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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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den entfernten Docks und zur Zitadelle führte. Er trug nach wie vor seine graue Kleidung und die Kapuze und Katzenklaue wie Skalpell an der Hüfte – doch der Dolch und das schmale gekrümmte Schwert blieben in den Scheiden. In dem Bewußtsein, daß das Aussprechen einer Drohung im allgemeinen wirksamer ist als ihre Verwirklichung, beschränkte er seine Tätigkeit auf den Umgang mit Worten und Bargeld. »Ich komme für Pulg – Pulg mit Pe-u! « waren normalerweise seine ersten Worte. Wenn sich dann einige heilige Männer zu widerspenstig anstellten oder zu sehr mit ihm handeln wollten und es notwendig wurde, kleine Heilige zu züchtigen und Gottesdienste zu stören, überließ er es seinen Schlägertypen, die Strafmaßnahmen durchzuführen, während er dabeistand und sich oft sarkastisch-gelassen mit dem gerade in seiner Gunst stehenden Mädchen unterhielt und Süßigkeiten dabei naschte. Als die Monate ins Land gingen, wurde der Mausling dick und rund, und die Tanzmädchen wurden immer kindlich-hagerer und unterwürfiger.
    Fafhrd dagegen zerbrach sein Langschwert über dem Knie (wobei er sich ziemlich verletzte), riß sich die letzten Schmuckstücke (matte, wertlose Metallstücke) und den von Motten zerfressenen Pelzbesatz von der Kleidung, schwor starken Getränken und damit verbundenen Freuden ab (er hatte seit einiger Zeit sowieso nur einfaches Bier getrunken und lange keine Frau mehr gehabt) und wurde der einzige Gehilfe von Bwadres, dem einzigen Priester Isseks vom Krug. Fafhrd ließ seinen Bart wachsen, bis er so lang war wie sein Haupthaar, das ihm bis zu den Schultern herabhing, er wurde hager und ausgezehrt und hohläugig, und seine Stimme wechselte vom Baß in den Tenor, allerdings nicht als Folge einer unangenehmen Verstümmelung, die ihm einige flüsternd zuschrieben – sie wußten eben nur, daß er sich mit seinem Schwert geschnitten hatte, flunkerten aber gewaltig, soweit es die Stelle betraf.
    Die Götter in Lankhmar (die Götter und göttlichen Anwärter, die in der Unvergänglichen Stadt wohnen oder kampieren, nicht die Götter von Lankhmar – eine völlig andere und höchst geheime und ernste Sache) ... die Götter in Lankhmar scheinen zuweilen so zahllos zu sein wie die Sandkörner in der Großen Wüste des Ostens. In der überwiegenden Mehrzahl nahmen sie ihren Anfang als Menschen – oder genauer als Erinnerung an Männer, die ein asketisches, von Visionen geplagtes Leben geführt hatten und einen schmerzhaften, unangenehmen Tod gestorben waren. Man bekommt den Eindruck, als habe sich seit Anbeginn aller Zeiten ein nicht enden wollender Strom dieser Priester und Apostel (oder auch die Götter selbst; da besteht kaum ein Unterschied) durch die erwähnte Wüste über das Sinkende Land und durch die Große Salz-Marsch geschleppt – und habe dabei unterwegs zahlreiche unvermeidliche Folterungen, Kastrationen, Blendungen, Steinigungen, Aufspießungen, Kreuzigungen, Vierteilungen und so weiter erlitten – durch Räuber aus dem Osten oder ungläubige Mingols, die – so möchte man unwillkürlich annehmen – einzig und allein deswegen geschaffen worden waren, um diesen grausamen Leidensweg zu bevölkern. Zur so geplagten Heiligkeit gehören ein paar Zauberer und Hexen, die für ihre düsteren satanischen Möchtegern-Gottheiten die Unsterblichkeit suchen, und einige wenige Proto-Göttinnen – im allgemeinen Jungfrauen, die angeblich seit Jahrzehnten von sadistischen Zauberern versklavt oder durch ganze Mingol-Stämme geschändet worden waren.
    Lankhmar und insbesondere die vorerwähnte Straße dient als Theater oder als intellektuelles und künstlerisches Testgebiet für die Protogötter, nachdem sie durch die Räuber und Mingols auf der sehr materiellen, doch nicht weniger grausamen Ebene zerrupft worden waren. Ein neuer Gott (das heißt, sein oder seine Priester) beginnt am Marsch-Tor und arbeitet sich mehr oder weniger langsam die Straße der Götter hinauf, wobei da und dort ein Tempel gemietet oder ein paar Meter Kopfsteinpflaster belegt werden, bis der Gott seine richtige Stellung gefunden hat. Nur sehr wenige dringen bis in das Gebiet unmittelbar an der Zitadelle und somit in die Aristokratie der Götter in Lankhmar vor – noch immer vergängliche Gottheiten, die allerdings Jahrhunderte und sogar Jahrtausende hier bestehen können (die Götter von Lankhmar sind so eifersüchtig wie sie geheim sind). Man kann wohl getrost behaupten, daß weitaus mehr Götterchen Eintagsfliegen sind, die
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