Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Titel: Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
dem die drei haltmachten, um etwas zu trinken.
    Als sie weiterliefen, scheuchten sie einen Schwarm Gänse auf. Die Vögel stiegen in den Himmel und erfüllten die Luft mit dem Lärm ihrer schlagenden Flügel und ihres Geschreis.
    Kallik blieb stehen und beobachtete, wie der Schwarm eine Keilform bildete und über das offene Land davonflog. Ihre Aufregung wuchs, während ihr Blick ihnen folgte, zum Saum des Meeres, zu den blauen Wellen, die sich zum Horizont erstreckten und wo das Eis verlockend schimmerte.
    »Kommt mit!«, rief sie Lusa und Ujurak zu. »Es ist nicht mehr weit!«
    Sie beschleunigte ihren Schritt und ihre Freunde hatten Mühe, mitzuhalten. Die mit dunklen Bäumen bewachsenen Hänge lagen nun hinter ihnen, und Kallik zitterte vor Vorfreude, als sie die Schreie der Seevögel hörte. Als der Fluss das Meer fast erreicht hatte, bog sie ab und marschierte auf direktem Weg zum Strand, bis sie endlich am Wasser stand. In der Luft lag der Duft von Eis und Fisch.
    »Zu Hause …«, brummte sie leise.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte Kallik in die Ferne, wo das Eis war. Sein frostiger Schimmer verschmolz mit dem Dunst des Horizonts. Kann ich da schon hinausschwimmen?, fragte sie sich. Es sieht so weit weg aus …
    »Kallik …«, sagte Lusa nervös und stupste sie in die Seite.
    Kallik folgte Lusas Blick. Was war das? Da kam eine Eisbärin mit zwei halbwüchsigen Jungen am Ufer auf sie zugetrottet. Einen Augenblick stach Kallik die Traurigkeit in das Herz. Das hätten Nisa und Taqqiq und ich sein können …
    Lusa und Ujurak fürchteten sich vor einer fremden Bärin, die so viel größer war als sie, und versteckten sich daher eilig hinter einem nahe gelegenen Strauch. Kallik dagegen blieb, wo sie war, bis die Bärin und ihre Jungen bei ihr waren. »Seid gegrüßt«, sagte sie und neigte respektvoll den Kopf vor der Bärenmutter. »Geht ihr hinaus aufs Eis?«
    Die Augen der Bärin weiteten sich entsetzt, während sie Kallik musterte. »Du bist so dünn, Kleine!«, rief sie aus. »Wo kommst du denn her?«
    »Von einem anderen Meer, weit weg«, erwiderte Kallik. »Dort ist das Eis geschmolzen, deshalb bin ich übers Land zum Großen Bärensee gewandert und von dort hierher. Ich war auf der Suche nach dem Ort des Ewigen Eises.«
    »So weit bist du gewandert!« Die Worte der Bärenmutter waren voller Bewunderung, während ihre beiden Jungen Kallik anstarrten, als wäre Silaluk höchstpersönlich vom Himmel herabgestiegen. »Ich kenne nur noch eine andere Bärin, die die Reise vom anderen Gefrorenen Meer hierher unternommen hat. Ihr Name war Siqiniq. Sie war sehr weise.«
    »Ich kenne Siqiniq!«, rief Kallik aufgeregt. »Ich habe sie am Großen Bärensee kennengelernt.«
    Die Bärenmutter neigte den Kopf. »Ich bin froh, zu hören, dass Siqiniq noch lebt. Ich war noch ein Junges, als ich ihr begegnet bin, aber ich habe sie nie vergessen. Wie hast du die lange Reise überstanden?«, fuhr sie fort. »So viele Himmelslängen und das ganz allein!«
    »Ich war nicht allein«, erwiderte Kallik. »Jedenfalls nicht den ganzen Weg. Ich hatte Freunde bei mir.« Sie deutete mit der Schnauze zu Ujurak und Lusa, die ängstlich hinter dem Dornbusch hervorspähten.
    Die Bärin zuckte zusammen und stellte sich instinktiv vor ihre Jungen, die sich hinter ihrer Mutter zusammendrängten. »Ein Braunbär und ein Schwarzbär?«, knurrte sie. »Was machen die denn so nah am Meer? Solche Bären sieht man nicht oft am Strand.«
    »Sie werden dir oder deinen Jungen nichts tun«, versicherte ihr Kallik. »Sie warten nur auf mich. Sie haben mir geholfen, den weiten Weg bis hierher zu gehen. Aber jetzt, glaube ich, ist meine Reise zu Ende.« Sie drehte sich wieder um und blickte hinaus aufs Meer. »Ich habe gefunden, was ich gesucht habe. Den Ort des Ewigen Eises.«
    War das Eis näher als vorher, als sie es zuerst gesehen hatte? Kallik war sich nicht sicher, doch die Sehnsucht, hinauszuschwimmen, wieder Teil dieser kalten, weißen Welt zu werden, war so stark, dass sie es fast schmecken konnte. »Geht ihr hinaus aufs Eis?«, fragte sie die Bärin erneut.
    »Noch nicht«, erwiderte die Bärenmutter. »Ich warte noch, bis meine Jungen stärker sind.«
    Kallik musterte die beiden Jungen. Sie sahen schon sehr stark aus, wohlgenährt und gesund, anders als die erbärmlich abgemagerten Bären, die sie am Ufer des Schmelzenden Meeres und am Großen Bärensee gesehen hatte.
    Sehnsüchtig ließ Kallik den Blick wieder hinaus zum Eis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher