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Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf

Titel: Schwerter-Zylus 05 - Schwerter im Kampf
Autoren: Fritz Leiber
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den wir morgen abend die Schau inszenieren. Er wird dort sein, darauf kannst du dich verlassen, auch wenn er in der letzten Reihe steht. Hast du übrigens gehört, daß dein Nordling zwei von Basharats Jungs umgehauen hat? Das hat mir gefallen.« Pulg grinste breit und wurde sofort wieder ernst. »Also erledigen wir es auf meine Art. Grilli ist sich seiner Sache sicher.«
    Der Mausling setzte ein ausdrucksloses Gesicht auf und zuckte die Achseln.
    »Wenn du meinst. Natürlich begehen manche Nordlinge Selbstmord, wenn sie verkrüppelt sind. Ich glaube nicht, daß er so handeln würde, aber es wäre möglich. Trotzdem würde ich sagen, daß dein Plan achtzigprozentig klappen könnte. Achtzig Prozent.«
    Pulg runzelte düster die Stirn, und seine rotgeränderten Schweinsäuglein waren starr auf den Mausling gerichtet. Schließlich fragte er: »Bist du sicher , daß du ihn betrunken machen kannst? Hundertprozentig?«
    »O ja«, erwiderte der Mausling. Er hatte sich ein halbes Dutzend weitere Argumente für seinen Plan ausgedacht, doch er behielt sie für sich. Er fügte nicht einmal hinzu: »Hundertzehnprozentig«, wie es ihm auf der Zunge lag. Er lernte schnell.
    Pulg lehnte sich plötzlich in seinem Stuhl zurück und begann zu lachen – ein Zeichen, daß der geschäftliche Teil des Gesprächs erledigt war.
    Er kniff das nackte Mädchen, das neben ihm stand. »Wein!« befahl er. »Nein, nicht das zuckrige Zeug, das ich für meine Kunden bereithalte – hat Zizzi dich nicht richtig unterwiesen? –, sondern der gute Stoff hinter der grünen Gottesstatue. Komm, mein Sohn, trink einen Krug mit mir und erzähl mir ein bißchen über diesen Issek. Er interessiert mich. Sie alle interessieren mich.«
    Er deutete mit großer Geste auf die düster schimmernden Fächer voller religiöser Kuriositäten in der hübsch geschnitzten Reisekiste, die sich am Ende des Tisches erhob. Wieder runzelte er die Stirn, doch diese Bewegung hatte nun nichts Geschäftliches mehr.
    »Es gibt mehr Dinge auf dieser Welt, als wir verstehen«, sagte er bedächtig. »Wußtest du das, mein Sohn?« Der alte Mann schüttelte den Kopf, und wieder drückte die Bewegung etwas anderes aus. Er sank offenbar in eine seiner tiefsten metaphysischen Stimmungen.
    »Da muß ich mich manchmal fragen ... Du und ich, mein Sohn, wir beide wissen, daß diese Dinger«, – wieder deutete er auf den aufgeklappten Kasten –, »Spielzeuge sind. Aber die Gefühle, die die Menschen diesen Gebilden gegenüber aufbringen ... die sind doch real, nicht wahr? Und sie können sehr seltsam sein. Es ist leicht, einen Teil dieser Gefühle zu verstehen – Bälger, die erschaudernd zuschauen, Dummköpfe, die eine Vorstellung verfolgen und auf Blut oder ein bißchen Entkleidung hoffen. Aber da ist noch etwas Seltsames. Die Priester intonieren ihren Unsinn, die Leute stöhnen und beten, und plötzlich entsteht doch etwas . Ich weiß nicht, was dieses Etwas ist; ich wünschte, ich wüßte es. Aber es ist seltsam.« Er schüttelte den Kopf. »Da beginnt man doch unwillkürlich nachzudenken. Trink deinen Wein, mein Sohn. Und du behältst seinen Krug im Auge, Mädchen, und achtest darauf, daß er nicht leer wird! Und erzähl mir von Issek! Ich interessiere mich für alle Götter, doch in diesem Augenblick möchte ich mehr über ihn erfahren.«
    Er ließ sich mit keinem Wort anmerken, daß er in den letzten beiden Monaten die Gottesdienste Isseks mindestens an fünf Abenden in der Woche verfolgt hatte – wobei er hinter verhüllten Fenstern in verschiedenen unbeleuchteten Zimmern an der Straße der Götter gesessen hatte. Und das war etwas, das nicht einmal der Mausling von Pulg wußte.

Als die rosaschimmernde Dämmerung aus der stinkenden schwarzen Marsch in den Himmel stieg, machte sich der Mausling auf den Weg und suchte Fafhrd auf. Bwadres schnarchte noch in der Gosse, wobei er Isseks Schatztruhe in den Armen hielt, doch der große Barbar war bereits wach und saß am Straßenrand, während er sich mit der einen Hand das Kinn unter dem langen Bart streichelte. Schon hatten sich einige Kinder eingefunden und beäugten den seltsamen Mann aus respektvoller Entfernung. Sonst war niemand zu sehen.
    »Ist das der Bursche, den man nicht stechen oder verletzen kann?« hörte der Mausling ein Kind flüstern.
    »Ja«, lautete die Antwort.
    »Ich würde mich gern hinter ihn schleichen und ihn mit der Nadel stechen.«
    »So siehst du aus!«
    »Ich wette, er hat eine Eisenhaut!« sagte ein winziges
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