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Security

Security

Titel: Security
Autoren: Dean R. Koontz
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Schoß. Ihre Füße ruhten auf einer Reihe von gepolsterten Rollen, die unten am Sessel befestigt waren, ähnlich wie die Fußstützen am Stuhl einer Kosmetikerin. Mit Hilfe dieser Vorrichtung konnte sie im virtuellen Raum eine Gehbewegung simulieren, falls das Szenario es erforderte. Sie schaltete den Computer ein und lud ein selbstgeschriebenes Programm namens Therapie. Dies war kein Spiel. Es war auch keine industrielle Trainingssoftware oder ein Programm zu Fortbildungszwecken. Es war genau das, was es zu sein behauptete:
    Therapie. Und es war besser als alles, was irgendein Freud-Anhänger für sie hätte tun können. Sie hatte eine revolutionäre neue Möglichkeit für den Einsatz von VR-Technologie entwickelt, und eines Tages würde sie sich das Programm vielleicht sogar patentieren lassen und es vermarkten. Vorerst jedoch war Therapie nur zu ihrem persönlichen Gebrauch bestimmt. Zunächst schloß sie das VR-Set an eine Schnittstelle an, die bereits mit dem Computer verbunden war, dann setzte sie den Helm auf. Das Sichtgerät war hochgeklappt und befand sich noch nicht vor ihren Augen. Sie zog die Handschuhe an und bewegte die Finger. Der Computerbildschirm bot ihr mehrere Optionen an. Mit Hilfe der Maus klickte sie auf Start. Susan wandte sich von dem Computer ab, lehnte sich im Sessel zurück und klappte das Sichtgerät herunter, so daß es nunmehr ihr gesamtes Blickfeld einnahm. Es handelte sich dabei um zwei winzige, aufeinander abgestimmte und hochauflösende Videodisplays. Sie ist von einem sanften, blauen Licht umgeben, das langsam dunkler wird, bis alles schwarz ist.
    Der Motorsessel paßte sich dem entstehenden Szenario der VR-Welt an und verwandelte sich summend in ein Bett, parallel zum Boden.
    Susan lag jetzt auf dem Rücken. Ihre Arme waren über der Brust gekreuzt und ihre Hände zu Fäusten geballt. In der Schwärze erscheint ein Lichtpunkt: ein sanfter gelb-blauer Schimmer. Auf der anderen Seite des Zimmers. Tiefer als das Bett, kurz über dem Boden. Es entpuppt sich als ein Donald-Duck-Nachtlicht in einer Wandsteckdose.
    An den Ruhesessel gegurtet und mit dem VR-Set am Körper, schien Susan dort in diesem Raum neben ihrem Schlafzimmer der wirklichen Welt völlig entrückt zu sein. Sie murmelte, als wäre sie ein schlafendes Kind. Aber das hier war ein Schlaf voller Anspannung und bedrohlicher Schatten.
    Eine Tür geht auf. vom oberen Flur fällt keilförmig Licht ins Schlafzimmer und weckt sie. Erschrocken richtet sie sich im Bett auf. Die Bettdecke gleitet ihr von der Brust, und ein kühler Luftzug streicht ihr durchs Haar.
    Sie blickt hinab auf ihre Arme und ihre kleinen Hände. Sie ist sechs Jahre alt und hat ihren Lieblingsschlafanzug an, den mit den Teddybären drauf. Er schmiegt sich weich an ihre Haut.
    Ein Teil von Susans Bewußtsein weiß, daß dies lediglich ein realistisch animiertes Szenario ist, das sie selbst entworfen hat – strenggenommen hat sie es aus der Erinnerung nachgeformt – und in dem sie dank der magischen Kräfte der virtuellen Realität in allen drei Dimensionen interagieren kann. Ein anderer Teil jedoch hält dies für die Wirklichkeit und kann sich völlig in dem sich anbahnenden Drama verlieren. In der hellen Türöffnung steht ein großer Mann mit breiten Schultern.
    Susans Herz rast. Ihr Mund ist trocken. Sie reibt sich schlaftrunken die Augen und gibt vor, sie wäre krank: „Mir geht’s nicht so gut.“ Wortlos schließt er die Tür und durchquert im Dunkeln das Zimmer.
    Als er näher kommt, beginnt die kleine Susan zu zittern. Es setzt sich auf die Bettkante. Unter ihm sinkt die Matratze tief ein, und die Bettfedern quietschen. Er ist ein sehr großer Mann.
    Sein Eau de Toilette riecht nach Limone und Gewürzen. Er atmet langsam, mit tiefen Zügen, als würde er ihren Kleinmädchengeruch einsaugen, ihren verschlafenen, spätnächtlichen Geruch.
    „Ich hab’ ‘ne Grippe“ unternimmt sie den kläglichen Versuch, ihn loszuwerden.
    Er schaltet die Nachttischlampe ein.
    „Eine echt schlimme Grippe“, sagt sie.
    Er ist erst vierzig Jahre alt, bekommt aber bereits graue Schläfen. Seine Augen sind ebenfalls grau. Es ist ein klares Grau und so kalt, daß Susans Zittern sich unter seinem Blick in ein entsetztes Schaudern verwandelt.
    „Mein Bauch tut weh“, lügt sie.
    Er geht nicht auf Susans vermeintliche Krankheit ein, sondern legt ihr eine Hand auf den Kopf und streicht ihr über das vom Schlaf zerzauste Haar.
    „Ich will das nicht machen“ sagt
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