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Seelenasche

Titel: Seelenasche
Autoren: Vladimir Zarev
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Zwischenkriegszeit die Hoffnung der Armen auf täglich Brot, und die Hoffnung der Intelligenzia auf ein Ende staatlicher Willkür und korrupter Sippenwirtschaft – und damit auch auf gleichberechtigte Karrierechancen für die wirklich Begabten.
    Da dämmerten Vladimir Zarev, dem jungen Bibelleser, plötzlich zwei Dinge: Erstens, dass es eine Parallele gab zwischen der Sendung Moses und der Errichtung des Sozialismus, denn in beiden Fällen wurden dem Volk im Namen einer Idee (Gottes beziehungsweise der Utopie des Kommunismus) Gesetze gegeben, die der Willkür ein Ende bereiten sollten. Zweitens aber war es auf Dauer mit diesen Gesetzen allein nicht getan. Das Volk wollte keine Ideen, sondern Lichtgestalten, die es aus Elend und Sklaverei führten. Und so generierte der Sozialismus genau wie der Judaismus schon in seinen Anfängen eine Sehnsucht nach dem Erlöser, die bis heute anhält. Doch wie die Menschen nicht glauben, dass jemand, der am Ende gekreuzigt wird, der wahre Erlöser sein kann, so mischen sich in der kollektiven Phantasie des Volkes beim erhofften Messias Züge eines gütigen Vaters, der sich mitleidsvoll über die Not seiner Kinder beugt, mit Zügen eines »starken Mannes«, der nicht nur gegen Unrecht, Korruption, Bestechung, Filzokratie und die Willkür der Provinzfürsten und Bürgermeister einschreitet, sondern zu diesem Zweck auch unsterblich ist, also nicht Menschensohn , sondern allmächtiger Gott .
    Auf Bibellänge, verteilt auf drei große Romane, arbeitete Zarev sich an seiner großen Idee, ein Psychogramm der Bulgaren im Jahrhundert der Kriege und des Holocaust zu schreiben, ab. Und während seine Altersgenossen im Westen wortreich und demagogisch zu beweisen versuchten, dass Jesus ein Sozialist war, legte Zarev mit einer zutiefst realistischen erzählerischen Anthropologie, die den Menschen als lebenden Widerspruch zeigt, dar, warum genau dies eben nicht möglich ist. Denn was dem Humanismus solcher Ideen einst, heute und in Zukunft im Wege steht, das ist immer der Mensch.

Stammbaum der Familie Weltshev
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    Ãœber den Autor
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    Vladimir Zarev
    Vladimir Zarev, geboren 1947 in Sofia, Autor von insgesamt fünfzehn Romanen, Erzählbänden und Sachbüchern. Auf Deutsch erschien 2007 der Roman Verfall und 2009 bei Deuticke als erster Teil der "Weltschev"-Trilogie der Roman Familienbrand.
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    Bibliographie
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    Im Deuticke Verlag sind erschienen
    2009 Familienbrand. Roman. Aus dem Bulgarischen von Thomas Frahm
    2011 Feuerköpf. Roman. Aus dem Bulgarischen von Thomas Frahm
    2012 Seelenasche. Aus dem Bulgarischen von Thomas Frahm
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    Weitere Veröffentlichungen (Auswahl)
    2007 Verfall
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