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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit
Autoren: Steven Erikson
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– «
    »Komisch. Ich höre noch gar kein Handgemenge – «
    »Es gibt einen Bonus von Keruli, wenn es kein Handgemenge gibt. Hast du verstanden?«
    Harllo warf einen Blick zur Tür des Wagens und nickte. »Ich sage ihr Bescheid.«
    »Du solltest dich lieber beeilen.«
    »Da hast du Recht.«
    Grantl schaute ihm hinterher, als er davonhastete, noch immer die Angelrute und seinen Fang in den Händen. Die Arme des Mannes waren gewaltig, viel zu lang und muskulös für seine ansonsten dürre Gestalt. Er hatte sich als Waffe ein Zweihandschwert ausgesucht, das sie einem Waffenschmied in einem Kaff namens Geschichte des Toten Mannes abgekauft hatten. Und mit seinen affenartigen Armen schwang er es, als ob es aus Bambus wäre. Harllos hellblonder Haarschopf saß wie ein Knäuel verwickelter Angelschnüre auf seinem Kopf. Fremde lachten oft, wenn sie ihn das erste Mal sahen, doch Harllo bediente sich der flachen Seite seiner Klinge, um derartige Reaktionen abzuwürgen. Kurz und bündig.
    Seufzend drehte sich Grantl zu Emancipor Reese um, der immer noch dastand und auf ihn wartete. »Dann geht voran«, sagte er.
    Reese neigte den Kopf. »Hervorragend.«
    Der Wagen war gewaltig, ein richtiges Haus, das auf hohen Speichenrädern hockte. Reiche Schnitzereien bedeckten den fremdartig gewölbten Aufbau, kleine, bemalte Gestalten, die mit einem anzüglichen Grinsen herumtollten und -kletterten. Die Kutschbank wurde von einer ausgeblichenen Markise aus Leinenstoff geschützt. Vier Ochsen trampelten frei in einem behelfsmäßigen Gehege herum, das sich in zehn Schritt Entfernung auf der windabgewandten Seite des Lagers befand.
    Ruhe war den Herren des Dieners ganz offensichtlich wichtig, denn sie hatten ihr Lager ein ganzes Stück abseits der Straße und in einiger Entfernung von den anderen Kaufleuten aufgeschlagen. Ihr Lagerplatz bot ihnen freie Sicht auf die Hügel südlich der Straße und die weite, offene Fläche der Ebene dahinter.
    Auf dem Kutschbock lag eine räudige Katze und beobachtete, wie Grantl und Reese näher kamen.
    »Ist das Eure Katze?«, fragte der Hauptmann.
    Reese schaute blinzelnd zu ihr hin, dann seufzte er. »Ja, mein Herr. Ihr Name ist Eichhörnchen.«
    »Jeder Alchemist könnte diese Räude behandeln. Genau wie jede Wachshexe.«
    Der Diener schien sich unbehaglich zu fühlen. »Ich werde mich auf alle Fälle darum kümmern, wenn wir nach Saltoan kommen«, murmelte er. »Oh«, er deutete mit einem Kopfnicken auf die Hügel jenseits der Straße, »da kommt Meister Bauchelain.«
    Grantl drehte sich um und musterte den großen, hageren Mann, der soeben die Straße erreicht hatte und jetzt lässig auf sie zukam. Er trug einen teuren, knöchellangen Umhang aus schwarzem Leder und hohe Reitstiefel aus dem gleichen Material, graue Überhosen sowie ein locker fallendes, ebenfalls schwarzes Seidenhemd, durch das ein gutes, geschwärztes Kettenhemd hindurchschimmerte.
    »Schwarz«, sagte Grantl zu Reese, »war der Farbton, den ganz Darujhistan letztes Jahr bevorzugt hat.«
    »Schwarz ist der Farbton, den Bauchelain stets bevorzugt, Karawanenführer.«
    Das Gesicht von Reeses Herr war blass und fast dreieckig, ein Eindruck, der durch den sorgfältig gestutzten Bart noch verstärkt wurde. Das stark eingeölte Haar hatte er straff aus der hohen Stirn gekämmt. Seine Augen waren von einem matten Grau – genauso farblos wie der Rest des Mannes –, und als ihr Blick dem seinen begegnete, spürte Grantl, wie seine Eingeweide sich erschrocken zusammenzogen.
    »Karawanenführer Grantl.« Bauchelains Stimme klang sanft und kultiviert. »Euer Auftraggeber geht bei seiner Schnüffelei nicht besonders subtil vor. Zwar gehören wir sonst nicht zu den Leuten, die solche Neugier hinsichtlich unserer Aktivitäten belohnen, doch diesmal wollen wir eine Ausnahme machen. Ihr dürft mich begleiten.« Er warf einen Blick auf Reese. »Deine Katze scheint unter Herzjagen zu leiden. Ich würde vorschlagen, dass du dich um die arme Kreatur kümmerst.«
    »Sofort, Herr.«
    Grantl legte die Hände auf die Knäufe seiner Macheten und starrte Bauchelain aus zusammengekniffenen Augen an. Die Federn des Wagens quietschten, als der Diener auf den Kutschblock kletterte.
    »Nun, Karawanenführer?«
    Grantl rührte sich nicht von der Stelle.
    Bauchelain zog eine dünne Augenbraue hoch. »Ich versichere Euch, Euer Auftraggeber wartet ungeduldig darauf, dass Ihr meinem Ersuchen nachkommt. Wenn Ihr Euch allerdings fürchtet, könnt Ihr ihn vielleicht
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