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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos
Autoren: D Koontz
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Geheimnis bleiben. Ich habe nämlich nicht die geringste Erinnerung daran, wie ich von dem eisernen Tor im Kanal zur Küchentür des Blue Moon Cafés gekommen bin.
    Ich glaube, ich bin wirklich gestorben. Die Besuche, die ich Ozzie, Terri und den Porters abgestattet habe, waren keine Traumgebilde.
    Als ich allen später meine Geschichte erzählt habe, hat meine Beschreibung dessen, was sie während meiner Anwesenheit taten, exakt mit ihrer Erinnerung an diesen Abend übereingestimmt.
    Bill Burton sagt, ich sei arg mitgenommen und durchnässt an der Hintertür seines Lokals aufgetaucht und habe ihn gebeten, Chief Porter anzurufen. Inzwischen hatte der Regen aufgehört, und ich war so dreckig, dass er draußen einen Stuhl für mich aufgestellt und eine Flasche Bier geholt hat, die ich seiner Meinung nach dringend brauchte.
    Daran erinnere ich mich auch nicht mehr. Als Erstes weiß ich wieder, dass ich auf besagtem Stuhl saß und Bier trank, während Bill die Wunde an meiner Brust untersuchte.
    »Überhaupt nicht tief«, sagte er. »Kaum mehr als ein Kratzer. Hat von selbst aufgehört zu bluten.«
    »Er war am Sterben, als er mit dem Messer auf mich losgegangen ist«, sagte ich. »Es war keinerlei Kraft mehr dahinter.«
    Vielleicht stimmte das. Vielleicht war es auch nur die Erklärung, die ich mir geben musste.
    Bald kam ein Polizeiwagen ohne Blinklicht und Sirene die Straße entlang und parkte hinter dem Café.
    Chief Porter und Karla stiegen aus und kamen auf mich zu.
    »Tut mir leid, dass ich euch bei euren Spaghetti gestört hab«, sagte ich.
    Die beiden sahen sich verblüfft an.
    »Oddie«, sagte Karla, »dein Ohr ist aufgerissen. Wieso ist so viel Blut auf deinem T-Shirt? Wyatt, er braucht einen Krankenwagen. «
    »Ist schon in Ordnung«, beruhigte ich sie. »Ich war tot, aber jemand hatte etwas dagegen, deshalb bin ich wieder da.«
    Chief Porter sah Bill Burton an. »Wie viele Flaschen Bier hat er getrunken?«
    »Das ist die erste«, sagte Bill.
    »Wyatt«, sagte Karla nachdrücklich, »er braucht einen Krankenwagen. «
    »Nein, wirklich nicht«, sagte ich, »aber Danny geht es ziemlich übel, und wahrscheinlich braucht es einen ganzen Trupp Sanitäter, um ihn die vielen Treppen hinunterzutragen.«
    Während Karla sich einen Stuhl aus dem Café holte, sich neben mich setzte und mich bemutterte, ging der Chief zu seinem Streifenwagen, um per Funk eine Ambulanz zu rufen.
    Als er zurückkam, fragte ich: »Sir, wissen Sie, was an der Menschheit verkehrt ist?«
    »’ne Menge«, erwiderte er.
    »Die größte Gabe, die wir erhalten haben, ist unser freier Wille, und den missbrauchen wir ständig.«
    »Darüber brauchst du dir jetzt keine Sorgen zu machen«, sagte Karla.

    Ich sah sie an. »Wissen Sie, was an der Natur verkehrt ist, mit all ihren Giftpflanzen, Raubtieren, Erdbeben und Überschwemmungen? «
    »Du regst dich zu sehr auf, Oddie.«
    »Als wir den Neid entdeckt und deshalb getötet haben, sind wir gefallen. Und als wir gefallen sind, haben wir auch die ganze Natur kaputt gemacht.«
    Ein Küchenhelfer namens Manuel Nuñez, den ich kannte, weil er früher zusätzlich im Grill gearbeitet hatte, erschien mit einem frischen Bier.
    »Ich glaube nicht, dass ihm das guttun wird«, sagte Karla besorgt.
    Ich nahm ihm das Bier aus der Hand. »Na, Manuel, wie geht’s dir?«
    »Besser als dir, so wie es aussieht.«
    »Ich war bloß eine Weile tot, das ist alles. Manuel, weißt du, was an der Zeit verkehrt ist, die wir kennen, der kosmischen Zeit, die uns alles raubt?«
    »War das nicht so ähnlich wie im Sommer vor, im Herbst zurück ?«, fragte Manuel. Offenbar dachte er, ich hätte die Umstellung auf die Sommerzeit gemeint.
    »Als wir gefallen und zerbrochen sind«, sagte ich, »da haben wir auch die Natur zerbrochen und damit außerdem die Zeit.«
    »Ist das aus Raumschiff Enterprise ?«, fragte Manuel.
    »Wahrscheinlich. Aber es stimmt.«
    »Die Serie hab ich unheimlich gern gesehen. Hab besser Englisch damit gelernt.«
    »Inzwischen sprichst du aber gut«, sagte ich.
    »Ich hatte ’ne ganze Weile ’nen schottischen Akzent, weil ich ein großer Fan von Scotty war«, plapperte Manuel weiter.
    »Einst gab es keine Raubtiere und keine Beute. Nur Harmonie. Es gab keine Erdbeben und Unwetter, alles war im Gleichgewicht.
Am Anfang war die Zeit auf einmal und für immer da – keine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, kein Tod. Wir haben alles zerbrochen.«
    Chief Porter versuchte, mir die neue Flasche Bier
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