Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens
Autoren: Steven Ericson
Vom Netzwerk:
Jahrelang hatten die Ambosse fast unablässig gedröhnt, während Waffen auf ihnen gehämmert wurden, und dichter, beißender Rauch hatte die Luft mit seinem Gestank erfüllt und die nahe stehenden Bäume mit einer weißen Rußkruste überzogen. Als Trull jetzt an den Schmieden vorbeiging, sah er, dass nur zwei besetzt waren, und das knappe Dutzend Sklaven, das zu sehen war, arbeitete gemächlich vor sich hin.
    Hinter den Schmieden verliefen die länglichen, mit Backsteinen verkleideten Lagerräume, eine Reihe in Segmente unterteilter Gebäude in der Form von Bienenstöcken, in denen sich überschüssiges Korn, geräucherter Fisch, Robbenfleisch, Walöl und geerntete Faserpflanzen befanden. Ähnliche Bauwerke gab es auch noch mitten im Wald, der jedes Dorf umgab; die meisten von ihnen waren allerdings im Augenblick leer, eine Folge der Kriege.
    Nachdem Trull die Lagerräume hinter sich gelassen hatte, kam er zu den Steinhäusern der Weber, Töpfer, Holzschnitzer, geringeren Schreiber, Waffenschmiede und anderer verschiedenartiger Handwerker des Dorfs. Rufe wurden laut, um ihn zu begrüßen, denen er so kurz und knapp antwortete, wie es der Anstand erlaubte; dies machte seinen Bekannten deutlich, dass er nicht stehen bleiben und sich mit ihnen unterhalten konnte.
    Der Edur-Krieger eilte jetzt durch die Straßen mit den vornehmeren Wohnhäusern. Die Letherii-Sklaven bezeichneten Dörfer wie dieses als Städte, doch die Edur, die hier lebten, sahen keine Notwendigkeit, ihre Wortwahl zu ändern – dies war bei ihrer Geburt ein Dorf gewesen, und daher würde es auch immer ein Dorf bleiben; es spielte keine Rolle, dass mittlerweile fast zwanzigtausend Edur und dreimal so viele Letherii in diesem Dorf lebten.
    Das vornehmere Wohnviertel wurde von Schreinen beherrscht, die dem Vater und seiner Auserwählten Tochter geweiht waren – erhöhte Plattformen, die von lebenden, heiligen Schwarzholzbäumen umgeben waren. Die Oberfläche der Steinscheiben war mit Bildern und Schriftzeichen bedeckt. Unablässig spielte Kurald Emurlahn innerhalb der von Bäumen umgebenen Kreise, sich kräuselnde Halbschatten tanzten über die Piktogramme, zauberische Emanationen, die durch die Opfer erweckt worden waren, die den Anbruch der Abenddämmerung begleiteten.
    Trull Sengar erreichte die Allee des Hexers, den geheiligten Weg, der zu der gewaltigen Zitadelle führte, die gleichermaßen Tempel wie Palast und Sitz des Hexenkönigs Hannan Mosag war. Zedern mit schwarzer Rinde säumten den Weg. Die Bäume waren tausend Jahre alt und überragten das ganze Dorf, und sie hatten nur noch hoch oben Zweige. Eingelagerte Zauberei durchflutete jeden Ring ihres mitternachtsschwarzen Holzes, und sie strömte nun heraus und hüllte die ganze Straße in einen Schleier aus Düsternis.
    Am hinteren Ende der Straße umschloss eine etwas niedrigere Palisade die Zitadelle; sie bestand aus dem gleichen schwarzen Holz, und in die Stämme waren unzählige Schutzzauber eingeritzt. Das Haupttor war ein Tunnel aus lebenden Bäumen, ein Durchgang aus ungelindertem Schatten, und er führte zu einer Brücke, die einen Kanal überspannte, in dem ein Dutzend K’orthan-Langboote vertäut lagen. Die Brücke öffnete sich auf einen großen, gepflasterten Hof, der von Truppenunterkünften und Lagerhäusern gesäumt wurde. Dahinter standen die aus Stein und Holz gebauten Langhäuser der adligen Familien – derjenigen, die durch Blutsbande mit Hannan Mosags Familie verbunden waren – mit ihren Dächern aus Holzschindeln und den Firstbalken aus Schwarzholz. Eine Verlängerung der Prachtstraße, die zu einer weiteren Brücke und damit zur eigentlichen Zitadelle führte, teilte den Wohnbezirk säuberlich in zwei Hälften.
    Krieger übten auf dem Innenhof, und Trull sah die große, breitschultrige Gestalt seines älteren Bruders Forcht, der mit einem halben Dutzend Helfern dabeistand und die Waffenübungen beobachtete. Trull verspürte einen Stich der Sympathie für die jungen Krieger. Er hatte während der Jahre seiner Ausbildung selbst unter dem kritischen, unerbittlichen Blick seines Bruders gelitten.
    Er hörte einen Willkommensgruß und richtete seine Aufmerksamkeit zur anderen Seite des Hofs, wo er Rhulad, seinen jüngsten Bruder, und Midik Buhn entdeckte. Wie es schien, hatten sie gerade einen Übungskampf hinter sich und einen Augenblick später sah Trull den Grund für ihren untypischen Eifer – Mayen, Forchts Verlobte, war mit vier jüngeren Frauen im Schlepptau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher