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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder
Autoren: authors_sort
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Mundwerk zu Hause war, wollte das etwas heißen.
    Ryne klickte auf die Maus. Die Leinwand zeigte das Bild eines teilweise abgewrackten Piers, unter dem etwas Metallisches glänzte. »Ein Käfig ist an die Verankerung dieses Docks am St. Andrew’s Sound gehängt worden. Dorthin hat er sie danach verschleppt.«
    »Sieht aus wie der Zwinger für meinen Labrador«, bemerkte Wayne Cantrell.
    Ryne warf ihm einen Blick zu. Der Detective lümmelte wie üblich mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl. Auf seinen Zügen zeichnete sich der klassische Stoizismus seiner Choctaw-Ahnen ab. »Es ist tatsächlich ein Hundezwinger«, bestätigte Ryne. Auf dem nächsten Foto war er in Nahaufnahme zu sehen. »Stabil genug für eine Frau von knapp sechzig Kilo. Laut der medizinischen Untersuchung hat sie zwei Injektionen bekommen. Es dauert mindestens eine Woche, bis wir den toxikologischen Befund haben, aber so wie sie das Kribbeln in den Lippen, die verstärkten Empfindungen
und das verschwommene Gedächtnis beschrieben hat, klingt es ganz nach unserem Mann.«
    »Zum Kotzen.«
    Ryne konnte Cantrell nur aus vollem Herzen zustimmen. Zu allem Übel hatten sie kaum brauchbare Anhaltspunkte für die Identität des sadistischen Vergewaltigers.
    Die restlichen Bilder zogen kommentarlos vorüber. Am Schluss ging Ryne zur Tür und machte Licht. »Die Wasserpolizei hat nicht viel aus ihr herausbekommen, als sie sie gefunden haben, also haben sie zunächst vor Ort die Spuren gesichert. Ihre erste vorläufige Aussage wurde in der Klinik aufgenommen, ehe man uns den Fall übergeben hat.«
    »Wo ist sie jetzt?«, wollte Isaac Holmes wissen, der erfahrenste Detective im Raum. Mit seinen Hängebacken und dem langen, schmalen Gesicht sah er dem alten Hund in der Serie The Beverly Hillbillies erstaunlich ähnlich. Doch er konnte eine beneidenswerte Aufklärungsquote vorweisen, was den Ausschlag gegeben hatte, als ihn Ryne für die Sonderkommission angefordert hatte.
    »Sie ist im St. Joseph’s/Candler behandelt und mittlerweile entlassen worden. Momentan wohnt sie bei ihrer Mutter. Die Adresse ist in den Akten.«
    »Und wo zum Teufel bleibt der zusätzliche Ermittler, den uns Dixon versprochen hat?«
    McElroys barsche Frage traf Ryne an einer wunden Stelle, doch das ließ er sich nicht anmerken. »Commander Dixon hat mir versichert, dass er bereits mehrere mögliche Kandidaten im Auge hat, von denen er uns einen zuweisen wird.« Er ignorierte das allgemeine Murren im Raum. Wenn die Sonderkommission nicht noch am selben Tag ein weiteres Mitglied bekam, würde er die Sache mit Dixon persönlich ausfechten. Mal wieder.
    »Wir müssen den primären Tatort untersuchen und das
Opfer befragen. Cantrell, du und …« Er verstummte, als die Tür aufging und eine zierliche junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren hereinkam. Trotz der drückenden Kombination aus Hitze und Luftfeuchtigkeit trug sie ein langärmliges weißes Hemd über ihrer schwarzen Hose. Ryne hatte sie noch nie gesehen, doch da sie ein offizielles Namensschild mit Foto an der Hemdtasche hängen hatte und einen dicken Aktenordner bei sich trug, hielt er sie für eine Aushilfssekretärin. Und falls in der Akte Kopien des vollständigen Berichts der Wasserpolizei lagen – nun, es war auch weiß Gott höchste Zeit.
    »Ich suche Detective Robel.« Sie musterte sämtliche Anwesenden, ehe sie sich ihm zuwandte.
    »Sie haben ihn gefunden.« Er wies zu einem Tisch neben der Tür. »Legen Sie die Akte dorthin und machen Sie beim Hinausgehen die Tür zu.«
    Sie sah ihn leicht belustigt an. »Ich bin Abbie Phillips, das neueste Mitglied Ihrer Sonderkommission.«
    »Kriegt die Polizei jetzt Rabatt auf besonders handliche Mitarbeiter?« Gelächter wallte durch den Raum, erstarb jedoch schnell wieder. Nach einem warnenden Blick von Ryne zuckte McElroy die Achseln und fuhr sich durch das ohnehin bereits zerzauste braune Haar. »Ach komm, Robel, ist sie überhaupt schon vierzehn?«
    »Willkommen im Team, Phillips«, begrüßte Ryne die junge Frau in sachlichem Tonfall. »Für die Vernehmungen der Opfer können wir eine Frau gebrauchen. Wir mussten uns schon weibliche Beamte von anderen Dienststellen ausleihen.«
    »Ich hoffe, ich kann mehr beitragen als nur das.« Sie reichte ihm den Aktenordner. »Ein Überblick über meine Qualifikationen.«
    Der Ordner war zu dick für eine Jungpolizistin, doch es war auch keine Personalakte des SCMPD. Er musterte die
junge Frau erneut. Kein Abzeichen. Keine Waffe. Mit einem
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