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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer
Autoren: G O'Carroll
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sagen. Aber er ist noch voll da, Moss, und wie ich ihn kenne, ist er auch noch nicht im Bett, sondern gönnt sich gerade einen kleinen Absacker vor dem History Channel.«
    Mit dem Telefon am Ohr wartete er, während Quinn neben ihm ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. »Er ist nicht da«, unkte Quinn, »oder schon im Bett.«
    Doyle schüttelte den Kopf. »Der geht schon noch ran. Bestimmt.«
    Plötzlich lächelte er. »Mr. O’Donohue, sind Sie das? Hier spricht Joseph Doyle, von der Polizei. Wie geht es Ihnen? Gut? Das freut mich. Es ist schön, nach all den Jahren mal wieder mit Ihnen zu sprechen. Ich hatte damals Geschichte bei Ihnen. Das muss mittlerweile an die vierzig Jahre her sein. Sie erinnern sich? Heilige Muttergottes, das ist ja wirklich erstaunlich. Hören Sie«, kam er zur Sache, »Sie müssen entschuldigen, dass ich Sie so spät noch störe, aber ich brauche ganz dringend eine Information von Ihnen. Es ist wirklich sehr wichtig. Sie finden es bestimmt seltsam, dass ich Ihnen zu so nächtlicher Stunde eine solche Frage stelle, aber erinnern Sie sich zufällig an die Namen der drei blinden Mönche von Lislaughtin Abbey, die Pelham im Jahre 1580 gehängt hat?«
    Er verstummte. Während er den Worten seines alten Geschichtslehrers lauschte, kniff er die Augen leicht zusammen. »Sie haben einfach ein wunderbares Namensgedächtnis, Mr. O’Donohue. Vielen Dank, Sie waren mir eine große Hilfe. Wenn Sie das nächste Mal im Jett O’Carroll’s vorbeischauen, dann sagen Sie Eamon, dass er Ihnen auf meine Rechnung ein, zwei Bierchen ausgeben soll.«
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, wandte er sich wieder Quinn zu. »Ich hatte recht«, erklärte er. »Es ging Maggs gar nicht so sehr um Carrigafoyle, Moss. Es ging ihm um die drei blinden Mönche. Ihre Namen waren Scanlon, Hanrahan und Shea.«

Mittwoch, 3. September, 22:46 Uhr
    Doyle blickte an Quinn vorbei zu Harry Long hinaus, der immer noch in der Wohnungstür stand. »Nun kommen Sie schon herein, alter Junge, wenn Sie uns unbedingt einen ausgeben wollen«, sagte er, »aber fassen Sie nichts an.« Nachdem Long nähergetreten war, nahm Doyle ihm die Flasche ab, holte ein paar Gläser und schenkte jedem von ihnen einen Schluck Whiskey ein.
    »Scanlon, Hanrahan und Shea.« Quinn dachte scharf nach. Dabei spürte er seinen eigenen Pulschlag wie eine Art Gewicht in seinem Schädel. Er nahm von Doyle ein Glas entgegen und kippte seinen Inhalt hinunter. »Lieber Himmel! Der Kerl hat das Ganze viel genauer geplant, als wir uns das vorgestellt haben.«
    »Das kann man wohl sagen«, pflichtete Murphy ihm bei. » Nur Mary weiß Bescheid . Er wollte, dass wir die Akte von Mary noch einmal unter die Lupe zu nehmen. Nicht zu fassen, dass dieses Polaroid-Foto die ganze Zeit in der Schachtel lag.«
    Quinn atmete schwer aus. »Seit Marys Tod, um genau zu sein. Hätten wir es schon damals gefunden – wie von ihm ja eigentlich beabsichtigt –, dann wäre Jimmy dafür ins Gefängnis gewandert.«
    »Das hätte mir keine schlaflosen Nächte bereitet«, murmelte Doyle. »Die Jugendstrafe, die er damals absitzen musste, nachdem er Mrs. Bolton niedergeknüppelt hatte, war meiner Meinung nach viel zu milde bemessen. Er hätte mindestens doppelt so lang eingebuchtet gehört.«
    »Aber Shea?«, fragte Quinn. »Was wissen wir über Shea?«
    »Nichts« , entgegnete Murphy. »Wie auch? Ich meine, wie viele Sheas gibt es im Dubliner Telefonbuch?«
    Keiner von ihnen sagte etwas.
    Es war hoffnungslos. Ihnen blieb keine Zeit mehr. Nachdem es sich dabei um einen solchen Allerweltsnamen handelte, würde Maggs am Ende vielleicht doch derjenige sein, der zuletzt lachte.
    Harry Long, der mit einer Schulter am Türrahmen lehnte, trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Es geht mich ja eigentlich nichts an«, sagte er, »aber was ist mit der alten Eisenhütte?«
    »Was ist damit?« Doyle sah ihn fragend an.
    »Die alte Eisenhütte oben bei Shelley Banks. Sie ist schon seit Jahren geschlossen, aber mein Großvater hat als junger Mann dort gearbeitet. Ich bin mir sicher, dass sie Shea’s hieß. Die alte Fabrik oben am Wasser.«
    »Eine Eisenhütte?« Quinns Puls hatte sich beschleunigt. Er starrte Long fragend an.
    »Ja, sie hieß Shea’s oder vielleicht auch O’Shea’s, das weiß ich nicht mehr genau. Damals war sie aber sehr bekannt. Mein Großvater hat mir alles darüber erzählt. Zu Nelsons Zeit sind die Engländer mit ihrer Flotte in der Bucht vor Anker gegangen. Laut
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