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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang
Autoren: Bernard Cornwell
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Haestens Angreifer verteidigen mussten. »Ruder, ihr Bastarde?«, rief er, und ich dachte, er müsse den Verstand verloren haben, wenn er versuchte, ein sinkendes Schiff wegzurudern. Doch Ralla hatte nicht den Verstand verloren. Er hatte klug gedacht. Der Seeadler , aber der Drachenfahrer sicher auf dem Wasser, und sein Bug zeigte auf die weite Mündung der Temes hinaus. Ralla hatte auf einer Seite die Ruder des Drachenfahrers erschmettert, und nun ließ er einige meiner Männer die Ruder des Seeadlers überbringen. Er hatte vor, Haesten das Schiff zu nehmen.
    Nur dass sich auf dem Drachenfahrer ein Strudel verzweifelter Männer drehte. Sigefrids Mannschaft war über den sinkenden Bug des Seeadlers auf die Steuerplattform des Drachenfahrers , unter der Aethelflaed kauerte. Von dort aus hackten sie auf Haestens Männer ein, die von meinen Gefährten und Eriks Kriegern zurückgedrängt wurden, die mit unbändigem Zorn kämpften. Erik trug keinen Schild, nur sein Langschwert, und ich dachte ein Dutzend Mal, er würde sterben, als er sich auf seine Gegner stürzte, doch in diesen Momenten liebten ihn die Götter, und Erik überlebte, während seine Feinde starben. Und ständig kamen noch mehr von Sigefrids Männern vom Heck heran, sodass Haesten und seine Mannschaft zwischen uns eingeschlossen waren.
    »Haesten!«, rief ich. »Komm her und stirb!« Er sah mich und wirkte erstaunt, doch ob er mich gehört hatte, weiß ich nicht, denn Haesten wollte leben, um weiterzukämpfen. Der Drachenfahrer auf dem Wasser, doch es war noch so seicht, dass ich spürte, wie der Kiel den Grund streifte, und hinter dem Drachenfahrer noch mehr von Haestens Schiffen. Er sprang über Bord, landete in knietiefem Wasser, seine Mannschaft folgte ihm, und sie rannten am Ufer von Caninga entlang, um sich auf ihr nächstes Schiff zu retten. Der Kampf, der so wild getobt hatte, war mit einem Augenblick zu Ende.
    »Ich hab das Weibsstück!«, rief Sigefrid. Irgendwie war er an Bord von Haestens Schiff gekommen. Seine Männer hatten ihn nicht herübergebracht, denn sein Stuhl mit den Tragestangen stand immer noch auf dem Schiff, das den Seeadler hatte. Sigefrid hatte sich mit der gewaltigen Kraft seiner Arme über das sinkende Schiff und auf den Drachenfahrer , und jetzt hockte er da auf seinen nutzlosen Beinen, ein Schwert in der einen Faust und in der anderen Aethelflaeds offenes Haar. Seine Männer grinsten. Sie hatten gewonnen. Sie hatten sich die Trophäe zurückgeholt. Sigefrid lächelte seinen Bruder an. »Ich habe die kleine Hure«, wiederholte er. »Gib sie mir«, sagte Erik.
    »Wir bringen sie zurück«, sagte Sigefrid, der immer noch nicht verstand.
    Aethelflaed starrte Erik an. Sie war auf die Planken des Decks gezwungen worden, ihr goldenes Haar in Sigefrids riesenhafter Faust. »Gib sie mir«, sagte Erik erneut. Ich will nicht sagen, dass es still wurde. Es konnte keine Stille geherrscht haben, denn noch immer wurde auf Haestens Schiffen gekämpft, und die Feuer tosten, und die Verwundeten stöhnten, aber es erschien wie Stille, und Sigefrids Blick wanderte über die Reihe von Eriks Männern und blieb auf mir hängen. Ich war größer als die anderen, und obwohl ich mit dem Rücken zur aufgehenden Sonne stand, musste er etwas an mir wiedererkannt haben, denn er richtete die Spitze seines Schwertes auf mich. »Nimm den Helm ab«, befahl er mit seiner merkwürdig hohen Stimme. »Ich bin nicht Euer Mann, den Ihr befehligen könnt«, sagte ich.
    Ich hatte immer noch einige von Sigefrids Männern bei mir, dieselben Männer, die von dem Wachschiff gekommen waren und Haestens ersten Versuch unmöglich gemacht hatten, die Durchfahrt zu öffnen. Und diese Männer wandten sich nun mit erhobenen Waffen gegen mich, doch auch Finan war da, und bei ihm war meine Haustruppe. »Tötet sie nicht«, sagte ich, »werft sie nur über Bord. Sie haben an meiner Seite gekämpft. «Sigefrid ließ Aethelflaeds Haar los, schob sie zu seinen Männern und wuchtete seinen riesigen, schwarzgewandeten Krüppelkörper weiter vor. »Du und der Sachse, was?«, sagte er zu Erik. »Du und der verräterische Sachse? Du betrügst mich, Bruder?«
    »Ich werde dir deinen Teil des Lösegeldes bezahlen«, sagte Erik.
    »Du? Bezahlen? Mit was? Mit deiner Pisse?« »Ich werde das Lösegeld bezahlen«, beharrte Erik. »Du könntest doch nicht mal eine Ziege bezahlen, die dir die Eier leckt!«, brüllte Sigefrid. »Bringt sie an Land!« Dieser Befehl galt seinen Männern. Und Erik
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