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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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praktisch in der Apotheke um die Ecke und
duzte sich mit der Apothekerin. Ich wartete nur darauf, dass sie ihm die
Auszeichnung „Kunde des Jahres“ verlieh. Oder, und dies schien mir die wahrscheinlichste
Möglichkeit, Rigolettos Mutter hatte genauso   ein verdrehtes Bild von ihrem Sohn wie
ihr Sohn von ihr. Insgeheim war das meine Hoffnung, denn dann war das Ganze
genetisch und mein Hase konnte nichts dafür, dass er seine kräutersammelnde, fernsehende,
Süßigkeiten futternde Mutter mit Hillary Clinton verwechselte. Und sollten wir
mal Söhne bekommen, würden die mich genauso verklärt sehen.

 
    Als die Tischdecke   gerettet war, beschloss Ingrid, mich in die Geheimnisse des
Kräutersammelns einzuweihen.
                "Wir
machen einen Spaziergang!", rief sie ebenso unerwartet wie enthusiastisch
und laut, dass Igerich sofort wieder seine (Gott sei
Dank nun leere) Kaffeetasse umstieß.
                "Da
zeigen wir unserer Mandy mal, was für Schätze Mutter Natur direkt am Wegesrand
für uns bereithält."
    Ingrid lächelte mir gönnerhaft zu, als hätte sie mir eben
angeboten, in einen Topf mit Gold zu fassen und mir so viel rauszunehmen, wie
ich nur tragen konnte.
    Insgeheim fragte ich mich, warum ihre Kunden die Kräuter nicht
selber sammelten, wenn sie direkt am Wegesrand wuchsen, stellte diese Frage
aber nicht laut. Das einzig Positive, was ich dem geplanten Spaziergang am
Sonntagmorgen bei zwei Grad und anhaltendem Nieselregen abgewinnen konnte, war
die Tatsache, dass ich mich noch nicht als komplett Ungläubige zu erkennen
gegeben hatte und meine Chancen auf ein glückliches Lebensende mit Rigoletto nicht gänzlich geschwunden waren. Damit dies auch
so blieb, räumte ich schnell den Frühstückstisch ab und die Spülmaschine ein,
während Ingrid und Rigoletto für eine bestimmt nur
aus besten, natürlichen Zutaten hergestellte Zigarette auf den Balkon
verschwanden.
    Igerich murmelte derweil etwas von Umziehen und verschwand im Schlafzimmer. Warum er
dazu die Flasche Cognac, die er unter dem Arm hatte, brauchte, war mir nicht
ganz klar. Ich hatte allerdings keine Zeit darüber nachzudenken, denn schon
wurde ich von Ingrid vom Balkon aus angetrieben, nicht rumzutrödeln und mich
selber doch auch bitte umzuziehen.

 
    Vergebens wartete ich im Zimmer auf den Mann, den ich heiraten und
von dem ich in Erfahrung bringen wollte, warum ich mich umziehen möge. Und in
was. Ich trug Jeans und Pullover - die frisch gekauften, schicken Anziehsachen
hatten ihren Weg noch nicht aus dem Koffer gefunden und würden es wohl auch
nicht - und ich sah nicht ein, was daran unpassend für einen Spaziergang im
Wald sein sollte.
    Also zog ich nur schnell dicke Socken und ein paar Turnschuhe an,
die ich Gott sei Dank mitgenommen hatte, weil man ja nie wusste.
    Zugegeben, bei meinen Turnschuhen handelte es sich um sogenannte
„Trendsportschuhe“, die weniger zum Sporttreiben als mehr zum guten Aussehen
gemacht worden waren. Aber sie waren fest und hatten eine Gummisohle. Was
konnte man mehr für einen Waldspaziergang brauchen? Ingrids Gesichtsausdruck
des blanken Entsetzens beim Anblick meiner Schuhe kam mir deshalb übertrieben
vor.
                "Ach Gottchen ! Mit den feinen Berliner Schühchen wirst du
hier aber nicht weit kommen", kommentierte sie schnell, um ihr Missfallen
über mein Schuhwerk auch verbal zum Ausdruck zu bringen.
    Gerne hätte ich jetzt meinen Hasen hilfesuchend angesehen, aber
leider konnte ich ihn nirgends entdecken. Ingrid und ich standen allein am
Hauseingang und warteten auf den Rest der Familie.
                "Ach,
das geht schon, die halten mehr aus als man denkt", antwortete ich
höflich, während ich im Geiste überlegte, wie viel mir mein Märchenprinz und
das Lebensende mit ihm eigentlich wert waren.
    Gerade als ich zu dem Entschluss kam, dass er sogar diese Mutter
wert war, kam er angequietscht . Ich schloss schnell
meine Augen und machte sie wieder auf, doch leider blieb das Bild, das sich mir
bot, unverändert: Rigoletto trug eine
überdimensionale Anglerhose und einen riesigen Parka, der eher für einen Yeti
geschneidert worden war als für ihn. Dabei war Rigoletto mit 1,89 Metern nicht klein. Die Hose gab bei jedem Schritt ein Geräusch von
sich, das man, war man ein netter Mensch, als „Quietschen“ bezeichnen konnte.
Aber wenn man ehrlich war, war es eher ein Furzen. Mit Mühe unterdrückte ich
ein Lachen und hielt dezent nach einem
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