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Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Titel: Seekers 03: Auf dem Rauchberg
Autoren: Erin Hunter
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seine Zunge fast über Lusas Tatzen strich. Lusa zwang sich, nicht an die riesigen Zähne zu denken, die nur eine Klauenlänge von ihr entfernt waren.
    Als Qopuk alle Feuchtigkeit aufgenommen hatte, gab Lusa das Moos an Ujurak zurück. Der alte Eisbär starrte auf das Zweiggeflecht über seinem Kopf, das sich gegen den knallblauen Himmel abzeichnete. »Der Längste Tag«, murmelte er. »Bin ich schon fast da?«
    »Oh, du wolltest zum See wandern?«, fragte Lusa. »Da kommen wir gerade her.«
    »Nein, nein.« Qopuk schüttelte den Kopf. »Ich befinde mich auf einer anderen Reise, aber ich dachte, ich versuche einmal, zur Versammlung zu gelangen. Dann hab ich mich jedoch verirrt …«
    »Die Feierlichkeiten haben gestern stattgefunden«, erklärte Kallik. »Tut mir leid. Es ist schon alles vorbei.«
    »Und wenn schon«, brummte Taqqiq. »Du hast nichts verpasst. Alles nur Blablabla. Fette alte Bären, die einem was von Seelen und Geistern erzählen wollen und rumjammern, wie sehr sie das Eis vermissen. Blabl –«
    Lusa warf Taqqiq einen strengen Blick zu, worauf der Eisbär verstummte.
    »Es wäre meine letzte Versammlung gewesen«, keuchte der alte Bär. »Ich hätte so gern … allen erzählt … was ich in Erfahrung gebracht habe.«
    »Oh sicher, das wäre bestimmt faszinierend gewesen«, meinte Taqqiq höhnisch. »Jede Menge alte Anekdoten übers Fischen und darüber, wie viel besser früher alles war. Keine Sorge, es gibt genug andere alte Bären, die uns das gerne erzählen.«
    »Taqqiq, hör auf«, zischte Kallik ihm zu. »Er ist einer von uns.«
    »Du kannst es uns gerne erzählen.« Lusa drückte ihre Nase leicht in das Fell des Bären. »Wir hören dir zu.« Sie ließ sich nieder und schaute Qopuk gespannt an. Mehr noch, als etwas zu fressen, mehr auch als Ruhe wünschte dieser Bär sich ein Publikum. Nun, damit konnte man ihm doch dienen.
    »Kann ja sein, dass es dir Spaß macht, einem alten Narren dabei zuzuhören, wie er über die guten alten Zeiten plaudert!«, schnaubte Taqqiq. »Ich für mein Teil werde Toklo mal zeigen, wie ein echter Bär jagt!« Er drehte sich um und stürmte in den Wald hinein. Lusa konnte sich vorstellen, wie erfreut Toklo darüber sein würde, gemeinsam mit Taqqiq auf die Jagd zu gehen, aber immerhin war damit sichergestellt, dass Qopuk in Ruhe erzählen konnte.
    Qopuk blickte blinzelnd auf die drei Bärenjungen, die um ihn versammelt waren. Ein schwarzes, ein braunes und ein weißes. Lusa war sich bewusst, was für ein seltsames Bild sie zusammen abgaben. Aber Qopuk schien sich daran nicht zu stören.
    »Es ist so weit weg«, flüsterte der Alte. »Zu weit … Wie soll eine Gruppe von unerfahrenen Jungen es je schaffen, allein dort hinzukommen? Nein, es ist zu gefährlich … wenn ich euch doch nur hinführen könnte … uns alle hinführen …« Er verstummte.
    Ujuraks Ohren zuckten aufgeregt. »Wohin?«, hakte er nach. »Was ist zu weit?«
    »Die Letzte … Große … Wildnis«, brachte Qopuk stoßweise hervor.
    Lusa warf Kallik einen verwunderten Blick zu. Die Letzte Große Wildnis? Davon hatte sie noch nie gehört, nicht einmal von Ujurak. »Was ist das?«, fragte sie.
    »Ich weiß nur, was darüber erzählt wird«, erklärte Qopuk, der ein bisschen zu Kräften zu kommen schien. »Es ist ein Ort, an dem die Wälder voller Beute sind und von dem die Krallenlosen sich fernhalten. Es ist Platz genug für Bären jeglicher Art, Eisbären, Braunbären und Schwarzbären. Und es gibt das ganze Jahr über Meereis.« Er seufzte.
    Ujuraks Augen glänzten. »Das ist es, wo wir hinwollen!«, rief er. »Das muss es sein! Der Ort, nach dem wir suchen.«
    »Weißt du, wie man dorthin kommt?«, fragte Lusa Qopuk. Am liebsten wäre sie vor Aufregung hin und her gehüpft, doch sie zwang sich stillzuhalten, damit Qopuk weiterreden konnte.
    Kallik war nahe genug herangekrochen, um die Nase ins Fell des alten Eisbären zu drücken. Sie schmiegte sich sanft an ihn, und Lusa fragte sich, ob Kallik so auch mit ihrer Mutter zusammengesessen hatte, um den Geschichten über das Ewige Eis und die tanzenden Bärenseelen zu lauschen.
    »Ja, ich weiß, wie man dorthin kommt«, krächzte Qopuk und blickte zu den Dornenzweigen hinauf, als sähe er sie gar nicht richtig. »Aber es ist sehr gefährlich. Nur wenige Bären überleben die Reise über den Rauchberg.«
    »Der Rauchberg?«, wiederholte Lusa staunend. Als sie aufblickte, sah sie, dass Ujuraks Fell sich sträubte und er die Augen weit aufgerissen
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