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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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und eine Arbeitshose an, schlüpfte in abgetragene Lederstiefel und ging hinaus.
    Es war nicht kalt, aber der frische Wind machte ihm klar, daß er gut daran getan hatte, ein dickes Hemd anzuziehen.
    Er ging zur Stadt und sah, daß es hier überall nur kleine Bauernhöfe gab; viele sahen moderner aus als der seine. Ab und zu kam jemand zu Pferd oder mit einem Wagen vorbei.
    Er erreichte die Stadt rascher, als er erwartet hatte. Er fühlte sich nicht müde und war mit einer Schnelligkeit gelaufen, die ihn überraschte. Die Stadt zeigte Gegensätzliches. Es gab bis zu vier Stockwerke hohe Blockhäuser, aber auch moderne Gebäude aus Fertigteilen. Die Straße war nicht gepflastert, aber lang. Es gab elektrisches Licht.
    Er betrachtete die Frauen, die zumeist wie er gekleidet waren, manchmal kleine Cowboyhüte oder breitkrempige Strohhüte trugen. Es gab nicht so viele Frauen wie Männer, und die meisten sahen zäh, muskulös und männlich aus.
    Er fand den Arzt und ließ sich untersuchen. Die Röntgenaufnahme ergab eine schwere Gehirnerschütterung und einen Bruchspalt. Der Arzt staunte darüber, daß er noch lebte.
    »In den nächsten Tagen soll jemand bei Ihnen bleiben oder nach Ihnen sehen«, sagte er. »Der Gedächtnisverlust ist wahrscheinlich nur vorübergehender Art.«
    Kally bedankte sich. Als er hinaustrat, sah er ein Schild, das eine Bar anzeigte. Er ging hinüber. In der Ferne donnerte es.
     
     
    Sie erwachte, verspürte Übelkeit und erbrach sich.
    Dann schaute sie sich langsam um. Ein winziges Zimmer, das nicht viel mehr enthielt als ein großes Bett und einen Korbsessel. Wände und Decke schienen aus Baumstämmen zu sein. Es war dunkel. Sie sah eine Schnur über sich, zog daran, und eine trübe Glühbirne flackerte.
    Sie hob den Kopf und sah an sich herunter. Es hatte sich Wesentliches verändert.
    Sie entdeckte zwei sehr große, aber perfekt geformte Brüste, und ihre Haut schien makellos weiß zu sein. Sie sah, daß ihr ganzer Körper an den richtigen Stellen wohlgeformt war. Von den Hüften an aufwärts war sie nackt, an den üppigen Hüften selbst hing ein höschenartiges Kleidungsstück aus schwarzer Spitze. Hunderte von glitzernden Pünktchen waren daran befestigt.
    Sie betastete ihren Kopf und entdeckte eine Hochfrisur. An durchstochenen Ohren hingen große Ringe aus Kunststoff.
    Sie schaute sich im Halbdunkel um, fand eine kleine Kosmetiktasche mit einem Spiegel und betrachtete sich.
    Ein wunderschönes Gesicht, dachte sie, und sie war nicht eitel. Vielleicht das schönste Gesicht, das ich je gesehen habe.
    Aber wem gehört das Gesicht? dachte sie.
    Sie entdeckte eine Schachtel am Boden und griff danach. Die Schachtel war leer. Sie konnte die Schrift nicht lesen, aber sie wußte, daß Pillen darin gewesen waren.
    Das Mädchen, wer oder was immer sie gewesen sein mochte, hatte sich damit umgebracht. Sie war hier in diesem Raum, Sekunden zuvor, gestorben, allein. Und im selben Augenblick war sie in ihren Körper versetzt worden.
    Wie konnte jemand, der so aussah, Selbstmord begehen? So jung, dachte sie – nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre. Und so schön.
    Sie versuchte aufzustehen, aber ihr war zu schwindlig. Sie fiel auf das Bett zurück und starrte die Glühbirne an. Sie ertappte sich dabei, daß sie sich am ganzen Körper streichelte.
    Es sind die Pillen, dachte etwas in ihr. Die Wirkung ist noch nicht abgeklungen.
    Plötzlich ging die Tür auf, und ein Mann schaute herein. Er trug weiße Arbeitskleidung, wie ein Küchenhelfer. Er war kahlköpfig und über Fünfzig, sah aber hartgesotten aus.
    »Okay, Nova, es wird Zeit –«, begann er, dann starrte er sie an, die leere Schachtel, das Erbrochene am Boden.
    »Verdammter Mist!« schrie er. »Du hast wieder die Glückspillen genommen, wie? Ich hab' dich gewarnt. Ich hab' mich schon gewundert, daß eine wie du in einem Kaff wie dem hier arbeitet. Man hat dich überall hinausgeworfen.« Er sah sie angeekelt an. »Du taugst nichts. Ich hab' dir gesagt, du fliegst raus, wenn du das noch einmal machst: Los, steh' auf und verschwinde!«
    Sie kicherte und zeigte auf ihn.
    Er packte sie am Arm und riß sie hoch.
    »Mensch, siehst du toll aus«, sagte er verwundert. »Nur schade, daß das Innere nicht zum Äußeren paßt. Los!«
    Er zog sie hinaus und eine Holztreppe hinunter. Sie kam sich vor, als schwebe sie, und machte Flugbewegungen mit dem Arm.
    Unten gab es eine Bar. Am Boden Sägemehl. Ein paar runde Tische. Eine Theke. Der Raum war
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