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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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Objekt eines Versuches. Der Versuch hat Sie vernichtet. Sie sind infiziert. Es gibt nichts, das Sie retten könnte.«
    »Lüge«, keuchte Ronnegart, »Lüge. Ich liebe nur den Staat. Ich bin nicht krank. Ich diene ihm, wie immer es sei.«
    »Es war alles geplant«, sagte die Maibaum. »Sie waren zum Abtrünnigen bestimmt. Sie sind ein Renegat. Schon Ihr Name wurde unter diesem Gesichtspunkt gewählt, Ronnegart, Renegat.«
    »Und selbst wenn es so ist«, schrie Ronnegart, »ich weiß, daß ich das Mädchen töten könnte … Jawohl, daß ich es töten könnte! Ich würde es mit meinen eigenen Händen erwürgen!« »Sind Sie sich dessen gewiß?«
    Sein Kopf fiel auf die Brust. Ja, ja.
    Die Maibaum wandte den Kopf, der Spion folgte ihren Augen, zur Tür herein kam sie. Sie war noch viel schöner als an jenem Abend. Sie war so unbeschreiblich schön, daß die Maibaum in ihrer Häßlichkeit schrumpfte und ganz niederträchtig wirkte. Sie erfüllte den Raum wie goldenes Licht, berührte selbst Heisler und Ripp mit ihrem Glanz. Sie war das schönste Geschöpf, daß jemals einen Fuß in eine so häßliche Welt gesetzt hatte, sie war Vollkommenheit.
    Ronnegart glitt durch den Raum, er wußte nicht, was er tat. Als er sie in seinen Armen hielt, traf ihn ein Stoß, der sie und ihn über das Bett warf. Der Aggressor an der Tür hielt eine kleine Waffe in der Hand; ein schimmernder Strahl zuckte lange quer durch den Raum, und Reif senkte sich auf die beiden herab, erstarrte sie zu ewigem Schlaf.
     
    Der Sprecher beendete das Programm, aber seine Stimme verhallte ungehört. Die Maibaum erhob sich langsam, ihr folgten mit zögernden Schritten Heisler und Ripp. Der Aggressor schloß die Tür und klebte außen ein Museumsschild an. Er machte die Scheibe durchsichtig, wandte sich um und sah die drei Menschen schweigend zum Aufzug gehen.
    Und plötzlich war er von Sorge erfüllt, denn es hatte sich etwas verändert“ irgendwas …

 
Harald Buwert
Selbstversuch
     
    In das Klappern seiner Schreibmaschine hinein drang das Klingeln des Telefons. Er hob den Telefonhörer ab, während sich seine Gedanken weiter mit einem Problem beschäftigten.
    Am anderen Ende der Leitung war einer der Lektoren aus der Abteilung Audiovisuelle Medien der Ideenfabrik. Er fragte: »Wie weit sind Sie mit der Revolution?«
    »Fertig«, antwortete der Autor Nummer 34. »Der Dialogversuch ist fertig gestaltet. Ich beschäftige mich bereits mit dem nächsten Thema, das Sie mir gestellt …«
    »Ja, ja«, erwiderte der Lektor ungeduldig. »Das ist fein. Ich komme sofort zu Ihnen, dann sprechen wir das Ganze einmal durch, ja?«
    Die Verbindung war schon getrennt, als er »In Ordnung« murmelte. Er drehte sich auf seinem Drehstuhl einmal um sich selbst, prüfte dabei, ob auch Ordnung in der Glaskabine herrschte. Dann schob er die Elektro-Schreibmaschine beiseite, legte das Manuskript vor sich auf den Schreibtisch und vertiefte sich in den Anfang der Story, um sich das Thema zu vergegenwärtigen. Revolution und Mensch. Der einzelne und die Subversion. Ein aktuelles Thema angesichts der Vorgänge auf dieser Welt. Aber keine Identifikation damit; wir wollen keine Umwälzung der Gesellschaftsordnung … Erfinden Sie nichtreale Umstände, meinetwegen utopische oder sowas … Vielleicht eine Science Fiction Story. Realistisch aber exotisch. Die Jugend als Zielgruppe. Verfremdung hilft, das unliebsame Thema konsumierbar zu machen – na, Sie verstehen schon. Zum Publikum gehören ja noch andere Schichten.
    Die Glastür öffnete sich, schloß sich wieder. Lautlos und mit einem süffisanten Lächeln hatte der Lektor die Kabine betreten. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, blickte er mit großen Augen auf das Dialog-Manuskript. »Dann legen Sie mal los«, sagte er. »Sie haben doch sicherlich daran gedacht, in dieser Story keine Klischees zu benutzen? Das muß ganz sensibel gehandhabt werden – na, Sie verstehen schon.«
    »O ja, ich weiß.«
    »Für sämtliche Medien nutzbar?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ah, wie ich sehe, haben Sie das Thema als Science Fiction Story gestaltet. Das ist sehr gut. Orgonauten … mmh …« »Der Titel heißt: Orgonauten. Es handelt sich um sechs kurze Szenen für höchstens drei Personen.«
    »Ah, sehr schön. Kurz und unkompliziert.«
    »Einfach und billig zu produzieren.«
    »Richtig. Also bitte …«
    »In der ersten Szene stelle ich eine normale kleinbürgerliche Mutter gegen ihren phantasiebegabten, aber unzufriedenen Sohn. Er ist
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