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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder
Autoren: authors_sort
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auf und ab tigerte, wurde Abbie bewusst, dass sie die kleinen Errungenschaften zu schätzen gelernt hatte, weil die Rückschläge so niederschmetternd waren.
    Es war Rynes Schuld, dass sie sich nicht mehr für Callies Fortschritte begeistern konnte. Er war der Grund für die Zweifel, die jetzt an ihr nagten und sie in jedem von Callies Worten nach verborgenen Nuancen suchen ließen.
    »Du bist nervös.« Abbie stand in dem Durchgang zur Küche und musterte ihre Schwester. Callie hatte tatsächlich während des Abendessens zunehmend unruhig gewirkt und ganz gegen ihre Gewohnheit darauf bestanden, hinterher sofort zu Abbie zu fahren.
    »Nicht nervös. Gespannt. Ich muss dir etwas sagen. Dir etwas zeigen.«
    Instinkt und Erfahrung ließen sie dem Lächeln ihrer Schwester misstrauen. Doch sie achtete darauf, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen, als sie erwiderte: »Was denn?«
    »Ich glaube, die passende Frage wäre: ›Wen denn?‹« Jemand trat aus Abbies unbeleuchtetem Schlafzimmer. Da nur hinter ihr in der Küche und im Wohnzimmer Licht brannte, war kein Gesicht zu erkennen.
    Nur die Stimme war schaurig vertraut.

    Callie warf dem Neuankömmling ein verschlagenes Lächeln zu. »Du bist so ungeduldig, Baby. Ich hätte dich gleich geholt.« Sie ging zu der Gestalt und schlang ihr einen Arm um die Taille.
    Voller Beklommenheit trat Abbie näher und musterte den Mann, den ihre Schwester so vertraulich umarmte. Als sie schlagartig begriff, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    Es war verständlich, dass sie ihn nicht sofort erkannt hatte. Sie war es gewohnt, das lange blonde Haar gelockt zu sehen, das Gesicht geschminkt und die Nägel akkurat lackiert.
    Sie war es gewohnt, ihn als Karen Larsen zu sehen.
    Callie lachte glucksend. »Du solltest mal dein Gesicht sehen.« Sie wandte sich zu dem Mann um und sagte verschwörerisch: »Ich glaube, du hast sie erschreckt, Sean.«
    »Ist das Ihr richtiger Name?«, fragte Abbie im Plauderton, während sie fieberhaft nachdachte. Sie hatte Karen Larsen selbst überprüft. Hatte sogar mit einer der Dozentinnen an der Krankenpflegeschule gesprochen, wo Karen Larsen ihre Ausbildung gemacht hatte. Karen Larsen existierte. Der Ausweis, den er vorgezeigt hatte, war gültig.
    Nur war es nicht seiner.
    »Sei nicht so bürokratisch.« Callie klang pikiert, während Karen – oder Sean – Abbie anstarrte. »Natürlich ist das sein richtiger Name. Sean Grant. Er ist mein Geliebter, und ich wollte, dass du ihn kennenlernst, weil er und ich uns mittlerweile ziemlich …« Sie lachte lasziv und gab ihm einen Kuss auf den Hals. »… nahegekommen sind.«
    Ohne den Blick von Abbie abzuwenden, schlang der Mann Callie einen Arm um die Schultern. Als sie die Spritze in seiner Hand sah, stürzte Abbie auf ihn zu. »Nein!«
    Doch Callie blickte lediglich verwirrt drein und schaute zwischen der Spritze in ihrem Arm und Grant hin und her. »Was soll das? Das ist jetzt echt kein guter Moment,
Baby. Meine kleine Schwester hält nichts davon.« Das letzte Wort kam genuschelt, und sie lachte erstaunt auf. »War das Heroin? Ich nehm nämlich kein Heroin mehr. Hatte mal’nen … schlechten Trip.« Sie schwankte und klammerte sich an Grant. Als er sie wegschob, fiel sie zu Boden und kicherte hilflos.
    »Deine miese Schwester weiß, was es ist.« Der Mann trat einen Schritt vor. »Zumindest weiß sie, wie es wirkt.« Mit einem bösartigen Lächeln wandte er sich an Abbie. »Wenn man den Nachrichten glaubt, weißt du ja sowieso praktisch alles. Offenbar bist du Expertin für mich. Also erzähl ihr doch, wer ich bin. Oder noch besser, erzähl uns beiden, was ich für dich und Callie heute Abend geplant habe.«
    Oh Gott. Ihre Lunge war wie zugeschnürt, und durch ihre Adern floss Eis. Abbie warf einen Blick auf Callie, die jedoch nur lethargisch einen Arm zu heben versuchte und verständnislos registrieren musste, dass sie es kaum schaffte.
    »Sie hat nichts damit zu tun«, erklärte Abbie mit fester Stimme. »Sie wollen doch mich, stimmt’s? Lassen Sie Callie gehen.«
    »Ganz im Gegenteil.« Grant verschränkte die Arme und musterte sie mit einem Hauch von Belustigung. »Ich will euch beide. Und ich warte immer noch darauf, dass du meine Gedanken liest. Sag mir, was ich tun werde. Du musst es doch wissen, du bist die verfluchte Expertin!« Mit einer raschen Bewegung griff er nach einem der gerahmten Bilder auf dem Kaminsims und schleuderte es in ihre Richtung.
    Abbie duckte sich und behielt ihn im Blick,
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