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Seegrund

Seegrund

Titel: Seegrund
Autoren: Kobr Michael Kluepfel Volker
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da stimmten sie ein Gebrüll an, das die Männer am See erschrocken zusammenfahren ließ.
    »Hände hoch! Polizei!«
    »Stehen bleiben!«
    »Ganz ruhig!«
    Ihre Stimmen gellten durch die stürmische Nacht, doch die Männer machten keine Anstalten, sich zu bewegen. Wie zu Eis erstarrt standen sie da und glotzten die Beamten mit weit aufgerissenen Augen an. In manchen spiegelte sich das blanke Entsetzen.
    Kluftinger war auf der Hut, fürchtete er doch, dass diese Männer zu allem bereit wären, um ihr so lange gehütetes Geheimnis zu bewahren und ihre so lange geplante Aktion zu Ende zu bringen.
    Strobl nahm einem Mann gerade das Funkgerät ab, damit der seine Kollegen auf dem See nicht warnen konnte, da fiel der Schuss.
    Diesmal erstarrten auch die Polizisten und für einen Moment rührte sich niemand. Langsam drehte sich Kluftinger um: Hinter ihnen stand Marlene Lahm, die Waffe gen Himmel gerichtet, die Haare vom Sturm zerzaust wie eine Rachegöttin und schrie: »Keiner bewegt sich!«
    Der Kommissar spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Rasende Wut machte sich in ihm breit und er schrie zurück: »Sie dämliche Kuh! Es hat sich doch überhaupt niemand bewegt!«
    Dann wurde es wieder still. Alle lauschten nun in Richtung See, doch nichts tat sich dort. Kluftinger wollte schon aufatmen, da heulte ein Motor auf und er sah, wie das Boot losfuhr.
    Ohne nachzudenken rannte Kluftinger auf das Schlauchboot am Ufer zu und hechtete hinein. Obwohl er noch nie ein Motorboot gesteuert hatte, wusste er, was zu tun war: Am Motor befand sich wie bei seinem Rasenmäher eine Leine, an der man reißen musste, um ihn zu starten. Er hatte das in unzähligen Filmen gesehen. Doch jemand anders kam ihm zuvor und an Friedel Marx’ entschlossenem Blick sah er, dass es keinen Sinn haben würde, sie ans Ufer zurückzuschicken. Also ließ er sie das Boot starten, das mit einem Ruck auf den sturmumtosten See fegte. Immer wieder klatschten sie hart auf die kleinen Wellen, die der Wind aufwühlte.
    »Wir müssen ihnen den Weg abschneiden«, schrie Kluftinger seiner Kollegin zu und deutete zum Parkplatz, auf den das andere Boot offensichtlich zuhielt. Die Marx nickte und schwenkte den Steuerknüppel.
    Das andere Boot drehte ab und fuhr jetzt wieder zurück. Kluftinger erkannte schemenhaft einen Mann, hinter ihm stand etwas, das aussah wie eine Kiste. Er schluckte. Das musste es sein, das Geheimnis, das so tief auf dem Grund des Sees gelegen hatte, dass es all die Jahre unentdeckt geblieben war. Nun war es zum Greifen nah.
    Sie hatten bereits aufgeholt und jetzt war es Kluftinger, der einen Schuss in die Luft abgab. Der Mann vor ihnen zuckte zusammen und fuhr geduckt weiter.
    »Machen Sie sich mal ein bissle leichter«, schimpfte der Kommissar. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, seine Kollegin mitzunehmen. Trotzdem holten sie auf. Sie waren noch etwa dreißig Meter entfernt und Kluftinger konnte den Mann jetzt deutlich sehen. Er trug einen Taucheranzug. Beide hielten auf das Ufer zu, das dem Parkplatz gegenüber lag.
    »Sehen Sie das?« Marx streckte die Hand aus und deutete auf das Wasser.
    »Was?«
    »Übernehmen Sie mal!« Schwankend stand die Beamtin auf und kam zu ihm. Mit schreckgeweiteten Augen sah Kluftinger, dass ihr Boot nun führerlos war und stürzte zum Steuerknüppel. Als er die Stange, die an dem kleinen Außenbordmotor befestigt war, sicher im Griff hatte, sah er, dass Friedel Marx sich weit über den Rand ihres Bootes hinausgelehnt hatte und mit einer Hand ins Wasser griff.
    »Was machen Sie da?«, schrie er schrill, doch sie gab keine Antwort.
    Da sah er das Seil. Es war an dem anderen Boot befestigt und trieb hinter ihm durchs Wasser. Kluftinger dämmerte, was seine Kollegin vorhatte, und er bekam es mit der Angst zu tun.
    »Um Gottes willen, lassen Sie das, das ist viel zu …« Doch es war zu spät. Marx hatte das Seil gepackt und drehte sich stolz grinsend zu ihm um. Wenige Sekunden später jedoch änderte sich ihr Gesichtsausdruck, als das Seil sich spannte und sie mit einem gewaltigen Ruck aus dem Boot geschleudert wurde.
    Kluftinger stockte der Atem. Sie tauchte kurz unter und dann prustend wieder auf. Sie hatte noch immer das Seil in der Hand und wurde daran durchs Wasser gezogen. Und noch etwas sah der Kommissar: Das andere Boot wurde schlagartig langsamer. Ganz im Gegensatz zu Kluftinger, der an Fahrt gewann und innerhalb weniger Sekunden zu dem Taucher aufgeschlossen hatte. Ohne nachzudenken hielt er
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