Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
Chef …?«
    »Bring mich nicht zur Weißglut!«, explodierte Wolf.
»Sag mir endlich, was du herausgefunden hast.«
    Vögelein sank in sich zusammen. Schließlich hob er den
Kopf und räusperte sich: »Also, Sie hatten recht, Chef«, begann er zögerlich,
»dieser Bauer in Aufkirch, dessen Scheune in Brand gesteckt wurde und der kurz
vor der Tat einen Motorradfahrer gesehen haben will – er hat ihn auf dem Bild
wiedererkannt. Und es kommt noch besser: Unser Mann hat tatsächlich ein
Motorrad im Schuppen stehen.«
    »Verdammt noch mal, wieso haben wir das nicht schon
heute Mittag gefunden? Wo soll dieser Schuppen überhaupt sein?«
    »Das ist es ja: Der Schuppen steht auf dem Grundstück
seiner Mutter in Sipplingen. Ich hab mir die Maschine zeigen lassen, eine rote
Ducati 1000  SS ,
Sportversion. Starkes Gerät! Hab veranlasst, dass sie umgehend zur KTU überführt wird. Dass sie von Schönwald gefahren
wurde, wird uns der DNA -Nachweis bestätigen.«
    »Darum also haben Sie vorhin mehrmals auf die Uhr
gesehen«, warf Karin feixend ein. »Sie haben den ganzen Abend auf diese
Nachricht gewartet, stimmt’s?«
    »Richtig. Vielleicht sollte ich Ihnen erklären …«
    »Ich bitte Sie, was gibt’s da zu erklären? Falls ich mich
nicht verhört habe, hat Schönwald nicht nur die Morde begangen – er ist auch
der lang gesuchte Pyromane. Das hältste im Kopf nicht aus! Kein Wunder, dass
Ihre Nachforschungen ständig im Sand verlaufen sind. Und nun hat sich Ihr
vermeintlich zweiter Fall quasi nebenbei gelöst. Seien Sie froh, Herr Wolf.«
    »Ich höre mich nicht klagen.« Er grinste breit.
    »Es muss doch aber einen Auslöser gegeben haben? Ich
meine, was hat Sie bewogen, Herrn Vögelein überhaupt loszuschicken?«
    »Das hätte ich auch gerne gewusst, Chef«, schloss sich
Vögelein ihrer Frage an.
    Wolf ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er hob sein
Glas, nahm einen großen Schluck, steckte sich dann umständlich eine neue
Gitanes an und blies den Rauch wie zufällig in Richtung Vögelein, der sich
hustend abwandte. »Was soll ich sagen? Intuition, Eingebung, Gefühl, nennt es,
wie ihr wollt«, begann er. »Ich habe mich gefragt, wieso der Brandstifter uns
wochenlang an der Nase herumführen konnte. Er musste über Detailkenntnisse
verfügen, er musste Brandbeschleuniger und Zeitzünder kennen, die Art, wie sich
ein Feuer schnell ausbreitet und möglichst wenig verdächtige Spuren
hinterlässt. Ein Fachmann also – warum nicht ein Feuerwehrmann? Ich meine,
zündelnde Feuerwehrleute sind nun wirklich nichts Neues. Ja, und da tauchte
plötzlich ein Name vor meinem inneren Auge auf: Schönwald. Er wurde automatisch
an jeden Tatort gerufen, meist traf er sogar als Erster ein. Das machte es ihm
leicht, Spuren nach Belieben zu legen oder zu verwischen. Die ideale Tarnung,
wenn Sie so wollen.«
    Wolf drückte die angerauchte Zigarette aus und nippte
an seinem Glas, ehe er fortfuhr. »Warum, habe ich mir überlegt, sollte
Schönwald seine Position nicht schon vor Tammys Tod missbraucht haben? Er
hatte, wie sich nun gezeigt hat, ein starkes Motiv, zumindest aus seiner Sicht:
Rache für die Verführung und Ausnutzung der von ihm vergötterten Tammy. Dieses
Gefühl beherrschte sein Denken nicht erst seit ihrem Tod, sondern schon lange
davor. Die ganze Welt war gegen ihn, betrog ihn, nahm ihm weg, was ihm lieb und
teuer war. Da war es nur natürlich, sich ein Ventil zu suchen, das dieses
Defizit ausglich. Die Psychologen nennen solche Leute funktionsorientierte
Täter. Auslöser sind fast immer Probleme im zwischenmenschlichen Bereich.« Wolf
schüttelte den Kopf: »Irgendwo ist das tragisch: ein Kerl wie ein Bär mit der
Seele eines Kindes.«
    »Im Grunde also eine reine Beziehungstat?«, staunte
Karin.
    »Eigentlich ja. Solche Täter müssen eine Enttäuschung
abreagieren, sie handeln zwanghaft. Unsere Psychologen sagen: Indem sie durch
Feuer zerstören, weisen sie auf ihre eigene innere Zerstörung hin. Jedenfalls
dachte ich mir, es wäre einen Versuch wert, dieser Spur nachzugehen. Also bat
ich Hanno, sich ein Foto von Schönwald zu beschaffen und unserem einzigen
Zeugen vorzulegen.«
    »Ein Volltreffer, wie sich zeigte«, pflichtete
Vögelein bei.
    »Wenn wir dann noch ein Motorrad in Schönwalds Umfeld
fänden, womöglich ein rotes, dann hätten wir gewonnen, dachte ich.«
    »Gut kombiniert«, bestätigte auch Karin, die plötzlich
eine merkwürdige Unruhe zeigte. »Äh … sagen Sie, Herr Vögelein: Sie sind doch
mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher