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Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13

Titel: Schwestern des Mondes 05 - Katzenkrallen-09.06.13
Autoren: Yasmine Galenorn
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länger am Leben. Sie hatte mich gerettet, als sich mein Schwanz letzten Winter in Kletten verfangen hatte. Seither hatten wir es geschafft, unsere Instinkte zu überwinden und eine merkwürdige, aber funktionierende Allianz zu schmieden.
    Jetzt schlüpfte sie aus ihrem Loch und kam zu mir herüber gerannt. »Delilah, da ist etwas auf diesem Land, das nicht da sein sollte.«
    In meiner Tiergestalt konnte ich mit Tieren sprechen und sie auch verstehen. Oh, natürlich nicht auf dieselbe Weise, wie ich mich als Frau mit Worten verständlich machte, aber es gab eine gemeinsame Sprache, die von den meisten Tieren verstanden wurde: eine Kombination aus Körpersprache und gewissen Lauten.
    Ich nickte stumm. »Ich weiß, aber ich bin nicht sicher, was es ist. Ich habe noch keine Witterung davon aufnehmen können und wollte gerade nachsehen.«
    Sie schauderte. »Grässliches Ding. Schreckliches, grässliches Ding. Groß und dunkel. Es frisst Mäuse und andere kleine Lebewesen, also sei vorsichtig. Es steckt sie in sein dunkles Maul und kaut, kaut, kaut sie tot.«
    Ich geriet ins Wanken. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mich der Sache in Katzengestalt anzunähern. »Hast du so etwas wie das Ding schon einmal gesehen?«
    Misha schnupperte nervös. »Nein, noch nie. Schreckliche Bestie. Sie sabbert. Grau ist sie, und sie sieht aus wie ein zerbrochener Zweibeiner. Nicht so groß und breit, aber sehr hässlich, mit einem Streifen Haare auf dem Rücken und einem dicken, aufgeblähten Bauch. Es hat Fell, ja, ja, aber nicht an den richtigen Stellen. Nicht-Freund.« Alle Lebewesen, Tiere, Vögel und so weiter waren in Mishas Welt säuberlich in zwei Kategorien aufgeteilt - Freund und Nicht-Freund.
    Sie huschte zurück zu ihrem Loch, hielt kurz inne und blickte zu mir zurück. »Sei vorsichtig. Dieses Wesen, es könnte dich brechen wie einen Zweig.« Und dann verschwand sie in ihrem unterirdischen Bau bei ihren Kindern.
    Ich wartete, bis sie sicher zu Hause war, und schlich dann weiter, einen Schritt nach dem anderen. Wenn dieses Ding in der Lage war, kleine Tiere zu fangen und zu fressen, musste ich wirklich vorsichtig sein. In Katzengestalt war ich leichter zu töten, als wenn ich auf zwei Beinen unterwegs war. Ich näherte mich der Stelle, wo der Pfad in den Wald und weiter zum Birkensee führte, und an einer Biegung erstarrte ich, eine Pfote noch in der Luft. Der Lärm raschelnder Büsche und knackender Zweige hallte vor mir durch den Wald. Was auch immer das sein mochte, es war ein gutes Stück näher gekommen.
    Als ich mich auf den Ursprung des Lärms zubewegte, drehte der Wind ein wenig und trug mir einen überwältigenden Gestank zu - Dung, Kot, klebrig wie ekelhaftes, überreifes Obst. Und Testosteron - dicker Moschusgeruch. Über diesem ganzen Gestank hing noch die Witterung von jemandem, der es genoss, anderen Schmerzen zuzufügen.
    Tiere konnten die Absichten von Menschen und anderen Geschöpfen riechen, und ich spürte sofort, dass dieses Wesen bösartig war. Und männlich. Er liebte die Folter. Misha hatte recht gehabt. Das war ein übler Bursche, was immer er auch sein mochte.
    Ich schob mit der Pfote ein hohes Grasbüschel beiseite und spähte lautlos zwischen den Halmen hindurch. Von meinem Versteck aus konnte ich auf eine kleine Lichtung sehen.
    Mondlicht brach durch die zarten Wolken und erhellte die kleine Senke gerade gut genug, um mir den Urheber dieses Lärms zu zeigen.
    Ein Wesen, das etwa einen Meter zwanzig groß war, bearbeitete mit langen Klauen zwei umgestürzte Baumstämme. Einer der Stämme war über den anderen gefallen, vermutlich während des letzten großen Sturms, und dazwischen drang ein Wimmern hervor.
    Moment mal - ich kannte diese Stimme! Das war Speedo, der Basset der Nachbarn.
    Manchmal riss er aus seinem Garten aus und streifte auch auf unserem Land herum. Ich versuchte dahinterzukommen, wo genau er steckte, und sah dann, dass er sich in eine Öffnung zwischen den gefallenen Tannen hineingezwängt hatte und jetzt nicht mehr herauskam. Aber sein Gefängnis war im Augenblick seine einzige Rettung. Der Eindringling, was immer er sein mochte - und ich vermutete, ein Dämon -, hatte gewisse Schwierigkeiten. Er konnte zwar die lange, missgestaltete Hand in die Öffnung schieben, aber anscheinend hatte Speedo noch ein wenig Platz, um zurückzuweichen, gerade außer Reichweite.
    Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Dämon auf die Idee kam, einfach den oberen Stamm zu verschieben und so
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