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Seefeuer

Seefeuer

Titel: Seefeuer
Autoren: Manfred Megerle
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auf.
    »Rühren Sie nicht in alten Wunden. Ich hab noch immer
Probleme beim Sitzen. Aber zurück zum Thema: Auf irgendeine Weise scheint Hajek
mit dieser Gruppe in Kontakt gekommen zu sein. Vielleicht hat er vom
Nebenerwerb einiger seiner Schülerinnen erfahren und sich daraufhin selbst ins
Spiel gebracht. Dass die Männer nichts gegen sein Angebot einzuwenden hatten,
Sexpartys mit den Mädchen auf einem Schiff zu organisieren, leuchtet mir ein,
das war schließlich erheblich komfortabler und vor allem sicherer als im
Mauracher Wald. Da lässt man gerne etwas springen, zumal wenn die lästigen
Vorbereitungen von anderen übernommen werden.«
    »Richtig. Gleichzeitig verfügte Hajek als
Internatslehrer über zahlreiche weibliche ›Nachwuchskräfte‹, die sich gegen
entsprechendes Entgelt den Männern zuführen ließen. Nicht zu vergessen der
seltene Glücksfall mit der ›Crown of St. Gallen‹. Dieses Kreuzfahrtschiff
erfüllte geradezu perfekt alle Anforderungen an einen verschwiegenen, vor
unliebsamen Überraschungen geschützten Treffpunkt für die geplanten Sexpartys.«
    Wolf sah flüchtig auf seine Uhr, ehe er fortfuhr.
»Zumal Züngli finanziell das Wasser bis zum Hals stand und ihm deshalb Hajeks
Charterangebot vermutlich höchst willkommen war.«
    »Da fällt mir ein: Hätte Züngli in seinen Unterlagen
nicht mit Tarnnamen gearbeitet, wäre der Fall wohl schon einige Tage früher
gelöst worden.«
    »Wer konnte auch ahnen, dass sich hinter ›Unus‹ und
›Duo‹ unsere Freunde Hajek und Schubeck verbergen? Durch Hajeks Raffgier gewann
die Geschichte jedenfalls schnell eine neue Dimension. Geldgierig, wie er war,
hatte er sich inzwischen auf Drogengeschäfte eingelassen. Crystal, dieses
Teufelszeug, war aus seiner Sicht ungemein praktisch: Wenn er’s den Mädchen
gab, steigerte das den Kick ihrer Partner, damit wiederum deren
Zahlungsbereitschaft – und zuletzt natürlich seinen Gewinn, zumal ihm seine
Lieferanten, wie bei Crystal üblich, den Stoff zunächst kreditierten. Leider
hat Tammy dann zu viel von dem Zeug geschluckt, was bekanntlich ihren Tod zur
Folge hatte und die nachfolgende Kettenreaktion auslöste.«
    »Haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie viel
Hajek und Schubeck an diesen Partys verdient haben?«
    »Das lässt sich nicht so einfach beantworten.
Natürlich haben wir Hajeks Bankkonten eingesehen – da würden Ihnen die Ohren
schlackern, sag ich nur. Doch die Einkünfte aus Partys und Drogen waren ja
gewissermaßen nur ein Zubrot. In Wirklichkeit ging es den Lehrern um weit mehr,
nämlich um Erpressung, um das richtig große Geld. Die Altherrenclique wäre von
den beiden gemolken worden bis zum Gehtnichtmehr. Am Freitag hätte Zahltag sein
sollen. Unerwartet kamen den Lehrern dann aber die zahlenden Kunden abhanden.«
    »Schönwald hat ihnen das Geschäft versaut.«
    »Und das nicht nur, indem er die Partyteilnehmer einen
nach dem andern um die Ecke brachte – oder wenigstens die Hälfte von ihnen.
Nein, er hat auch die Lehrer aus dem Verkehr gezogen, indem er bei den Morden
deren Wagen benutzte.«
    »Sie haben doch wohl nicht angenommen, dass Hajek und
Schubeck an den Morden beteiligt waren?«
    »Natürlich nicht. Aber die Autos haben die beiden
überhaupt erst ins Spiel gebracht. Dieser Schachzug hat ihre Karriere und ganz
nebenbei auch die Erpressung beendet. Eine Zeit lang gingen wir allerdings
davon aus, dass Schubeck seinen Kollegen ans Messer liefern wollte. Ich habe
ihn kurz nach Trosts Ermordung vor dessen Druckerei gesehen. Sein schnelles
Verschwinden fiel mir auf, das hat ihn verdächtig gemacht.«
    »Aber warum hätte er das tun sollen?«
    »Theoretisch hätte er zu diesem Zeitpunkt das Ding
vollends allein durchziehen können, immerhin hätte er dann nicht teilen müssen.
Doch da hab ich mich getäuscht.«
    »Wo befindet sich Schubeck jetzt?«
    »In U-Haft. Wir haben ihn heute Nachmittag
einkassiert. Nachdem wir sein Alibi gekippt hatten, hat er zugegeben, zum
fraglichen Zeitpunkt bei der Druckerei gewesen zu sein. Sagt, er habe
mitgekriegt, wie ein Fremder mit Hajeks Wagen wegfuhr, dem will er gefolgt
sein.«
    Bei den letzten Worten hatte Wolf erneut verstohlen
auf die Uhr gesehen. Karin, ganz in Gedanken damit beschäftigt, das Gehörte zu
verdauen, trank von ihrem Mineralwasser. Nach einer Weile sah sie auf.
    »Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist, wenn ich
das recht sehe, das aus dem Schiffswrack gerettete Video, und zwar gleich in
dreifacher Hinsicht.
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