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Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)

Titel: Schwiegermutter inklusive. Einen Mann gibt es selten allein (German Edition)
Autoren: Anne Harenberg
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fahren, was
wahrscheinlich daran lag, dass er nicht mal wusste, wo ich in unserer Wohnung
die Windeln aufbewahrte. Seine Mutter hatte es in ihrer Anwesenheit nach der
Geburt ebenfalls tunlichst vermieden, sich mit der Entsorgung flüssiger und
fester Überbleibsel ihrer Enkelin zu beschäftigen.
                „Das
kannst du als Mutter jetzt am besten.“ Mit diesem Standardspruch für alles Unangenehme
hatte sie mir mein Kind jedes Mal samt voller Windel in die Hand gedrückt.
    Notgedrungen stimmte ich also zu und fuhr unter der Bedingung, dass Rigoletto mich abends zu meinen pickeligen Freunden
von McDonald’s fahren würde, falls ich mal wieder nichts zu essen bekommen
sollte, mit zu meinen Schwiegereltern.
    Es wurde es ein kurzer Besuch. Nachdem Ingrid Josephine noch in der
Eingangstür geherzt, in die kratzende Decke gesteckt und ihr ein Nintendo
(Josephine war zu diesem Zeitpunkt 7 Monate alt!) geschenkt hatte, fiel ihr
Blick auf mich.
                „Mein
Gott, Mandy, hast du denn noch kein Gramm seit der Geburt abgenommen?“, fragte
sie mich mit einem solchem Entsetzen in der Stimme, als hätte ich ihr gerade
gestanden, dass ich die treibende Kraft hinter sämtlichen Terroranschlägen der
vergangenen zehn Jahre gewesen sei.
    Ich war zutiefst beleidigt. Ich hatte jedes einzelne
Schwangerschaftsgramm und noch mehr verloren und trug eine Jeans, von der ich
vor der Schwangerschaft nur geträumt hatte.
                „Doch,
ich habe alles wieder abgenommen“, konterte ich knapp, innerlich vor Wut
schäumend und über einen Terroranschlag auf Ingrid nachdenkend.
                „Das
kann nicht sein!“ Ingrid musterte mich von oben bis unten. „Oder warst du vor
der Schwangerschaft auch schon so dick? Das musst du geschickt kaschiert haben,
mir ist das nie so schlimm aufgefallen.“
    Dann lächelte sie Rigoletto an:
                „Ich
weiß gar nicht, woher du deine Vorliebe für dicke Frauen hast? Angeblich suchen
Männer doch immer Frauen aus, die ihrer Mutter ähneln.“
                „Ich
habe eine Ahnung“, erwiderte ich kühl und wollte gerade fortfahren, dass Ingrid
vielleicht mal in den Spiegel schauen sollte, dann würde sie sehen, was für ein
dickes Nilpferd sie selbst war, als mich Rigoletto unterbrach:
                „Vielleicht
bringen wir erst mal die Koffer rein“, schlug er vor, wie immer ganz der
Diplomat.
    Er ahnte wohl, dass mit Mandylein neuerdings nicht mehr zu scherzen war und ein offener Krieg drohte. Er gab mir
einen kleinen Schubs in Richtung Eingangstür, so dass ich nichts mehr sagen
konnte.
                „Ich
halte so lange Chantalle “, flötete Ingrid uns
hinterher.
                „Hast
du das gehört? Jetzt sag‘ mir nicht, das hat sie nur nett gemeint!“, zischte
ich Rigoletto an, als wir am Auto standen.
                „Deine
Mutter hat mindestens 50 Kilo Übergewicht und wagt es zu sagen, ich sei fett!!“
                „Miranda,
meine Mutter hat Probleme mit dem Blutzucker und der Schilddrüse. Früher war
sie gertenschlank. Sei doch nicht so empfindlich, meine Mutter...“, weiter kam
er nicht mit seiner ewig gleichen Ingrid-Leier. Denn ich unterbrach meinen
Ehemann rüde:
                „Ha!
Schilddrüsenprobleme! Blutzucker! So ein Schwachsinn, dass ich nicht lache!“,
höhnte ich hysterisch. „Deine Mutter frisst zu viel, das ist alles und darum
ist sie im Gegensatz zu mir fett“, warf ich unversöhnlich hinterher.
    Dann schlug ich ein neues Kapitel im Leben mit meiner
Schwiegermutter auf.
                „Ich
bleibe nur bis morgen früh, dann fahre ich mit Josephine nach Hause. Bis dahin
werde ich vorwiegend auf unserem Zimmer bleiben, um weiteren Beleidigungen
deiner Mutter zu entgehen. So hat sie genug Zeit, mein armes Kind ungestört mit
ihrer blöden Decke zu quälen. Wenn du länger bleiben willst, kannst du ja den
Zug nehmen.“
    Mit diesen Worten stampfte ich, ohne Widerspruch abzuwarten, ins
Haus. Ich hatte endgültig genug. Die Bemerkung mit den Schwangerschaftspfunden
war die eine Beleidigung zu viel gewesen.
                „Du
bist wie deine Mutter, eure Höflichkeit ist doch nur gespielt“, schrie Rigoletto mir noch nach, aber das war mir egal.
               
    Immerhin war Rigoletto so erstaunt über meinen
Ausbruch, dass er zunächst nichts weiter sagte, dann aber seinen Eltern
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