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Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Titel: Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
Autoren: Mauel Veronika
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sie zu verstehen.

    Die Lippen ihrer Mutter begannen zu beben.

    »Es tut mir alles so leid, Mia. Dein Vater und ich wollten stets das Beste für dich. Doch bei dem Streben nach einer perfekten Familie haben wir in all den Jahren wohl eines vergessen … dir zu zeigen, wie sehr wir dich lieben. Du bist unsere Tochter und genauso wie du bist, ist es richtig. Ich kann dir nicht erklären, was die letzten Wochen in uns gefahren war, als wir dich dazu bringen wollten, eine andere zu sein. Mir bleibt nur, dich zu bitten, uns zu verzeihen.«

    »Oh, Mum«, schluchzte Mia.

    Woraufhin Mia nur noch fester in die Arme genommen wurde. Und Mia verspürte zum ersten Mal seit Langem das Gefühl, angenommen und aufrichtig geliebt zu werden. Sie konnte ihren Panzer aus Coolness, Kälte, Respektlosigkeit und Gleichgültigkeit abstreifen und einfach so sein, wie sie war. Ein sensibles, verletzliches 17jähriges Mädchen. Ganz so, wie es ihr Aleksander auf den Kopf zugesagt hatte.

    Aleksander!

    Mia zuckte zusammen. Allein der Gedanke an ihn brachte ihren Körper zum Glühen und ihr Herz zum Rasen.

    Mühsam rappelte sie sich auf. »Ich … ich glaube, ich habe da noch etwas zu erledigen«, murmelte sie und öffnete den Kleiderschrank.

    »Rede mit ihm«, sagte ihre Mutter, strich ihr übers Haar und ging.

    Mia starrte ihrer Mum fassungslos hinterher. Woher wusste sie …

    Mia schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein, immerhin hatte sie Aleksander mit keiner Silbe erwähnt.

    Allem Anschein nach kannte ihre Mutter sie besser, als sie gedacht hatte. Als Mia jetzt vor dem weit geöffneten Kleiderschrank stand, drehte sich ihr der Magen um.

    Die dunklen Klamotten erschlugen sie regelrecht. Sie drückten Ablehnung, Hass und Kälte aus. Mia fröstelte. Schwarz, die Farbe Satans und der Hölle. Wie ein Blitzschlag kehrten die Bilder der Unterwelt in ihren Kopf zurück. Mit einem Aufschrei knallte sie die Schranktüren zu und warf sich aufs Bett.

    Nie wieder wollte sie die Kälte der Hölle spüren, die trotz ihrer monströsen Feuer und hohen Temperaturen die Herzen und Gefühle einfrieren ließ.

    Plötzlich fiel ihr Blick auf die Einkaufstüten, die sie so genervt aus der Stadt mit nach Hause geschleppte hatte.

    Sie wusste nach wie vor nicht, was ihre Mutter da für sie erstanden hatte. Sie wusste nur eines, dass es sie dieses Mal keine Überwindung kostete, die ausgesuchten Klamotten anzuziehen und dadurch klein beizugeben. Es kam ihr gar nicht so vor, als würde sie sich unterordnen und verbiegen. Im Gegenteil, sie fühlte sich dabei reif und erwachsen.

    Mia schlüpfte in Bluejeans und ein gelb-weiß geringeltes T-Shirt. Anschließend ließ sie ihre Füße in die dunkelblauen Ballerinas gleiten, die sie aus dem unteren Teil einer Tüte hervorkramte.

    Ein letzter, prüfender Blick in den Spiegel bescherte ihr die Genugtuung, ganz okay auszusehen. Die langen blonden Haare umspielten in seidigen Wellen ihr Gesicht und ihre Augen blitzen vor Erwartung. Nur die Kratzer standen nach wie vor als Mahnmale der letzten Nacht. Sie zu überschminken, wäre verschwendete Zeit und Mühe gewesen. Mia kniff sich noch ein paar Mal in die blassen Wangen, sodass diese wenigstens einen Hauch von Farbe bekamen und stieg schließlich die Treppe nach unten.

    Auch jetzt trog sie ihr Gefühl. Denn Mia rechnete mit einem Ausbruch an mütterlicher, überschwänglicher Freude, wenn ihre Mum sie in den neuen Klamotten entdeckte.

    Doch ihre Mutter nickte ihr nur kurz und freundlich zu, zwinkerte mit einem Auge und sagte: »Viel Glück!«, ehe sie im Garten verschwand.

    Mia hob die Schultern. Sollte in der Nacht eine der dämlich grinsenden Elfen aus den Bildern, mit denen ihre Eltern anfangs ihr Zimmer verunstaltet hatten, geklettert sein? Und hatte diese Elfentussi mal eben einen glitzernden Zauberstab geschwungen und ihre magischen Fähigkeiten an ihren Eltern ausprobiert?

    Mia schüttelte den Kopf.

    In all den Jahren war sie stets der Meinung gewesen, für ihre Eltern nicht mehr als ein lästiges Anhängsel zu sein. Niemals zeigten sie ihr gegenüber Gefühle oder nahmen ihre Wünsche und Sehnsüchte ernst. Und die letzten Wochen waren besonders arg gewesen. Seit ihrem Umzug hatten es sich ihre Eltern zur Aufgabe gemacht, sie grundlegend zu ändern. Ihr das Gefühl vermittelt, nicht richtig zu sein. Und Mia war jetzt einfach nur froh, dass diese Zeit vergangen schien. Auch wenn sie nicht wusste, worauf dieser Sinneswandel beruhte. Zum ersten
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