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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer
Autoren: Manfred Megerle
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Schönwald war
Angehöriger der Rettungskräfte, er hatte Verbindungen zu vielen Stellen und
konnte, ja musste ganz offiziell den Polizeifunk abhören. Auf diese Weise hat
er auch erfahren, dass die Geschichte mit Höflichs Aufenthalt auf dessen Boot
eine Falle war. Und auch bei der zweiten Falle, diesmal mit Pohl in der Hauptrolle,
war Schönwald bemerkenswert gut informiert. Als Brandschutzbeauftragter konnte
er sich relativ einfach einen Schlüssel für den Dachstuhl des Chores beschaffen
und dort seelenruhig abwarten, bis der richtige Pohl eintraf.«
    »Ging etwa auch der Brandanschlag in der Tiefgarage
auf Schönwalds Konto?«
    »Sie sagen es! Wahrscheinlich hätte Pohl schon damals
dran glauben müssen, wären Kalaschnikows Männer nicht zur Stelle gewesen.«
    »Apropos Brandanschlag …«, setzte Karin an, als Wolf
sie mit einem Wink unterbrach.
    »Weiß schon, was jetzt kommt«, lächelte er. »Sie
wollen wissen, wer die ›Crown of St. Gallen‹ in Brand gesteckt hat und wieso
das Schiff überhaupt vor Ludwigshafen lag, hab ich recht? Tja, diesbezüglich
sind unsere Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, da kann ich im Moment nur
spekulieren. Fest steht, dass sich in Schönwalds Protokollen keine Hinweise
darauf finden, also dürfte er ausscheiden. Ich tippe auf Kalaschnikow. Ich bin
mir ziemlich sicher, dass Pohl ihm den Auftrag erteilt hat, das ›Beweisstück‹
zu vernichten. Zeitlich passt das gut zusammen: Kurz vor dem Schiffsbrand haben
der Anwalt und seine Freunde die Erpressermail bekommen. Die Männer waren
gezwungen, etwas zu unternehmen.«
    »Ihr Pech, dass ausgerechnet die Festplatten der
Bordrechner den Anschlag überlebt haben«, meinte Karin mit gespieltem Bedauern.
»Wie geht das jetzt eigentlich weiter mit den Tatbeteiligten?«
    »Die Ermittlungsergebnisse gehen zur
Staatsanwaltschaft, die erhebt dann Anklage. Was Staatsanwaltschaft und Richter
daraus machen, entzieht sich unserem Einfluss. Philip, denke ich, wird mit
einem blauen Auge davonkommen, zumal er ohne Umschweife eingeräumt hat, heute
früh das Eintreffen Pohls abgewartet und in dem entstandenen Durcheinander
heimlich den Turm erstiegen zu haben. Nach seiner Darstellung hat er den Anwalt
wegen seiner Mitschuld an Tammys Tod unter Druck setzen und in der
Öffentlichkeit diskreditieren wollen, und das nehme ich ihm ab. Pohl und seine
Kumpane hingegen dürfte eine saftige Anklage erwarten, unter anderem wegen
Verführung Minderjähriger. Gesellschaftlich werden die Männer das wohl kaum
überleben; für sie wäre es das Beste, ihr Bündel zu schnüren und wegzuziehen,
aber damit müssen sie selbst klarkommen. Für den Brand auf der ›Crown of St.
Gallen‹ werden sich Kalaschnikow und seine Leute vor Gericht verantworten
müssen, vorausgesetzt, wir können ihnen die Tat nachweisen. Sie sitzen seit
heute Nachmittag in Untersuchungshaft wegen Verdunkelungs- und Fluchtgefahr. Am
übelsten sind die beiden Lehrer dran: Besitz von Rauschgift einschließlich
Handel damit, Verführung Minderjähriger in Tateinheit mit gewerbsmäßiger
Unzucht, unterlassene Hilfeleistung, Vertuschen krimineller Handlungen,
Erpressung – da kommt eine hübsche Latte zusammen. In deren Haut möchte ich
jetzt nicht stecken!«
    In diesem Moment vernahmen Wolf und Karin ein heiseres
Hüsteln. Unbemerkt von beiden hatte Vögelein die Terrasse betreten und stand
nun hinter ihnen.
    »Darf ich?«, krächzte er und zog vom Nebentisch einen
freien Stuhl zu sich her, auf dem er sich ächzend niederließ.
    Wolf entschuldigte sich bei Karin und klärte sie
darüber auf, dass der Besuch seines Mitarbeiters für ihren Artikel
außerordentlich hilfreich sein könnte, wenn Vögelein endlich die Güte hätte,
mit seinen Rechercheergebnissen herauszurücken. »Also, Hanno, lass hören«,
schloss er und übersah geflissentlich dessen Leidensmiene.
    Vögelein ließ sich jedoch nicht drängen. Umständlich
kramte er ein Röhrchen aus einer Tasche, entnahm ihm eine Tablette und
schluckte sie. Dann griff er ungefragt nach Karins Mineralwasser und nahm einen
tüchtigen Schluck. »Entschuldigen Sie beide, aber es geht mir gar nicht gut.
Der Hals, wissen Sie. Ist aber auch kein Wunder bei dieser Witterung, da holt
man sich ja den Tod. Möchte nicht wissen, wie das im Winter werden soll …«
    »Hanno!«, ermahnte ihn Wolf. »Komm gefälligst zur
Sache.«
    Vögelein wickelte den Schal fester um den Hals und
schlug den Kragen hoch. »Könnten wir eventuell reingehen,
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