Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Zweck die Fotos erwähnt, die er Ryne gegeben hatte. Das hatte Dixons Zorn prompt von McElroy auf Ryne umgelenkt. In der Annahme, Ryne habe McElroys Suspendierung ignoriert, hatte ihm der Commander eine geharnischte Standpauke mit allen Schikanen gehalten, die in der Einsatzzentrale und weit darüber hinaus zu vernehmen gewesen war.
    Ein ausgeklügelter Eiertanz um die Fakten herum war nötig gewesen, um Dixon davon zu überzeugen, dass McElroy mitnichten an den Ermittlungen beteiligt war, ohne dabei auf die Bilder einzugehen, die der Mann gemacht hatte. Trotzdem hielt Ryne Dixons Wutausbruch für übertrieben. Offenbar bekam er wegen dieses Falls gehörigen Druck von ganz oben.
    Vielleicht hatte er aber auch Beziehungsprobleme. Vielleicht
hatte seine Frau es endlich begriffen und ihn mit einem Tritt in seinen verlogenen, ehebrecherischen Hintern auf die Straße gesetzt.
    Geschähe dem Mistkerl recht.
    Ryne rieb sich mit beiden Händen das Gesicht. Er wusste nur zu gut, wie eine Frau einem Mann zusetzen konnte. Aber er würde garantiert nicht wie ein Jammerlappen hier sitzen und darüber nachgrübeln, dass er so gut wie alles dafür geben würde, jetzt an Abbies Seite zu sein. Sie nur anzusehen. Ideen mit ihr auszutauschen. Oder sich in ihr zu vergraben.
    Das machte ihn zuerst melancholisch und dann wütend.
    Er richtete sich auf, sah auf die Uhr und zuckte mental die Achseln. Es war schon fast dunkel, doch nach Hause zog ihn nichts. Niemand wartete dort auf ihn.
    Müde schob er seinen Stuhl zurück und erhob sich, um auf der anderen Seite des Büros das Fax abzuholen, das ihm Cyn Paulus geschickt hatte. Unterwegs begegnete ihm Mallory, der soeben den Einsatzraum betreten hatte.
    »Dale. Was hast du denn um die Zeit hier zu suchen?«
    Der andere Mann grinste verlegen. »Ich krieg den Fall heute Abend einfach nicht aus dem Kopf. Meine Frau hatte irgendwann die Nase voll davon, dass sie alles zweimal sagen musste, und hat mich zurück ins Revier geschickt. In Gedanken war ich sowieso hier.«
    Ryne griff nach den gefaxten Seiten. »Verständnisvolle Frau.«
    »Eher sauer als verständnisvoll, aber jetzt bin ich da. Du kannst mir also gern etwas zu tun geben.«
    Ryne hörte nur halb zu, da er bereits die erste Seite mit den gefaxten Fotos studierte. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen kamen auf dem Fax noch grobkörniger heraus, doch Cyn Paulus hatte um Holdens Kopf einen Kreis gezogen
und seinen Namen unterstrichen. Ryne stimmte ihrer Einschätzung zu. Der Typ war unheimlich.
    Mallory spähte ihm über die Schulter. »Ist das derselbe Holden, der auch an den Versuchsreihen bei Ketrum mitarbeitet?«
    »Ich scanne das Foto gleich ein und maile es nach Montana. Mal sehen, ob ihn der Sheriff dort wiedererkennt.« Noch während er sprach, betrachtete er die zweite Seite. Und hielt die Luft an. Auch hier war ein Kopf umkringelt und ein Name unterstrichen. Große, verschlungene Buchstaben bildeten eine Bildunterschrift: Holdens einzige engere Bekanntschaft, soweit wir uns erinnern.
    Ryne starrte auf das Foto hinab. Da er seinen Augen nicht traute, legte er den Kopf schief und musterte es erneut aus einem anderen Winkel.
    »Was ist denn?«
    Ryne hielt ihm das zweite Blatt hin. »Konzentrier dich mal nur auf das Gesicht. Wem sieht das ähnlich?«
    Der andere Detective runzelte die Stirn. Zwinkerte. Beugte sich vor, um es aus der Nähe zu betrachten.
    Dann stieß er einen lang gezogenen Pfiff aus und sah Ryne an. »Heilige Scheiße.«
    »Ja«, sagte Ryne. »Heilige Scheiße.«
     
     
    »Ich fand Dr. Solem nett. Kompetent.«
    Callie zog als Reaktion auf Abbies Äußerung eine Schulter hoch und hakte einen Finger in die Jalousie, um auf die Straße zu spähen. »Sie ist’ne Psychotante. Die sind alle gleich.«
    Genau wie Callies Reaktion auf Therapeuten.
    Abbie stellte ihre Tasche aufs Sofa. Immerhin war Callie aufrichtig zu der Ärztin gewesen, tröstete sie sich im Bemühen, ihre trübe Stimmung zu heben, obwohl die Sitzung eigentlich
nur ein erstes Orientierungsgespräch gewesen war. Callie hatte ein paar Tage zuvor im Krankenhaus eine Vollmacht unterschrieben, damit Dr. Faulkner und Dr. Solem Informationen austauschen konnten und die neue Therapeutin eine Kopie ihrer Patientenunterlagen bekam.
    Callie wirkte etwas ruhiger. Aufgrund ihrer Erfahrung mutmaßte Abbie, dass sie ihre Medikamente wirklich wieder nahm. Das Schwierige war nur, sie auch bei der Stange zu halten.
    Während sie ihrer Schwester dabei zusah, wie sie nun im Zimmer

Weitere Kostenlose Bücher