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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit
Autoren: Steven Erikson
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ganz genau auszudrücken. Mein Name ist Emancipor Reese. Was jedoch Eure Bemerkung betrifft, dass meine Herren arm sein müssen – das ist nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Wir sind allerdings schon ziemlich lange unterwegs.«
    »Dann will ich das mal so glauben«, meinte Grantl, »denn ich kenne Euren Akzent nicht, und wenn ich das sage, dann heißt das eine ganze Menge. Was wollt Ihr, Reese?«
    Der Diener kratzte sich das faltige Kinn, aus dem silbrige Stoppeln sprossen. »Vorsichtige Befragungen des hier versammelten Pöbels haben ergeben, dass Ihr allgemein als ein Mann geltet, der sich ein gewisses Maß an Respekt verschafft hat – soweit man das von einem Karawanenwächter sagen kann.«
    »Soweit man das von einem Karawanenwächter sagen kann, könnte es schon sein, dass ich das getan habe«, bemerkte Grantl trocken. »Um was geht es?«
    »Meine Herren wünschen mit Euch zu sprechen. Falls Ihr im Moment nicht zu beschäftigt seid – wir haben unser Lager nicht weit von hier aufgeschlagen.«
    Grantl lehnte sich auf dem Kutschbock zurück und musterte Reese einen Augenblick, dann grunzte er. »Bevor ich mich mit irgendwelchen anderen Kaufleuten treffe, muss ich das erst mit meinem Auftraggeber besprechen.«
    » Aber natürlich, Karawanenführer. Und Ihr könnt ihm versichern, dass meine Herren nicht den Wunsch haben, Euch abzuwerben oder Euren Kontrakt auf irgendeine andere Weise zu gefährden.«
    »Tatsächlich? In Ordnung, wartet hier.« Grantl schwang sich auf der von Reese abgewandten Seite vom Kutschbock. Er trat an die kleine, mit Verzierungen eingefasste Tür und klopfte einmal. Die Tür öffnete sich sanft, und aus der Dunkelheit im Innern des Wagens schaute Kerulis rundes, ausdrucksloses Gesicht heraus.
    »Ja, Grantl, geht auf alle Fälle hin. Ich muss zugeben, dass mich eine gewisse Neugier umtreibt, was die beiden Herren dieses Mannes betrifft. Seid bitte bei diesem Treffen höchst aufmerksam, achtet selbst auf die kleinsten Kleinigkeiten. Und wenn Ihr könnt, findet heraus, was die beiden seit gestern getan haben.«
    Der Karawanenführer grunzte, um seine Überraschung zu verbergen; Kerulis Wissen war ganz sicher unnatürlich – der Mann hatte den Wagen die ganze Zeit nicht ein einziges Mal verlassen. »Wie Ihr wünscht, Herr«, sagte Grantl schließlich.
    »Oh, und holt auf dem Rückweg Stonny ab. Sie hat bereits viel zu viel getrunken und wird allmählich ziemlich streitlustig.«
    »Dann sollte ich sie vielleicht besser jetzt gleich einsammeln. Sonst spießt sie womöglich noch jemanden mit ihrem Rapier auf. Ich kenne ihre Stimmungen.«
    »Aha. Nun, dann schickt Harllo hin.«
    »Äh, der würde wahrscheinlich kräftig mitmischen, Herr.«
    »Und doch sprecht Ihr stets voller Wohlwollen von den beiden.«
    »Das tue ich«, erwiderte Grantl. »Ich will nicht unbescheiden erscheinen, Herr, aber wenn wir drei für den gleichen Auftraggeber arbeiten, sind wir ebenso gut wie doppelt so viele andere, wen es darum geht, unseren Herrn und seine Waren zu beschützen. Deshalb sind wir auch so teuer.«
    »Oh, Euer Preis war hoch? Ich verstehe. Hm. Dann teilt Euren beiden Gefährten mit, dass ich ihrem Lohn einen anständigen Bonus hinzufügen werde, wenn sie es schaffen, jedem Ärger aus dem Weg zu gehen.«
    Grantl schaffte es irgendwie, den Mund wieder zuzumachen und nicht Maulaffen feilzuhalten. »Oh, äh, das sollte das Problem wohl lösen, Herr.«
    »Hervorragend. Dann sagt Harllo Bescheid und schickt ihn los.«
    »Ja, Herr.«
    Die Tür schwang zu.
    Es stellte sich heraus, dass Harllo bereits auf dem Rückweg zum Wagen war, die Angelrute in der einen riesigen Hand, in der anderen ein trauriges Etwas, das wohl ein Fisch sein sollte. Die leuchtend blauen Augen des Mannes tanzten vor Aufregung.
    »Schau her, du armseliger Ersatz für einen Mann – ich habe uns ein Abendessen gefangen!«
    »Das Abendessen für eine Klosterratte, meinst du wohl. Ich könnte das verdammte Ding durch ein Nasenloch einatmen.«
    Harllo machte ein finsteres Gesicht. »Fischsuppe. Der Geschmack …«
    »Das ist ja wirklich toll. Ich liebe nach Schlamm schmeckende Fischsuppe. Schau doch, das Vieh atmet noch nicht einmal – es war wahrscheinlich schon tot, als du es gefangen hast.«
    »Ich habe ihm einen Felsbrocken zwischen die Augen gehauen, Grantl …«
    »Das muss ein ziemlich kleiner Felsbrocken gewesen sein.«
    »Dafür kriegst du nichts ab – «
    »Und dafür hast du meinen Segen. Hör zu. Stonny wird allmählich betrunken
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