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Schwesterlein, komm tanz mit mir

Schwesterlein, komm tanz mit mir

Titel: Schwesterlein, komm tanz mit mir
Autoren: Mary Higgins Clark
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wünschte, ich könnte meinen Eltern noch sagen, daß ich sie geliebt habe.
    «Ja, Nan Sheridan. Nach dem Abschluß in Stanford verbrachte ich ein Jahr in Boston, ehe ich Medizin studierte.
    Ich fuhr oft nach Brown hinunter. Dort lernte ich Nan kennen. Sie war eine wunderbare Tänzerin. Sie sind gut, aber sie war wunderbar.»
    Die vertrauten Anfangstakte von
Good Night, Sweetheart.
    Nein, dachte Darcy. Nein.
    Rückschritt. Seitschritt. Gleiten.
    «Michael, ich wollte Sie noch etwas fragen, über meine Mutter», begann sie.
    Er drückte ihren Kopf auf seine Schulter nieder. «Ich hab Ihnen doch gesagt, Sie sollen mich Charley nennen.
    Reden Sie jetzt nicht mehr», sagte er entschieden. «Wir wollen nur tanzen.»
    «Time will heal your sorrow»,
klang durch den Raum.
    Darcy erkannte die Stimme des Sängers nicht.
    «Good night, sweetheart, good night.»
Die letzten Noten verklangen.
    Michael ließ die Arme sinken und lächelte Darcy an. «Es ist Zeit», sagte er mit freundlicher Stimme, obwohl sein Gesichtsausdruck erschreckend war. «Ich zähle bis zehn, und Sie können versuchen, mir zu entkommen. Ist das nicht fair?»
    Sie waren wieder auf der Landstraße. «Das Signal kommt von links. Warten Sie eine Minute, wir fahren zu weit», sagte der Polizist aus Bridgewater. «Hier muß irgendwo eine Seitenstraße sein.» Die Reifen quietschten, als sie wendeten.
    Das Gefühl drohenden Unheils war in Chris fast übermächtig geworden. Er öffnete das Wagenfenster. «Da, um Gottes willen,
da
ist die Abzweigung!»
    Der Streifenwagen hielt ruckartig an, setzte zurück, bog scharf nach rechts ein und raste den unebenen Weg hinunter.
    Darcy glitt auf dem gebohnerten Boden aus. Die hochhackigen Schuhe waren ihr Feind, als sie zur Tür rannte. Sie mußte einen kostbaren Moment vergeuden, um stehenzubleiben und zu versuchen, die Knöchelriemen zu lösen, aber es gelang ihr nicht. Die Doppelknoten waren zu fest angezogen.
    «Eins», rief Charley hinter ihr.
    Sie erreichte die Tür und zerrte am Riegel. Er öffnete sich nicht. Sie versuchte den Türknopf zu drehen, aber er rührte sich nicht.
    «Zwei. Drei. Vier. Fünf. Sechs. Ich zähle, Darcy.»
    Der Notrufknopf. Sie preßte den Finger darauf.
    Hahahahahahahaha … Ein hohles, spöttisches Lachen klang durch den Raum. Hahahaha … Der Notrufknopf hatte das Lachen ausgelöst.
    Mit einem Schrei wich Darcy zurück. Jetzt lachte Charley ebenfalls.
    «Sieben. Acht. Neun …»
    Sie drehte sich um, sah die Treppe und rannte darauf zu.
    «Zehn!»
    Charley lief ihr nach, die Hände ausgestreckt, die Finger gekrümmt, die Daumen steif.
    «Nein! Nein!»
Darcy versuchte, die Treppe zu erreichen, glitt aus. Ihr Knöchel verdrehte sich. Ein scharfer, stechender Schmerz. Stöhnend stolperte sie auf die erste Stufe und spürte, wie sie nach hinten gezerrt wurde.
    Sie merkte nicht, daß sie schrie.
    «Da ist der Mercedes!» rief Vince. Der Streifenwagen kam quietschend zum Stehen.
    Er sprang aus dem Wagen. Chris und der Polizist liefen ihm nach. «Sie bleiben da!» rief Vince Nona zu.
    «Hören Sie.» Chris hob die Hand. «Da schreit jemand.
    Das ist Darcy.» Er und Vince warfen sich gegen die dicke Eichentür. Sie gab nicht nach.
    Der Polizist zog seinen Revolver und schoß sechs Kugeln in das Schloß.
    Als sich Chris und Vince nun erneut gegen die Tür warfen, ging sie auf.
    Darcy versuchte, Charley mit den spitzen Pfennigabsätzen zu treten. Er wirbelte sie herum und schien die Absätze an seinen Beinen gar nicht zu spüren. Seine Hände lagen um ihren Hals. Sie versuchte, sie mit ihren Fingern zu lösen.
    Erin, Erin, war es bei dir auch so? Sie konnte nicht mehr schreien. Sie öffnete den Mund, um Luft zu holen, aber sie konnte nicht mehr atmen. Kam dieses Stöhnen von ihr?
    Sie versuchte, weiterzukämpfen, aber sie konnte die Arme nicht mehr heben.
    Vage hörte sie abgehacktes Knallen. Versuchte jemand, ihr zu helfen? Es ist … zu … spät …, dachte sie und spürte, wie sie in Dunkelheit versank.
    Chris kam als erster durch die Tür. Darcy hing schlaff da wie eine Puppe, mit baumelnden Armen und eingeknickten Beinen. Lange, kraftvolle Finger umklammerten ihre Kehle. Ihr Schreien war verstummt.
    Mit einem Wutschrei raste Chris durch den Raum und fiel über Nash her. Nash stürzte und riß Darcy mit sich.
    Seine Hände verkrampften sich und verstärkten dann ihren Griff um Darcys Hals.
    Vince warf sich neben Nash zu Boden, schlang ihm einen Arm um den Hals und zwang seinen Knopf nach
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