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Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei

Titel: Schwerter-Zylus 04 - Schwerter gegen Zauberei
Autoren: Fritz Leiber
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einem dreifachen Gegenangriff, sprang wie ein fliegender Fisch hierhin und dorthin und löste Skalpell geschickt von Graywands Gegenschlag. Doch Fafhrd gelang es jedesmal, sich mit einer für seine Größe fast unglaublichen Schnelligkeit zur Seite zu werfen, und die dünne Klinge fuhr gefahrlos ins Leere.
    Dieser erste Austausch von Hieben und Stichen war nur die Einleitung für den eigentlichen Zweikampf, der nun um das trockene Brunnenbecken entbrannte und allem äußeren Anschein nach wild und heftig ausgetragen wurde. Die Zuschauer mußten mehr als einmal hastig zur Seite weichen, während der Mausling noch schnell den roten Giftpilzwein zu Hilfe nahm und die dicke Flüssigkeit vorsichtig aus der Lederhülle sickern ließ, wenn er und Fafhrd einmal im Nahkampf aneinandergepreßt standen – so daß sie beide blutüberströmt aussahen.
    Es gab nur wenige Menschen im Gespenstersaal, die sich für dieses Meisterduell nicht interessierten und es kaum verfolgten.
    Ivivis gehörte nicht zu ihnen. Sie warf ihre Kapuze zurück, zog ihre Maske vom Gesicht, beugte sich vor und verfolgte den Kampf, wobei sie dem Mausling ermunternd zurief.
    Auch Brilla, Kewissa und Friska ließen sich das Ereignis nicht entgehen – beim Klang der Schwerter hatten es die Mädchen gegen den Willen des Eunuchen durchgesetzt, daß die Tür geöffnet wurde. Nun starrten alle drei durch den Türspalt, und Friska stöhnte jedesmal, wenn Fafhrd im Nachteil zu sein schien.
    Gwaays Augen waren verquollen und verschleimt, und die Sehnen, mit denen er den Kopf hätte heben können, existierten nicht mehr. Auch versuchte er dem Kampf nicht mit seinen Zauberkräften zu folgen. Nur das dünne Band des Hasses auf seinen Bruder hielt ihn am Leben – das übrige war für ihn kaum mehr als ein Schattenspiel –, und doch enthielt sein Haß all den Zauber und die Süße und die Aufregung des Lebens, und er hatte damit genug.
    Hasjarl war von einem ähnlichen Haß erfüllt, und dieses Gefühl war im Augenblick so stark, daß es die Instinkte und Gelüste seines gesunden Körpers und all die Bilder seiner dahineilenden Gedanken völlig bestimmte. Er sah den Anfang des Kampfes, er sah Gwaays unbewachte Bahre, und als wäre ihm plötzlich eine Schachkombination eingefallen, die ihm den Sieg bringen mußte und die ihn völlig hypnotisierte, begann er ohne weiteres Nachdenken zu handeln.
    Er machte einen großen Bogen um den Kreis der Zuschauer, die den Kampf verfolgten, huschte wie ein Wiesel durch die Schatten, stieg die drei Stufen empor und eilte auf die Bahre zu.
    Er hatte kein klares Bild vor Augen; sein Geist war von einigen schattenhaften Vorstellungen erfüllt, als sähe er Bilder aus großer Entfernung – eines dieser Bilder zeigte ihn als kleines Kind, das in der Nacht an Gwaays Wiege schlich, um den Bruder mit einer Nadel zu stechen.
    Er kümmerte sich nicht um die Tretsklaven neben der Bahre, die ihn wahrscheinlich auch gar nicht wahrnahmen.
    Er beugte sich neugierig vor und betrachtete interessiert seinen Bruder. Seine Nasenflügel gerieten in Bewegung, als er den Gestank einatmete. Er preßte den Mund zusammen.
    Aus einer Scheide an seinem Gürtel zog er einen breiten Dolch aus bläulichem Stahl und hielt ihn über das entsetzlich entstellte, fast unkenntliche Gesicht seines Bruders. Die Kante der Klinge bestand aus kleinen zurückgebeugten Widerhaken.
    Das Geklirre der Schwerter unten im Mittelteil des Saales erreichte einen Höhepunkt, doch Hasjarl achtete nicht darauf.
    Er sagte leise: »Mach die Augen auf, Bruder. Du sollst noch etwas sagen, ehe ich dich umbringe.«
    Gwaay antwortete nicht – keine Regung, kein Flüstern, kein rasselnder Atemzug war festzustellen.
    »Na gut«, sagte Hasjarl aufgebracht. »Dann stirbst du eben als Stummer.« Und er stieß mit dem Dolch zu.
    Die Klinge wurde zitternd eine Haaresbreite über Gwaays Oberlippe gestoppt; der abrupte Halt lähmte seine Armmuskeln, die den Stoß geführt hatten.
    Da öffnete Gwaay endlich die Augen, was kein schöner Anblick war, da sich unter seinen Lidern nur grüner Schleim bemerkbar machte.
    Hasjarl senkte sofort den Blick, starrte aber weiter durch die rotberingten Lidöffnungen auf seinen Bruder.
    Dann hörte er Gwaays Stimme wie einen Silbermoskito an seinem Ohr: »Du hast etwas übersehen, mein lieber Bruder. Du hast dir die falsche Waffe ausgesucht. Nach der Verbrennung unseres Vaters hast du mir geschworen, daß mein Leben sicher wäre – bis du mich zerdrückst. ›Bis
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