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Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi

Titel: Sechs, Sieben, Cache! | Ein Hildesheim-Krimi
Autoren: Sabine Hartmann
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ging.
    Beide schauten zum Tor, als der Kies auf der Einfahrt knirschte. Ein schwarzer Geländewagen glitt heran. Wagner richtete sich auf. „Bürgermeister Talheim, was will der denn schon wieder?“
    Sola mochte den Bürgermeister von Abbensen. Vor der Wahl war er Landwirt gewesen, und er hatte sich die Angewohnheit bewahrt, wenigstens einmal pro Woche seine Ländereien zu begutachten, auch wenn es sich heute eher um Schlachtereien und einen NP-Markt handelte, an denen er anhielt. Er nahm sich immer viel Zeit für die Menschen, hörte zu, besorgte sich eine Kleinigkeit in jedem Laden im Ort und erfuhr so alles, was er wissen musste. Und er machte keinen Unterschied zwischen den Leuten. Er begrüßte sie beide mit Handschlag, erst Sola und dann seinen Chef.
    „Ich wollte mal gucken, wie weit ihr seid“, sagte er jovial. „Soll ja bald losgehen mit der Schönheit, oder?“
    „Wir planen die Eröffnung für Mitte September.“ Wagner wandte sich demonstrativ zur strahlend weißen Schlossfassade. „Das Hauptgebäude ist fertiggestellt und bereits komplett eingerichtet.“
    „Ja, Herr Sola war so freundlich, mir bei meinem letzten Besuch die Büros und die Behandlungsräume zu zeigen. Das hat Stil, kann man nicht anders sagen.“
    „Na, dann wissen Sie ja Bescheid. Die Wirtschaftsräume im rechten Flügel sind ebenfalls betriebsbereit, nur die Gästezimmer im linken hinken etwas hinter dem Zeitplan her. Die Fußbodenleger arbeiten nicht zufriedenstellend.“
    „Eine Firma aus unserer Gemeinde?“
    „Nein, aus Hildesheim.“
    „Ich hätte da einen zuverlässigen Mann, kleines Unternehmen, aber hier vor Ort und immer verfügbar.“
    „Danke, ich werde darauf zurückkommen, sofern es nottut.“
    Sola bewunderte den Bürgermeister. Es gelang ihm beinahe bei jedem Besuch, einen Auftrag für eine der ortsansässigen Firmen zu ergattern. Der Schlachter vor Ort würde sich um das Buffet zur Einweihung kümmern. Die Telefonanlage lieferte der örtliche Elektriker, und für den Blumenschmuck an der Rezeption, im Speisesaal und auf den Zimmern sorgte die einheimische Gärtnerei.
    Talheim räusperte sich. „Eigentlich komme ich wegen des Veranstaltungsraumes.“
    „Sie meinen die Orangerie?“
    „Genau. Es ist wegen der Technik. Wir haben da eine Anfrage von einem jungen Unternehmer, der sich für eines unserer Gewerbegrundstücke interessiert. Wenn wir dem einen Kontakt zu Ihrer Firma vermitteln könnten, würde das seine Entscheidung bestimmt nachhaltig und positiv in unserem Sinne beeinflussen. Und für Sie wäre das extrem vorteilhaft.“ Er lehnte sich vertraulich an Wagner heran. „Man weiß ja aus Erfahrung, dass technische Geräte immer nach Feierabend und am Wochenende ihren Geist aufgeben.“
    Bevor Wagner etwas dazu sagen konnte, hatte Talheim ihm bereits eine Visitenkarte in die Hand gedrückt. Er war schon auf dem Weg zu seinem Wagen, als er verkündete: „Ich gebe dem jungen Mann Ihre Telefonnummer durch. Er wird Kontakt mit Ihnen aufnehmen.“
    Wagner murmelte: „Wir haben noch nicht einmal das Dach der Orangerie abgedichtet.“
    Sola erwiderte: „Das klappt schon. Wenn Herr Steinwand nachher wegen der Nacharbeiten kommt, spreche ich ihn darauf an. Er hat eine Idee, die sehr vielversprechend klingt.“ Er schaute an Wagner vorbei zu einem der Fenster im Erdgeschoss. Aus dem Augenwinkel hatte er eine Bewegung wahrgenommen. Janka Baric, die Ärztin aus Bulgarien, die den gesundheitlichen Aspekt aller Klinikangebote im Auge behalten würde, winkte ihnen mit dem Telefon in der Hand.
    „Ich glaube, Sie werden am Telefon verlangt.“
    Gemeinsam gingen sie zum Haus hinüber.
    „Herr Voigt möchte Sie sprechen“, sagte Janka und zwinkerte Gabriel zu, was so viel hieß wie: „Die Nachricht für dich habe ich schon entgegengenommen“.
    Dennis Voigt war Anwalt. Freiberuflich. Er war ein Kommilitone des Konzernchefs Robert Schwartz. Der beauftragte Voigt vorzugsweise mit den ungewöhnlichen Fällen oder wenn mehr anfiel, als die Firmenanwälte bewältigen konnten. Sola kannte ihn schon seit vielen Jahren. Voigt war wie ein Falke, immer in der Luft, um zu sondieren, stets auf der Suche nach lukrativen Chancen. Sola konnte sich auf ihn verlassen, und das war in ihrer Branche mehr wert als Mondgestein.
    Joachim Wagner hingegen war ein Lackaffe, der gern mit den Großen spielen wollte, sich aber vor seiner eigenen Courage in die Hosen pisste, sobald nur der Hauch einer Gefahr am Horizont auftauchte. Nach
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