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Schwertgesang

Schwertgesang

Titel: Schwertgesang
Autoren: Bernard Cornwell
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Seeadler auf ihn zu. Finan hatte die Entscheidung getroffen. Später erklärte er es mir, doch sogar Tage danach fiel es ihm schwer, Gründe für die Wahl zu nennen, die er getroffen hatte. Es war mehr ein Gefühl als irgendetwas anderes gewesen. Er wusste, dass ich die Durchfahrt offen haben wollte, und den Seeadler den Hothlege zu steuern bedeutete, dass er die Durchfahrt wieder versperren würde. Und dennoch beschloss er zu kommen. »Ich habe deinen Umhang gesehen«, sagte er. »Meinen Umhang?«
    »Den Blitz. Und du hast den Kettenpfosten verteidigt statt ihn anzugreifen.« »Und wenn ich tot gewesen wäre?«, sagte ich. »Wenn ein Gegner meinen Umhang genommen hätte?«
    »Und ich habe auch Rypere erkannt«, erklärte Finan, »diesen hässlichen kleinen Wicht kann man schließlich mit niemandem verwechseln, oder?« Und deshalb hatte Finan zu Ralla gesagt, er solle den Seeadler den Flussarm bringen. Sie hatten an der Ostspitze der ZweiBäumeInsel abgewartet, der kleinen Marscheninsel, die das nördliche Ufer des Wasserlaufs bildete, und Ralla war mit der hereinkommenden Flut auf den Hothlege gefahren. Kurz bevor sie auf dem Wasserlauf waren, hatte er Befehl gegeben, die Ruder einzuholen, und dann hatte er den Seeadler eine Ruderseite des Drachenfahrers .
    Ich beobachtete, was geschah. Der Seeadler in der Mitte des Hothlege, während Haestens Schiff näher bei mir war, sodass ich nicht sah, wie die langen Ruderschäfte brachen, doch ich hörte sie zerbersten. Ich hörte das splitternde Geräusch, mit dem ein Schaft nach dem anderen zertrümmert wurde, und ich hörte die Schreie von Haestens Männern, als die Enden der Ruder ihnen die Brust zerschmetterten und sie grauenvoll verletzten. Diese Schreie waren immer noch zu hören, als der Drachenfahrer einem Mal zum Stillstand kam. Ralla hatte den Seeadler gesteuert, dass er den Drachenfahrer das schlammige Ufer von Caninga drückte, und dann verharrte der Seeadler unbeweglich, als er zwischen dem Wachschiff auf dem einen und dem auf Grund gelaufenen
    Drachenfahrer dem anderen Ufer steckenblieb. Die Durchfahrt war wieder geschlossen.
    Und nun stieg die Sonne übers Meer, glänzend wie Gold, und überflutete die Welt mit dem blendenden Licht eines neuen Tages.
    Und der Flussarm von Beamfleot wurde zum Schlachtfeld.
    Haesten befahl seinen Männern, an Bord des Seeadlers springen und die Besatzung zu töten. Ich bezweifle, dass er wusste, wessen Schiff dies war, und seine Männer brüllten, während sie auf das feindliche Schiff sprangen, um sich vor Finan wiederzufinden, der meine Haustruppe gegen sie führte. Zwei Schildwälle standen sich bei den vorderen Ruderbänken gegenüber. Äxte und Speere, Schwerter und Schilde. Einen Moment lang konnte ich nur wie erstarrt hinsehen. Ich hörte das dumpfe Poltern, mit dem die Schilde gegeneinander schlugen, sah das Morgenlicht in den erhobenen Klingen blitzen und sah noch mehr von Haestens Männern in den Bug des
    Seeadlers .
    Der Kampf spielte sich am Beginn des Wasserlaufes ab. Hinter den drei Schiffen, die ihn versperrten, wurde der Rest von Haestens Flotte von der Flut zurück zu den brennenden Schiffen getrieben, doch nicht alle Schiffe Sigefrids brannten, und immer mehr wurden bemannt und auf Haestens zurücktreibende Schiffe zu gerudert.
    Nun begann der Kampf auch dort. Über mir, wo der grüne Hügel von Beamfleot emporragte, brannte der Palas noch immer, und auch am Ufer des Hothlege brannten noch Schiffe, und so wurde das neue, goldene Tageslicht von einem Schleier grauer Rauchwolken verhüllt, unter dem Männer starben, während es schwarze Ascheflocken, die wie Motten tanzten, vom Himmel regnete. Haestens Männer, diejenigen, die uns in den Schlick getrieben und die Kette des Wachschiffs durchschlagen hatten, waren spritzend durch das seichte Wasser am Ufer gelaufen, um sich an Bord des Drachenfahrers ziehen, sodass sie sich am Kampf auf dem Seeadler konnten. »Folgt ihnen«, rief ich.
    Sigefrids Männer hatten keinen Grund, mir zu gehorchen. Sie wussten nicht, wer ich war, nur dass ich an ihrer Seite gekämpft hatte, aber sie verstanden, was ich vorhatte, und in ihnen tobte der Zorn von Kriegern. Haesten hatte seine Abmachung mit Sigefrid gebrochen, und dies waren Sigefrids Männer, also sollten Haestens Männer sterben. Diese Männer, von denen wir in eine schmachvolle Flucht getrieben worden waren, hatten uns vergessen. Sie waren an Bord des Drachenfahrers sprangen auf den Seeadler über, um die Mannschaft zu
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