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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos
Autoren: D Koontz
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wie vorher. Eine Weile tot zu sein hatte mich erfrischt.
    Als wir im zwölften Stock die Aufzugtür aufstemmten, freute sich Danny, uns zu sehen. Er hatte noch keinen der beiden Energieriegel angerührt und bestand darauf, sie mir ungeöffnet zurückzugeben.
    Er hatte das Wasser, das ich ihm hinterlassen hatte, getrunken, aber nicht, weil er durstig gewesen war. »Nach der ganzen Schießerei«, sagte er, »hab ich dringend die Flaschen gebraucht, um reinzupinkeln.«
    Karla fuhr mit Danny im Rettungswagen zum Krankenhaus. Später blieb dann sie statt des Chiefs bei ihm, als ich ihm vom Schicksal seines Vaters erzählte. Die Frauen strenger, lakonischer Männer sind insgeheim die Stützen dieser Welt.
    In der dunklen, öden Asche des ausgebrannten ersten Stockwerks fanden wir die Überreste von Datura. Der Berglöwe war verschwunden.
    Wie ich erwartet hatte, war ihr bösartiger Geist nicht dageblieben. Sie hatte keine Gewalt mehr über ihren Willen und
musste ihre Freiheit dem preisgeben, der Anspruch darauf hatte.
    Im Wohnzimmer der Suite im zwölften Stock bewiesen Spuren von Blut und Schrot, dass ich Robert verwundet hatte. Auf dem Balkon lag ein lose gebundener Schuh. Der war ihm offenbar vom Fuß gerutscht, als er rückwärts über die Metallschiene der Schiebetür gestolpert war.
    Direkt unterhalb des Balkons fanden wir auf dem Parkplatz Roberts Pistole und seinen zweiten Schuh, als hätte er ihn ausgezogen, um nach dem Verlust des anderen nicht humpeln zu müssen.
    Nach einem derart tiefen Sturz auf harten Boden hatte er bestimmt in einer Blutlache gelegen. Inzwischen hatte der Regen das Pflaster rein gewaschen.
    Man war allgemein der Ansicht, dass Datura und André die Leiche ins Trockene geschafft hatten.
    Ich teilte diese Meinung nicht. Die beiden hatten die Treppen bewacht. Sie hatten weder die Zeit noch die entsprechende Einstellung gehabt, um einen toten Gefährten mit Würde zu behandeln.
    Ich hob den Blick, betrachtete die dunkle Wüste jenseits der Hotelmauer und fragte mich, welches Bedürfnis, welche Hoffnung und welche Kraft Robert wohl fortgezogen hatte.
    Vielleicht würde eines Tages ein Wanderer seine mumifizierten, zusammengekauerten Überreste finden, schwarz gekleidet, aber schuhlos, in einer Höhle, aus der die Füchse vertrieben worden waren, um einen Mann aufzunehmen, der einfach in Frieden ruhen wollte – für seine fordernde Göttin unerreichbar.
    Roberts Verschwinden bereitete mich darauf vor, dass es dem in den Kanal entsandten Suchtrupp nicht gelingen würde, die Leichen von André und dem Schlangenmann zu bergen.

    Am Ende des Kanals hing das hohe Eisentor schief und verbogen in seinen Angeln. Es stand weit offen. Dahinter stürzte ein Wasserfall in eine Höhle. Sie bildete den Anfang eines Labyrinths unterirdischer Seen, das praktisch unerforscht und zu gefährlich war, um eine Suche nach den Leichen zu rechtfertigen.
    Hier war man allgemein der Ansicht, die starke Strömung sei von einer übergroßen Masse Treibgut so stark behindert worden, dass sie das Stahlgitter samt den gewaltigen Angeln verbogen und schließlich das Schloss gesprengt hatte.
    Obwohl diese These mich keineswegs zufriedenstellte, hatte ich kein Bedürfnis, eine unabhängige Untersuchung durchzuführen.
    Da Ozzie Boone sich immer freut, wenn ich meine Allgemeinbildung ausbaue, habe ich die Bedeutung einiger Begriffe recherchiert, die mir vorher unbekannt waren.
    Mundunugu erscheint in ähnlicher Form in verschiedenen ostafrikanischen Sprachen. Ein Mundunugu ist ein Medizinmann.
    Voodoo-Anhänger glauben, der menschliche Geist bestehe aus zwei Teilen.
    Der eine ist der Gros-bon-ange , französisch für »großer guter Engel«. Dies ist die Lebenskraft, die alle Wesen besitzen und von der sie beseelt sind. Bei der Empfängnis tritt der Gros-bon-ange in den Körper ein, um bei dessen Tod sofort zu Gott zurückzukehren, von dem er stammt.
    Der andere ist der Ti-bon-ange , der »kleine gute Engel«. Dies ist die Essenz einer Person, ihr individueller Ausdruck, die Summe dessen, was sie im Leben tut, wofür sie sich entscheidet und woran sie glaubt.
    Weil der Ti-bon-ange nach dem Tod manchmal umherschweift und die Reise in seine ewige Heimat aufschiebt, ist er verwundbar für den Angriff eines Bokor , eines Voodoopriesters, der sich der schwarzen statt der weißen Magie verschrieben
hat. Er kann den Ti-bon-ange fangen, in eine Flasche stecken und zu vielen Zwecken verwenden.
    Es heißt, ein geschickter Bokor könne mit
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