Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
der Treppe blieben sie stehen. Die Anzugtypen standen ein Stück weit weg. Nach den Blicken zu urteilen, die sie den beiden zuwarfen, ging ihnen langsam die Geduld aus.
    Dixons Worte sagten das Gleiche. »Sie wollten eine Person mehr, und Sie haben sie bekommen. Arbeiten Sie mit den Leuten, die Sie haben, Detective. Der Polizeichef will Ergebnisse von mir sehen. Besorgen Sie mir etwas, was ich ihm vorlegen kann.« Sein Blick schweifte zu den Männern ab, die auf ihn warteten. »Haben Sie den Zusammenhang zwischen der letzten Vergewaltigung und den vorherigen belegen können?« Ryne hatte Dixon und Captain Brown vor der Einsatzbesprechung am Morgen auf den neuesten Stand gebracht.
    »Die Spurensicherung ist schon am Tatort. Und meine Männer sind gerade auf dem Weg dorthin.«
    »Gut.« Es war klar, dass für Dixon das Gespräch damit beendet war. »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas Handfestes haben.«
    Ryne ließ sich die Wut nicht anmerken, die in ihm loderte, als der Commander davonging. Hinter Dixons Motivation dafür, eine Beraterin von außen zu engagieren, steckte garantiert der Wunsch, den Bürgermeister zufriedenzustellen. Das zweite Opfer war dessen Enkelin gewesen, eine College-Studentin, die auf dem Nachhauseweg von ihrem Job entführt und zum Strandhaus ihrer Großeltern verschleppt worden war, wo dann die Vergewaltigung stattfand. Der Mann hatte den begreiflichen Wunsch nach Ergebnissen,
und dass Dixon nun Abbie Phillips engagiert hatte, war lediglich das jüngste Zugeständnis. Dem Fall einen weiteren Ermittler aus den eigenen Reihen zuzuweisen machte eben keinen solchen Eindruck wie eine Profilerin von außen, noch dazu eine, die von Adam Raiker ausgebildet worden war, einem Mann, der vor ein paar Jahren fast fürs FBI zum Märtyrer geworden wäre.
    Zumindest hoffte er, dass er Dixons Absichten richtig interpretiert hatte. Ryne wandte sich um und kehrte in den Besprechungsraum zurück. Er hoffte inständig, dass der Mann lediglich seine gewohnte Speichelleckerpolitik auslebte und sich nicht hinter einer Strategie verschanzte, mit der er seinen eigenen Kopf retten würde, wenn der Fall nicht aufgeklärt wurde.
    Falls es dazu kam, wusste Ryne genau, wer am Ende im Regen stehen würde.
     
     
    Als Detective Robel zurückkam, merkte Abbie ihm sofort an, dass sich seine Laune verschlechtert hatte. An seinem Gesichtsausdruck sah man das zwar nicht, doch vor unterdrückter Wut hielt er den Rücken stocksteif, und seine Bewegungen waren angespannt. »Gehen wir«, sagte er barsch.
    Wortlos erhob sie sich und folgte ihm hinaus. Er gab sich keine Mühe, seinen Schritt zu zügeln. Fast musste sie rennen, um ihm nachzukommen, womit er sich bei ihr nicht gerade beliebt machte. An einem Schreibtisch blieb er stehen und warf den Ordner mit ihren Qualifikationen darauf, ehe er nach einer daneben liegenden dicken Fächermappe griff.
    »Hier.« Er drückte Abbie die Mappe in den Arm. »Sie können sich unterwegs mit dem Fall vertraut machen.«
    Unterwegs wohin? Zum Tatort? Zum Opfer? Sie verkniff sich eine Nachfrage. Er war nun nicht mehr so reserviert höflich wie zuvor, sondern eher schroff, und es bedurfte
keines großen Scharfsinns, um zu begreifen, dass sie der Grund für diese Veränderung war. Seine Haltung war nichts völlig Neues für sie. Er wäre nicht der erste Detective, der etwas gegen ihre Anwesenheit in seinem Team hatte, zumindest anfangs. Sie hatte schon oft die Erfahrung gemacht, dass Cops eifersüchtig über ihr Revier wachten.
    Statt ihm auf dem Fuß zu folgen wie ein dressiertes Hündchen, behielt Abbie den Detective im Auge, während sie nach ihm das Gebäude verließ und die breite Steintreppe hinunterstieg. Fast sofort wurde ihr Haaransatz feucht. Obwohl es noch nicht einmal Mittag und leicht bedeckt war, betrug die Luftfeuchtigkeit bestimmt um die neunzig Prozent. Warum musste sich eigentlich der größte Teil ihrer Aufträge in überdimensionalen Saunas abspielen? Erst Houston. Dann Miami. Und jetzt Savannah.
    Natürlich lag es an ihrem Job. Ihr ganzes Leben wurde davon beherrscht. Doch es war ihre eigene Entscheidung gewesen, wenig Raum für anderes zu lassen – eine Entscheidung, die sie noch bereuen sollte.
    Am Fuß der Treppe blieb Robel stehen, als wäre ihm gerade erst wieder eingefallen, dass er in Begleitung war, und sah sich ungeduldig um. Ohne jede Hast schloss sie zu ihm auf, und sie gingen gemeinsam auf den Polizeiparkplatz zu.
    »Haben Sie Erfahrung mit der Vernehmung von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher