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Science Fiction aus Deutschland

Science Fiction aus Deutschland

Titel: Science Fiction aus Deutschland
Autoren: Hans Joachim Alpers und Ronald M. Hahn Hrsg.
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Gefangenentransportern und Chemikalientanks, sie, Gestalten in hohen, waffenstarrenden Rüstungen, Rittern gleich, mit Atemmasken, fugenlosen Raumfahrtpanzern und bedrohlich wirkenden Laserkanonen zwischen den Fäusten. Dabei bestanden ihre Körper aus Spezialsynthetikfleisch, der neuesten und stabilsten Kreation, sie hätten gewiß auch ganz ohne ihre Ausrüstung dem Unwetter standgehalten. Man erzählte sich, daß normale Kugeln ihre neuen Körper nicht mehr zu beschädigen vermochten und daß nur Laserlicht ihnen gefährlich war. Der Preis, den der Steuerzahler für diese hochleistungsfähigen Modelle zu bezahlen hatte, war unbekannt, war sicherlich nur ein Tropfen im Meer der Rüstungsausgabenflut. Und weil sie wußten, daß jene Leute, die ihnen in die Hände fielen, nicht so glänzend ausstaffiert waren, hatten sie neben der Straßensperre immerhin ein provisorisches Dach gebaut, das mit drei Plexiwänden notdürftigen Schutz bot.
    Ein kräftiger, knochiger Polizist – wie sehr sich doch die funktionellen Körper von Polizisten, Operateuren, Metzgern usw. glichen! – riß seine Tür auf, und Robert beeilte sich sehr, den winkenden Karabinern zu folgen, bald stand er mit dem Gesicht zu einer Wand, die Arme nach vorn gelegt, die Beine weit zurückgestellt, bis er ganz hilflos war. Einer von ihnen tastete, klopfte seinen Körper ab, langte ihm, genießerisch wohl, zwischen die Beine, zog aus seiner Gesäßtasche die Mappe mit seinen Papieren. Sie ließen ihn einfach so stehen, während sie aufmerksame Blicke in die Dokumente warfen und ihre Lampen unentwegt blitzen ließen.
    Sie stellten Fragen, da war ein Stempel verwaschen, und der Magnetkontroller sprach nicht einwandfrei auf eine blanke Fläche an. Sein natürlicher Körper hatte ihren Argwohn geweckt. Um sich herum verbreiteten sie eine Aura des Mißtrauens und der Angst, in die sich der fanatische Eifer mischte, den Beamte aufweisen, die sich zu hundertfünfzig Prozent für ihre Sache einsetzen, weil sie es irgendwann einmal versäumt haben, über das Alter unsicherer, begieriger Schulknaben hinauszureifen.
    Robert durfte sich endlich umdrehen. Einer, der sich ganz stolz in seiner Uniform bewegte, angelte sich aus dem Fenster das Autoelektrophon. Der Regen hämmerte auf das Dach und erstickte das Gespräch, nur der gebeugte, pumpende Rücken war zu erkennen. Der Regen versengte Roberts Haut, ein Blitz schlug ganz nahe ein, zerriß für einen Augenblick die Finsternis, warf harte Kanten schwarz und weiß auf die dunklen, mit silbernen Streifen verzierten Uniformen, auf blutleere Gesichter, dünne Lippen, auf erwartungsvoll grausame Gesichter, von ihren Gürteln baumelten die Haken, ihr Statussymbol, der Donner schmetterte seine Pranke zwischen die Bürosilos beiderseits der Weser und rollte flußauf.
    Drüben, Robert hatte sie im zuckenden Licht erspäht, hatte man ein Dutzend Gestalten in einer Ecke zusammengedrängt, karabinerschwingende Beamte umkreisten sie wie ein Rudel scharfer Schäferhunde. Man hatte ihnen jetzt bereits Verwendungszweckmarken in die Ohren gedrückt mit diesen Metallzangen, die man sonst nur auf dem Schlachthof gebraucht vor einer Auktion, Marken, die Folter, Qual und Tod bringen konnten, blutige Exzesse in den Gestapokellern, das Ende vielleicht als Seifenpaket.
    Er redete immer noch auf sein Elektrophon ein, die Polizisten, die bei Robert standen, blickten, ein klein wenig unwillig nun, zu ihm hinüber, auch die Wächter von drüben schienen abgelenkt. Diese Gelegenheit nutzte ein schmächtiger, in einen Sozialkörper gepreßter junger Mann, um aus dem Areal zu flüchten. Einer der Polizisten, kaum hatte er die Flucht bemerkt, trat blitzschnell an, rannte kraftvoll und geschmeidig hinter dem Flüchtenden her, hatte ihn schnell erreicht, rannte ihn glatt um, warf ihn zu Boden und schnürte ihm Arme und Beine zusammen wie einem zuckenden Kalb, warf ihn sich über die Schulter und kam, die Last kaum spürend, gemächlich zurück.
    Ein Offizier gab Anweisungen, war nicht ganz verstanden worden, vollführte Bewegungen seiner rechten Hand zur Kehle hin, das begriffen sie. Zwei Polizisten schleppten ihn zum Brückenrand, wo das ablaufende Wasser in einer rötlichen Färbung schäumte, die periodisch auftrat und wieder verschwand. Sie befestigten am Geländer das Ende eines Seils und schlugen das andere, es war hakenbewehrt, in des jungen Mannes Hals, ließen ihn dann über das Wasser hinab, wo er sich drehte und wand, bis nur noch der
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