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Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt

Titel: Sechseckwelt 01 - Die Sechseck-Welt
Autoren: Jack L. Chalker
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Konstruktion des markovischen Gehirns, ihr Narren! Das Gehirn läßt nicht zu, daß er Schaden davonträgt, weil er Teil des Gehirns selbst ist.«
    »So ist es«, antwortete Brazil. »Ich brauche auch dort gar nicht hineinzugehen. Ich kann das Gehirn von hier aus anweisen. Ich konnte das, seit wir in den Schacht gegangen sind. Ich wollte euch nur etwas vorführen.«
    »Wir scheinen Ihnen ausgeliefert zu sein«, sagte Der Rel. »Was haben Sie vor?«
    »Ich kann von hier aus alles beeinflussen«, entgegnete Brazil. »Ich gebe die Daten durch diesen Kontrollraum in das Gehirn ein; das genügt. Es gibt zwar für jeden Typ einen Kontrollraum, aber sie sind Allzweck-Anlagen, für den Fall, daß Probleme auftreten. Jeder Kontrollraum kann auf jede Struktur geschaltet werden.«
    »Aber Sie sagten –«, begann Ortega.
    »Um mit Serge Ortega zu reden – ich habe gelogen«, erwiderte Brazil mit einer Spur von Belustigung in der Stimme.
    Wuju lief auf ihn zu und warf sich zitternd vor ihm nieder.
    »Bitte«, flehte sie, »bitte, tu uns nichts.«
    »Ich tue dir nichts, Wuju«, sagte er mit unendlicher Sanftheit. »Ich bin derselbe Nathan Brazil, den du von Anfang an gekannt hast. Ich habe mich nicht verändert, nur körperlich. Ich habe dir nichts getan, nichts, um das zu verdienen. Du weißt, daß ich dir nichts tun würde. Ich könnte es nicht. Ich habe nicht auf dich geschossen, Wuju«, sage er unendlich tief verletzt und gequält.
    Sie begann zu weinen.
    »O Gott, Nathan! Es tut mir so leid. Ich habe versagt. Statt Vertrauen habe ich dir Angst bewiesen. O Gott! Ich schäme mich so. Ich möchte sterben«, klagte sie.
    Vardia lief hin, um sie zu trösten, aber sie stieß das Mädchen weg.
    »Hoffentlich sind Sie zufrieden«, fuhr Vardia ihn an. »Hoffentlich freuen Sie sich jetzt. Tun Sie mit mir, was Sie wollen, aber quälen Sie sie nicht mehr.«
    Brazil seufzte.
    »Niemand kann so etwas quälen«, sagte er leise. »Wie ich, kann man sich nur selbst quälen. Willkommen in der Menschheit, Vardia. Sie haben Mitleid bewiesen, ohne an sich selbst zu denken. Das wäre bei der alten Vardia undenkbar gewesen. Wenn von euch noch immer keiner begreift – ich habe vor, etwas für euch, nicht gegen euch zu tun.« Er wandte sich allen zu. »Ihr seid nicht vollkommen, keiner von euch. Vollkommenheit ist das Ziel des Versuches, nicht der Bestandteil. Quält euch nicht, flüchtet nicht vor euren Ängsten. Bekämpft sie! Stellt euch ihnen! Kämpft mit Güte, Barmherzigkeit, Mitleid! Überwindet sie!«
    »Wir sind die Summe unserer Vergangenheit«, erwiderte Der Rel. »Was Sie verlangen, kann möglich sein, aber unsere Fehler sind durch das Schicksal vergrößert worden. Kann man erwarten, daß wir nach solchen Regeln leben, wenn es uns sogar schwerfällt, sie zu verstehen?«
    »Ihr könnt es nur versuchen«, erwiderte Brazil. »Auch darin liegt Größe.«
    Das Pochen ging weiter.
    »Was ist das für ein Geräusch?« fragte Ortega.
    »Die Schacht-Schaltungen sind dem Gehirn geöffnet«, erwiderte Brazil. »Es wartet auf Anweisungen.«
    »Und wie werden sie aussehen?« fragte Varnett nervös.
    »Ich muß Reparaturen und Änderungen am Gehirn vornehmen«, erklärte Brazil. »Ein paar Kleinigkeiten, damit niemand noch einmal durch Zufall auf die Schlüsselgleichung stößt. Ich möchte dies alles nicht noch einmal durchmachen. Auf jeden Fall wird das Zugangs-Portal allein auf mich eingestellt. Und für den Fall, daß wieder etwas passiert, kommt ein Sicherheitsfaktor hinzu, damit ich sofort gerufen werde.«
    »Das ist alles?« fragte Skander erleichtert.
    »Mir genügt es vollkommen«, sagte Der Rel. »Uns ging es nur darum, daß nichts in Unordnung gerät. Das hatten wir vorübergehend vergessen, aber nun sehen wir wieder klar.«
    »Kleine Justierungen sind möglich«, erläuterte Brazil. »Ich werde dafür sorgen, daß es kein Gas mehr geben wird, wie die Ambreza es gegen die Menschen vom Typ Einundvierzig eingesetzt haben. Ich kann sie nicht als Affen sehen und werde in die Atmosphäre dort etwas einführen, was die Gasmoleküle harmlos werden läßt, aber gleichzeitig werde ich das Hex völlig nicht-technologisch machen. Ich weiß nicht, was ihnen einfallen wird, aber es wird besser sein als ihr jetziges Schicksal.«
    »Und wir?« fragte Hain.
    »Ich werde nicht verändern, was ihr im Inneren seid«, gab Brazil zurück. »Wenn ich das täte, hättet ihr nicht gelebt. Ich muß euch behandeln, wie ihr seid.« Er dachte kurz nach, dann sagte
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