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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder
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von seiner üblichen Entourage.
    Ryne bahnte sich einen Weg durch die Menschentraube, die Dixon umgab. Er hob die Stimme, um die anderen zu übertönen. »Commander, kann ich Sie kurz sprechen?«
    Dixon hob eine Hand in die Höhe, was alles Mögliche heißen konnte. In diesem Fall hieß es offenbar, dass Ryne warten solle, bis er den Witz zu Ende erzählt hatte, mit dem er gerade ein paar Anzugtypen beglückte, die förmlich an seinen Lippen hingen.
    In den knapp zwölf Jahren, die Ryne ihn kannte, hatte sich Derek Dixon kaum verändert, was kein Kompliment war. Er sah aus wie ein hübscher blonder Junge und hatte das
Wesen eines Chamäleons. Leutselig und charmant im einen Moment, nüchtern und geschäftsmäßig im nächsten. Er war die ultimative Public-Relations-Waffe, da er es perfekt beherrschte, in den Augen der Leute alles zu verkörpern. Ryne wusste allerdings, dass seine Gewohnheit, für alle Frauen das Eine zu verkörpern, beinahe seine Ehe zerstört hätte.
    Nicht einmal seine Eigenschaft als selbstverliebter Frauenheld hatte seinem beruflichen Aufstieg irgendetwas anhaben können. In Boston war er der Polizeiattaché des Bürgermeisters gewesen, und vor drei Jahren war er als Leiter der Kriminalpolizei nach Savannah gekommen. Dass seine Frau die Nichte des Polizeichefs war, hatte vielleicht dazu beigetragen, dass er den Job bekommen hatte, doch Ryne konnte sich schwerlich ein Urteil erlauben. Als er vor einem Jahr Dixons unerwartetes Jobangebot erhalten hatte, hatte er seine Karriere von der Dixons abhängig gemacht.
    Der Gedanke daran war unangenehm, aber schlaflose Nächte bescherte es ihm nicht.
    Durch prustendes Gelächter drückten die Anzugtypen ihre Anerkennung für Dixons Humor aus, der – wie Ryne nur allzu gut wusste – politisch unkorrekt und von bissiger Intelligenz sein konnte.
    »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.« Dixon klopfte den zwei Nächststehenden auf die Schultern. »Ich muss mit einem meiner Detectives sprechen.« Die Menge auf der Treppe teilte sich vor ihm wie das Meer vor dem Propheten.
    »Detective Robel.« Er entblößte seine blitzenden Zahnkronen. »Sie wollten sich bedanken?«
    »Ich bin Ihnen dankbar für die Verstärkung der Sonderkommission.« Unabhängig von ihrer gemeinsamen Vergangenheit und von allem, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, wahrte Ryne in der Öffentlichkeit stets einen absolut
förmlichen Umgangston gegenüber Dixon. »Aber ich weiß nicht, ob uns jemand von außen so viel nützen wird, wie es ein Ermittler aus unserer eigenen Truppe könnte.«
    Dixons Augen blitzten zornig. »Haben Sie denn nicht gelesen, was sie für Qualifikationen hat? Niemand sonst in unserer Behörde hat so viel Erfahrung. Sie haben doch schon von Raiker Forensics gehört, oder? Besser bekannt sind sie unter dem Namen ›Mindhunters‹, weil Adam Raiker jahrelang in der Abteilung für Verhaltensforschung beim FBI gearbeitet hat. Die Ausbildung dort ist die beste, die es gibt. Mit der Phillips bekommen wir einen Profiler und einen Ermittler zum Preis von einem.«
    »Apropos Preis.« Nebeneinander stiegen sie die Treppe hinunter. »Die Finanzmittel sind begrenzt, hieß es im letzten internen Memo. Da kommt es mir seltsam vor, Geld für eine Beraterin von außen auszugeben, wenn wir bereits bezahlte Kollegen auf der Gehaltsliste haben, die die gleiche Arbeit ohne Zusatzkosten erledigen könnten.«
    Obwohl er sich um einen gelassenen Tonfall bemüht hatte, sagte ihm Dixons Miene, dass ihm das nicht ganz gelungen war. Dixon blickte sich um, als wollte er feststellen, wer in Hörweite war, und senkte die Stimme, ohne auch nur eine Sekunde lang sein verbindliches Lächeln abzulegen. »Sie brauchen sich nicht um die Finanzen unserer Polizei zu sorgen, Detective, das ist mein Job. Ihrer ist es, dieses Schwein zu finden und unschädlich zu machen, das in unserer Stadt Frauen vergewaltigt. Wenn Sie das bereits geschafft hätten, bräuchte ich niemanden dazuzuholen, oder?«
    Die Spitze saß. »Wir machen kontinuierliche Fortschritte …«
    »Vergessen Sie nicht, dass ich genauso auf der Abschussliste stehe wie Sie. Bürgermeister Richards ruft mich seit der zweiten Vergewaltigung ständig an.«

    Obwohl er wusste, dass es zwecklos war, unternahm Ryne noch einen letzten Versuch. »Okay, wie wär’s dann mit einer weiteren Person für die Sonderkommission, zusätzlich zu Phillips? Mallory vom vierten Bezirk wäre ein guter Mann, und er hat fünfzehn Jahre Erfahrung.«
    Am Fuß
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