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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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Anzeichen, dass die beiden sich einen
Riesenspaß mit mir machten, Ausschau.
                "Schicke
Hose, mit der kommt man bestimmt selbst hier recht weit", sagte ich in
Anspielung auf Ingrids Aussagen zu meiner Aufmachung. "Und der Parka -
cool, ‚ oversize ’ ist ja momentan total ‚in’."
    Mein Hase lächelte mir verlegen zu. Vielleicht hatte er irgendwo in
einen Spiegel gesehen und wusste wie peinlich er aussah. Mit einem gigantischen
Furz-Quietscher ließ er sich auf einen Stuhl, der neben dem Eingang stand,
fallen.
                "Der
Parka gehörte unserem Nachbarn. Letztes Jahr Weihnachten hat der Arme beim
Fischen einen Herzanfall gehabt und war sofort tot. Bumm .
Umgefallen. Tot. Furchtbar war das!" Ingrid hatte Tränen in den Augen,
offensichtlich hatte sie den Nachbarn gern gehabt.
                "Aber
deswegen muss man die schöne Anglerhose und den Parka ja nicht gleich
wegwerfen, die sind ja noch gut. Und außerdem ist es so etwas wie eine
Erinnerung an Walter, schließlich hatte er genau diese Sachen an, als
er....", fuhr sie mit bebender Stimme fort.
    Ich schaute so betreten wie ich eben konnte und betete derweil,
dass Anglerhose und Parka nach dem
Ableben des Nachbarn und bevor Rigoletto sie angezogen hatte in der Reinigung gewesen
waren. In diesem Moment kam Igerich angequietscht , der das gleiche Outfit wie sein Sohn trug.
    „Offensichtlich geht in der Nachbarschaft ein Massensterben um“,
dachte ich und fühlte mich irgendwie beklemmend. Die Frage, ob Ingrid mit ihren
Kräutern die Nachbarn nicht vor dem Aussterben retten konnte oder nicht retten
wollte, verkniff ich mir. Igerich stieß derweil den
Schirmständer neben der Tür um, womit er erneut die Situation rettete, auch
wenn es ihm einen weiteren tadelnden Blick seiner Frau einbrachte.
                "Dann
wollen wir mal los", sagte Ingrid endlich und wir verließen, begleitet von
einem Konzert der furz-quietschenden Anglerhosen, das Haus.

Kapitel 4

 
    Nachdem sich die beiden Michelin-Männchen mit Mühe ins Auto
gequetscht hatten, fuhren wir eine knappe halbe Stunde, bevor wir endlich am
von Ingrid auserkorenen Waldstück ankamen. Ganz erschloss sich mir diese
Verpestung der schönen Natur mit Autoabgasen nicht, da das Haus von Ingrid und Igerich ebenfalls am Waldrand lag. Dazu fuhr Ingrid auch
noch einen dieser übergroßen SUVs, von denen ich bislang gedacht hatte, sie
kämen nur in amerikanischen Serien über reiche und schöne Menschen mit eigener
Tankstelle vor.
                "Hier
gibt es ein wunderbares Schlammgebiet, ein fantastisches, naturbelassenes Moor,
deshalb mussten wir ein Stückchen fahren" erklärte Ingrid, als könne sie
meine Gedanken lesen, was mich genauso beunruhigte wie die Tatsache, dass
offensichtlich ein Querfeldein-Marsch geplant war.
    Auf einmal wirkten die Anglerhosen gar nicht mehr so lächerlich.
Meine Trendsportschuhe dagegen schon. So schlimm würde es schon nicht werden,
tröstete ich mich, schließlich trug Ingrid auch keine Anglerhose, sondern einen
schwarzen Pullover, dessen Anfang und Ende man nicht erkennen konnte und
Hüft-Jeans mit einem derart enormen Schlag, dass es unmöglich war, neben ihr zu
gehen, ohne von den Hosenbeinen ausgepeitscht zu werden.
    Ich hatte es bislang wohlweislich vermieden Ingrid genauer
anzusehen, da ich befürchtete, dass der Anblick von weit über 100 Kilo auf 160
Zentimeter verteilt in Schlagjeans für mich zu viel sein könnte und ich in
unkontrollierbares Lachen ausbrechen würde. Nun nahm ich ihre Kleidung aber
doch genauer unter die Lupe. Immerhin, Ingrid trug Gummistiefel, was für einen
Schlammmarsch wirklich deutlich besser war als meine Turnschuhe.
                "Also
dann", gab Ingrid den Marschbefehl und mein Hase und Igerich quietschen, gefolgt von Ingrid, los.
    Ich schloss mich am Ende unserer merkwürdigen Truppe an und dachte
daran, dass ich mal mit einer Freundin zusammen 36 Stunden in einem Bus mit
Reise-Rentnern nach Marokko gefahren war. Die Reise-Rentner hatten darauf
bestanden, dass sie ihre Rückenlehnen wegen diverser körperlichen Zipperlein -
von denen natürlich am Strand beim Volleyballspiel nichts mehr zu sehen war -
auf jeden Fall bis zum Anschlag zurücklehnen mussten, während wir unsere auf
keinen Fall auch nur einen Zentimeter nach hinten bewegen durften. Das hatte
ich überstanden, also würde eine Stunde Schlammwandern mich auch nicht
umbringen, tröstete ich mich selber.
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