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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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etwa neunzehn Jahre alt, macht eine Computerfachmann-Ausbildung, die ihn nicht ausfüllt, nicht befriedigt. Er fühlt sich gemaßregelt, übergangen, vereinsamt und perspektivlos. Wie die meisten Jugendlichen heutzutage. Seine naive Renitenz ist der Ausgangspunkt der Story.«
    »Gut. Und Sie schildern nun einen Konflikt innerhalb der Familie?«
    »Ja, denn die Familie wird sein Schicksal besiegeln.«
    »Verstehe. Das verspricht bereits eine gewisse Spannung. Wie geht das nun los?«
    »Der Sohn macht seiner Unzufriedenheit Luft.«
     
    »Ich pfeife auf dieses Leben!«
    »Till, wie kannst du so sprechen!«
    »Wundert dich das, Mutter? Ich habe es satt. Kommt das wirklich so plötzlich für dich? Was ist das denn für ein Leben. Jede Woche erhält man seine Portion Orgon, gerade genug, um arbeiten und nicht sterben zu können. Aber die anderen, die bekommen soviel, wie sie nur haben wollen. Ist das ein lebenswertes Leben, sag?«
    »Aber wir leben. Jeder lebt. Und zwar gut. Was willst du denn? Streng dich an, dann kannst du aufsteigen, und dann erhältst du auch soviel wie die anderen.«
    »Wer schafft das schon? Ich glaube beweisen zu können, daß es höchstens ein Prozent von allen schafft. Habt ihr es denn geschafft?«
    »Wir haben reichlich zu essen, Till. Woran fehlt es uns denn?«
    »Ja, sie geben uns zu essen, das müssen sie ja. Aber ich frage mich, ob eure Bescheidenheit echt ist.«
    »Sie geben uns viel und gut zu essen, Till. Das können doch keine schlechten Menschen sein.«
    »Stimmt, wir bekommen viel, ich möchte fast sagen, viel zuviel zu essen. Aber was ihr nicht wahrhaben wollt, ist, daß sie das nicht aus Menschenliebe tun, sondern um uns täglich als fettes, bruzzliges Mahl zu verspeisen.«
    »Du phantasierst!«
    »Jedenfalls war das Hänsels und Gretels Antwort auf die Frage des Richters, weshalb sie wieder zurück in den Wald zu der alten Hexe gelaufen sind.«
    »Du lebst nicht im Märchen, Till.«
     
    »Statistiken zufolge entspricht diese Verhaltensweise in etwa der der meisten Jugendlichen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen. Es kommt nur darauf an, daß diese Jugendlichen die Figur als realistisch geschildert empfinden. Wir werden das nachprüfen lassen. Persönlich finde ich die Verquickung von Auflehnung und Phantasie sehr gut. Sie entspricht unserer Rezeption von der romantischen Gewalt, nicht wahr?«
    »Zumal die meisten Jugendlichen sie verinnerlicht haben. Sie wollen ihre Phantastereien verwirklicht sehen. Sie wollen der Phantasie zur Macht verhelfen. Sie …«
    »Schon gut. Das wissen wir ja. Wie geht das nun weiter?«
    »Da eben diese größerwerdende Gruppe der Jugendlichen eine neue Konsumentenschicht darstellt, befriedige ich diese Wünsche, indem ich die Handlung für den Storyhelden gut ausgehen lasse.«
    »Darüber reden wir später.«
    »In der zweiten Szene stelle ich die Spinnereien des renitenten Sohnes gegen die Verständnislosigkeit seines Vaters.«
     
    »Was hast du da?«
    »Ich war in Tills Zimmer. Weißt du, Vater, er macht mir seit einiger Zeit Sorgen.«
    »Weshalb? Schlechte Nachrichten aus dem Betrieb?«
    »Das sowieso – wie immer. Nein, er entwickelt Haßgefühle gegen das Leben.«
    »Was denn – mein Sohn? Wie ist das möglich? Bisher war er doch immer so ruhig und zufrieden.«
    »Wahrscheinlich war er viel zu ruhig. Das hätte uns beunruhigen müssen, Vater. Aber in den letzten Tagen … Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. – Lies das hier!«
    »Was ist das?«
    »Eine Art Gedicht wohl. Ich verstehe nichts davon.«
    »Er schreibt gern, ich weiß. Aber … mmh …
     
    Ich liquidiere den grad meiner anteilnahme
    Genieße die maske unkontrollierter gefühle
    Ziehe die zigarettenhülle über den kopf
    Fülle die Schlüssellöcher mit komplexen
    Lasse Wörter wie gladiatoren sich bespringen
    Zerfasere giftlymphespritzend die lippen
    Erbebe mit herzklopfen wenn x spricht
    Sehe hakenkreuze aus gesichtern fallen
    Belache den wicht in gekidnapten hirnen
    Versuche durch blasen die glut zu löschen
    Kote antiantike formeln in windstille ecken
    Zerbreche mundtote wolken mit wilder faust
    Leide mit den verzweifelten zweifelnden
    Proklamiere den menschen im menschen
    Habe unruhe im hirn und liebe im herzen
    Ich will endlich nach haus
     
    Das verstehe ich nicht, Mutter. Was soll das?«
    »Das geht euch nichts an!«
    »Till, wo kommst du jetzt her?«
    »Aus der Fachschule, Vater. Der Lehrcomputer wollte die Antworten nicht verstehen, die ich ihm auf seine
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