Die Tür stand offen.
    »Genau wie wir bezog er die meisten seiner Informationen aus dem Internet. Er hat uns an der Nase herumgeführt – bis hin zu jener letzten Nachricht, dem letzten verdammten Detail.«
    Doyle hielt einen Moment inne. Sein Gesicht wirkte völlig ausdruckslos, doch an seinen Augen konnte Quinn sehen, wie erschöpft er war.
    »Hinzu kamen die Kinderreime«, fuhr Quinn wild gestikulierend fort, »und das Polaroid-Foto. Schüreisen-Jimmy hasste er schon seit fünfundzwanzig Jahren. Mich hasste er, weil ich ihm Eva weggenommen und seinen erbärmlichen Kadaver vor Gericht gezerrt hatte. Und dich hasste er, weil dir von Anfang an klar war, was er seiner Mutter angetan hatte.« Er sah seinem Partner in die Augen. »Er hat sie umgebracht, Joe. Er hat tatsächlich Abflussreiniger in eine Weinflasche gefüllt, weil er genau wusste, dass sie ihn dann trinken würde. Er hat Janice Long und Karen Brady ebenso getötet wie die drei anderen Frauen und Mary Harrington: Seven stars in the sky; the seven who went to heaven. Die sieben, die in den Himmel kamen. Er hat gewusst, dass wir die Zeile finden würden und dass entweder Paddy Maguire oder Jimmy Hanrahan dafür ins Gefängnis wandern würde. Stell dir vor, wie er sich gefreut haben muss, als er erfuhr, dass wir sie beide verhaftet hatten.«
    »Das bedeutet, dass Eva noch am Leben ist«, erklärte Doyle.
    Quinn starrte ihn an.
    »Die sieben, die in den Himmel kamen, Moss. Die siebte Frau ist seine Mutter, nicht Eva. Sie lebt. Es besteht immer noch die Chance, dass wir sie finden.«
    Quinn sperrte Augen und Mund weit auf. »Du hast recht«, flüsterte er, »mein Gott, du hast recht!«
    Doyle kam aus dem Badezimmer herüber und nahm ihn am Arm. »Du hast vorhin gesagt, solange er als Täter in Frage kam, bestand wenigstens noch Hoffnung. Aber diese Hoffnung besteht nach wie vor. Wir dürfen nicht
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