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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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sich in der Nähe des Marsch-Tors kurze Zeit behaupten und dann plötzlich wieder verschwinden, vielleicht um Städte zu suchen, in denen das Publikum weniger kritisch ist. Die Mehrzahl schafft etwa die Hälfte der Straße der Götter und wandert dann langsam wieder zurück, bis sie wieder am Marsch-Tor ankommen und für immer aus Lankhmar und aus dem Gedächtnis der Lankhmarer verschwinden.
    Issek vom Krug, den sich Fafhrd als Herr aussuchte, war einer der unbedeutendsten und erfolglosesten Götter oder Götterchen in Lankhmar. Er hielt sich zwar schon etwa dreizehn Jahre in der Stadt, aber in dieser Zeit war er in der Straße der Götter nur zwei Kreuzungen weit vorgedrungen und war nun wieder ganz unten und stand kurz vor dem Untergang. Man darf ihn auf keinen Fall mit Issek dem Armlosen oder mit Issek mit den Verbrannten Beinen oder dem Enthäuteten Issek oder einer der zahlreichen anderen prächtig verstümmelten Gottheiten des gleichen Namens verwechseln. Ja, seine mangelnde Popularität mag zum Teil an der Tatsache liegen, daß die Art und Weise seines Todes – auf einem Streckbett – nicht für besonders spektakulär gehalten wurde. Einige Gelehrte haben ihn auch mit Issek im Kruge verwechselt, einem völlig anderen Heiligen, der seinen Anspruch auf Unsterblichkeit von einem siebzehnjährigen Aufenthalt in einem nicht gerade großen Krug herleitete. Der Krug (der Krug Isseks vom Krug) enthielt angeblich Friedenswasser aus der Zisterne von Cillivat; aber offenbar dürstete niemanden danach. Ja, wenn man nach einem guten Beispiel für einen abgewirtschafteten Gott suchte, der eigentlich nie etwas dargestellt hat, hätte man es kaum besser treffen können als mit Issek vom Krug, während Bwadres das typische Beispiel des heruntergekommenen Priesters war – dürr, senil, unterwürfig und vor sich hinmurmelnd. Der Grund, warum Fafhrd zu Bwadres ging und sich nicht einem der zahlreichen lebhafteren Heiligen mit besseren Aussichten anschloß, lag allein darin, daß er einmal gesehen hatte, wie Bwadres einem taubstummen Kind den Kopf tätschelte, während niemand zuschaute (soweit Bwadres das wissen konnte). Dieser Zwischenfall (der in Lankhmar womöglich ohne Beispiel war) hatte sich in der Erinnerung des Barbaren festgesetzt. Hiervon einmal abgesehen war Bwadres ein sehr durchschnittlicher alter Knabe.
    Als Fafhrd jedoch sein Gehilfe geworden war, begann sich die Lage etwas zu ändern.
    Auch ohne etwas zu tun, hätte Fafhrd schon eine sehr eindrucksvolle Ein-Mann-Gemeinde abgegeben – vom ersten Tag an, da er zerzaust und blutbeschmiert bei Bwadres auftauchte (die Wunden stammten von seinem Unfall mit dem Langschwert). Mit seinem fast sieben Fuß langen Körper und der noch immer kriegerischen Haltung ragte er turmhoch über die alten Frauen, Kinder und sonstigen Stadtstreicher hinaus, die sich am Marsch-Tor-Ende der Straße der Götter zu einer stinkenden, lauten und sehr wankelmütigen Gemeinde zusammenfanden. Man stellte sich unwillkürlich vor, daß Issek vom Krug doch überraschende Tugenden besitzen mußte, wenn er solche Art von Gläubigen anzog. Fafhrds erschreckende Größe, seine Schulterbreite und Körperhaltung hatten einen weiteren Vorteil: Er konnte für Bwadres und Issek jede gewünschte Pflasterfläche beanspruchen, indem er sich nach den abendlichen Ritualen einfach auf den Steinen ausstreckte.
    Etwa zu dieser Zeit hörten die Raufbolde der Gegend damit auf, Bwadres zu belästigen und zu bespucken. Fafhrd war in seiner neuen Persönlichkeit höchst friedvoll eingestellt – schließlich war Issek vom Krug erklärtermaßen ein Gott des Friedens –, doch er hatte einen barbarisch gerechten Draht für ein angemessenes Eingreifen. Wenn sich jemand mit Bwadres Freiheiten herausnahm oder die verschiedenen Rituale der Issek-Verehrung störte, sah sich der Betreffende plötzlich in die Luft gehoben und an einem anderen Ort abgesetzt, begleitet von einer ermahnenden Kopfnuß, die durchaus angebracht schien – eine Art informelle Strafung, die aus einem einzigen Schlag bestand.
    Als Folge der überraschenden Chance, die er und sein Göttchen am Abgrund der Vergessenheit erhielten, lebte Bwadres sichtlich auf. Er begann mehr als zweimal die Woche zu essen und seinen langen strähnigen Bart zu kämmen. Bald fiel die Senilität wie ein alter Mantel von ihm ab und ließ nur einen seltsamen sturen Schimmer in seinen gelben, von einer Kruste umgebenen Augen zurück. Er begann die Lehre Isseks vom Krug mit
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