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Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Titel: Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
Autoren: Erin Hunter
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links liegen zu lassen.
    »Weißt du was?«, schnaubte Toklo. »Du kennst nichts anderes als das Wandern. Deshalb kannst du dir auch nicht vorstellen, wie es ist, sich irgendwo niederzulassen.« Ujurak hatte nie über seine Geburtshöhle oder seine Mutter gesprochen und Toklo hatte ihn auch nicht danach gefragt. Hatte er überhaupt eine Mutter? Und wenn ja, war sie eine Bärin oder etwas anderes? »Es ist ein gutes Gefühl, das verspreche ich dir«, versicherte er Ujurak. »Stell dir vor, du kannst dein Revier bestimmen und leckere Karibus fangen oder auch eine Gans, wenn dir danach ist. Wir werden nie wieder hungrig sein.«
    War das denn nicht das Wichtigste von allem, nachdem sie in den Bergen fast verhungert waren und aus lauter Verzweiflung sogar Futter von den Flachgesichtern gestohlen hatten? Hatte denn Ujurak schon vergessen, wie sich Hunger anfühlte?
    »Vielleicht hast du recht«, murmelte Ujurak, ohne Toklos Blick zu erwidern. »Aber ich komme gegen dieses Gefühl einfach nicht an. Da ist etwas in mir, das sagt, dass wir weitergehen müssen.«
    »Dann sag ihm, es soll allein weitergehen!«, schnaubte Toklo. »Siehst du denn nicht, wie wunderbar es hier ist?«
    »Wir müssen doch jetzt nicht darüber reden«, unterbrach Lusa die beiden. »Jetzt sollten wir erst mal entscheiden, wo wir heute Nacht schlafen. Wenn wir uns nicht beeilen, ist es zu dunkel, um noch einen guten Platz zu finden.«
    Toklo schnaubte missmutig. Es ärgerte ihn, dass Lusa recht hatte. Die Sonne ging bereits unter, und sie hatten keine Zeit, herumzustehen und sich zu streiten. »Na gut, gehen wir«, brummte er.
    Er führte die anderen auf einen Bergrücken, hinter dem das Gelände in ein weites Tal abfiel. Am Ende des Tals konnte er gerade noch einen Wasserfall erkennen. Er teilte sich in zahllose schmale Wasserläufe, die um lauter kleine Kiesinseln herumströmten.
    »Da sieht es gut aus«, verkündete Kallik. »Wenn wir auf eine der Inseln schwimmen, kann uns keiner etwas anhaben.«
    »Und vielleicht gibt es dort Fische?«, fügte Ujurak hoffnungsvoll hinzu.
    Als sie das Ufer des Flusses erreichten, sah Toklo, dass sie nicht schwimmen mussten, denn das Wasser war nur sehr flach. Als Toklo die Tatzen hineinsetzte, stand er nicht einmal halb mit den Beinen im Wasser.
    Die anderen folgten ihm. Sie steuerten eine der größten Inseln an, ein grasbewachsenes Areal in der Mitte des Flusses, auf dem große Felsbrocken einen unregelmäßigen Halbkreis bildeten. Toklo ließ sich mit einem zufriedenen Schnauben in ihrem Schutz nieder.
    »Am besten ruhen wir uns jetzt aus. Morgen früh können wir fischen gehen. Und die Wälder erkunden«, fügte er hinzu, als er Lusas erwartungsvollen Blick sah.
    Seine Freunde machten es sich um ihn herum gemütlich. Bald schon schnarchte Lusa, die Tatzen über der Nase verschränkt. Ujurak gähnte, glättete das Gras, um weicher zu liegen, und folgte dann ihrem Beispiel. Kallik blieb länger wach, die Nase erhoben und den Blick in den Himmel gerichtet, doch schließlich ließ auch sie den Kopf sinken und schloss die Augen.
    Toklo jedoch konnte nicht schlafen. Er beobachtete, wie sich die Sonne zum Horizont hin senkte und der Fluss sich erst rot färbte und dann den Farbton von Gewitterwolken annahm, als die letzten Lichtstrahlen hinter den Bergen verschwanden. Unruhig versuchte Toklo eine Position zu finden, in der er einschlafen konnte. Der Boden neben den Felsen war weich und grasbewachsen. Es gab keine losen Kiesel, die ihn drückten und vom Schlaf abhielten. Nein, es war der Geruch der Karibuherde, der ihn wach hielt. Ihr Duft wehte von den Hügeln herüber – das viele Futter, versammelt an einem Ort, stahl sich klickend in seine Gedanken.
    Ich käme ganz gut allein zurecht, dachte er. Vor seinem inneren Auge sah er sich als ausgewachsenen Bären, der durch sein Revier streifte und die Bäume markierte, um fremde Bären fernzuhalten. Er konnte sich schon fast hören, wie er brüllend seine Rivalen herausforderte und Beute machte. Keine Sekunde länger konnte er hier liegen bleiben. Er musste los! Dies war sein neues Zuhause. Er konnte nach Lust und Laune durch die Gegend streifen und jagen. Sorgfältig darauf achtend, dass er seine schlafenden Gefährten nicht weckte, stand Toklo auf und watete durch den Fluss.
    Er hörte nichts als das Gurgeln des Wassers, atmete die klare Bergluft ein und genoss das eisige Nass an seinen Beinen. Er spürte, wie der Fluss seinen staubigen Pelz reinigte, sich seine
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