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Schwester Lise

Schwester Lise

Titel: Schwester Lise
Autoren: Berte Bratt
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sie. „Du schriebst, daß du mich immer liebhaben würdest - was auch geschehe.“
    „Das schrieb ich, ja - und dann läufst du herum und glaubst, ich hätte dich versetzt, nur weil du hörst, ich hätte eine neue Sprechstundenschwester bekommen! Schämst du dich nicht, Eirin?“ „Doch - “ Sie versteckte das errötende Gesicht an seiner Schulter; dabei schielte sie zu ihm hinauf. „Wie ist denn Schwester Vera?“
    Sie verbarg wieder ihr Gesicht, so daß sie Halfdans Miene nicht sehen konnte, als er antwortete:
    „Schwester Vera? Ganz bezaubernd. Zweiundzwanzig, groß und schlank - blaue Augen - lockiges Haar - sehr tüchtig in ihrer Arbeit
    - durch und durch Sportsmädel - wir haben viele herrliche Skitouren zusammen gemacht.“
    „Ach-!“
    „Sie singt und spielt ausgezeichnet, hilft Tante Bertha im Haushalt - ja, was ist sonst noch über sie zu sagen -, ach ja, sie hat literarische Interessen, ihre große Vorliebe sind historische Romane.“
    „Genau wie du!“ entfuhr es Eirin.
    „Ja, denk dir, traf sich das nicht glücklich? O ja, Schwester Vera ist tatsächlich ein Fund!“
    Eirin saß ganz still. In ihr nagte und bohrte es und tat weh. War es nun wieder dumm von ihr, wenn sie Halfdan nicht zugestand, mit einer anderen Frau befreundet zu sein? Konnte man Schwester Vera einen Vorwurf machen, weil sie blaue Augen hatte und lockiges Haar und weil sie tüchtig war, anziehend und klug? Warum aber mußte es so weh tun, wenn man sich das vorstellte?
    Eirin richtete sich auf und schüttelte die Locken, wie es ihre Art war, wenn sie eine Sache durchdacht hatte und zu einem Schluß gekommen war.
    „Du, Halfdan! Ich bin zwar ein Schaf gewesen, aber das bin ich jetzt nicht mehr. Ich habe keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Ich bin froh, daß du Schwester Vera diese ganze Zeit über gehabt hast, und ich freue mich darauf, sie kennenzulernen!“
    „Und mich freut es, daß du es so ansiehst, Eirin.“
    „Ich verstehe gut, daß du Schwester Vera sehr schätzt. Und ich will nicht eifersüchtig sein. Selbst wenn du ihr Bild in der Tasche mit dir herumtragen würdest - “
    „Das tue ich tatsächlich“, lächelte Halfdan. Er holte sein Notizbuch heraus und suchte darin herum. „Schau her - du kannst es ruhig sehen. Wie findest du sie?“
    Eirin griff mit unsicherer Hand nach dem kleinen Amateurfoto, das er ihr reichte.
    Es stellte eine Frau in Schwesterntracht dar. Das Bild war vor dem Sprechzimmer aufgenommen: eine kleine Frau mit einem sanften, sympathischen, runzligen Gesicht und weißen Haaren. Die Figur war breit und kräftig, fast zu dick.
    „Ja, aber - “ Eirin blickte fragend auf Halfdan. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
    „Du warst tapfer, Eirin, als du dich selber zwangst, nicht eifersüchtig zu sein. Tröste dich! Schwester Vera ist dreiundfünfzig Jahre alt und eine sehr tüchtige Krankenschwester. Vor einigen Jahren hat sie einen Unfall gehabt und ist nicht mehr gut auf den Beinen. Darum kann sie an keinem Krankenhaus mehr angestellt werden. So nahm ich sie denn in Dienst. Sie kann weder singen noch spielen, sie hat auch nie einen historischen Roman gelesen. Aber sie ist ein prachtvoller Kerl und hat sich mit Tante Bertha sehr gut angefreundet. So, bist du nun beruhigt?“
    „Ach, Halfdan - “ Sie schaute verstohlen in sein Gesicht. „Du -Halfdan! Du hast gesehen, daß ich die Probe bestand. Hast du schon daran gedacht, daß ich vielleicht etwas zu beichten habe aus all diesen Jahren?“
    Da hielt Halfdan sie von sich ab und sah sie voll an: „Wenn irgendein Mann dich auch nur mit dem kleinen Finger angerührt hat und ich in Erfahrung bringe, wer es war, dann zerreiße ich ihn bei lebendigem Leibe!“
    „Aber, Halfdan!“
    „Ich werde ihn-!“
    „Aber Halfdan! Bist du denn eifersüchtig?“
    „Und ob! Ich dulde es nicht, daß ein anderer Mann dich auch nur ansieht, daß du es weißt. Jawohl, ich bin eifersüchtig. Ich bin ein Egoist, und ich habe die Absicht, es auch zu bleiben. Du garstiges, unnützes Ding hast mich jahrelang gequält - und jetzt wunderst du dich, daß ich dich ganz für mich allein haben will, nachdem ich dich endlich wiedergefunden habe? Ich weiß nicht, wozu ich mehr Lust habe, dir eine Tracht Prügel zu geben oder dich zu küssen! - Ich will dich auf alle Fälle jede Minute meines Lebens ganz für mich allein haben - “
    Eirin schloß die Augen und fühlte, wie ein unendliches Glück über sie kam. -
    Sie ließ es sich nicht nehmen, das Telegramm an Tante
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