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Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel

Titel: Schwerter-Zylus 03 - Schwerter im Nebel
Autoren: Fritz Leiber
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Flußnebel bereits auf den Fersen war, wußte sie, daß diese Erscheinung etwas anderes war.
    Sie versuchte um das Ding herumzulaufen, doch pfeilschnell zuckte die Erscheinung zur entgegengesetzten Wand hinüber und versperrte ihr den Weg. Sie lief zurück, doch der Nebel überholte sie und bildete ein U, drückte sie gegen die unnachgiebige Mauer. Schließlich stand sie nur noch zitternd da, und die Nebelschlange rückte immer näher und wurde immer dichter und ringelte sich um sie. Ihre Spitze bewegte sich wie der Kopf einer Giftschlange kurz vor dem Zustoßen und zuckte plötzlich an ihre Brust. Ihr Zittern hörte augenblicklich auf, der Kopf fiel ihr zurück, und sie sank leblos zu Boden.
    Die Nebelschlange tippte sie noch ein paarmal an, drehte sie – wohl vor Wut, daß sie kein Leben mehr in dem Mädchen feststellen konnte – auf den Rücken und bewegte sich dann hastig in der gleichen Richtung weiter, die auch der Flußnebel eingeschlagen hatte – quer durch die Stadt zum Viertel der Adeligen, in dem sich der laternenbesetzte Palast des Oberherrn erhob.
    Abgesehen von einem gelegentlichen roten Schimmer in einem der Nebel, waren die beiden Wolken identisch.
     
    Auf einer Kreuzung, an der fünf Gassen zusammenliefen, neben einem ausgetrockneten Pferdetrog, saßen zwei Männer, einen gedrungenen Feuerkessel mit etwas glühender Kohle zwischen sich. Sie waren den Häusern der Reichen so nahe, daß gelegentlich Musik und Gelächter herüberwehte, dazu flackerte dann und wann buntes Licht. Die beiden Männer hätten Bettler sein können außer daß ihre Kleidung und Schuhe und Umhänge aus gutem Material bestanden wenn sie auch abgetragen waren – und daß jeder seine Waffe in Griffweite behielt.
    Der größere der beiden sagte: »Es gibt Nebel heute abend. Ich rieche ihn heraufkommen vom Fluß.« So sprach Fafhrd, gutbewaffnet, bleich und ernst, mit rotgoldenem Haar.
    Der Kleine, dessen Kopf von einer weiten grauen Kapuze geschützt war, warf zwei Kohlestückchen in den Kessel und sagte sarkastisch: »Gleich prophezeist du noch einen Gletscher, der sich durch die Straße der Götter heranwälzt.« Der Mausling sagte es, mit wachsamem Blick und spöttisch verkniffenen Lippen.
    Fafhrd grinste. Als ein Windhauch fröhliches Singen herüberwehte, wandte er sich an die dunkle Luft, die die Töne weitertrug: »Na, warum sitzen wir eigentlich nicht warm und weich da drinnen und trinken und lassen uns süß umarmen?«
    Zur Antwort nahm der Graue Mausling seinen Rattenlederbeutel vom Gürtel und ließ ihn an der Schnur in seine Handfläche klatschen. Der Beutel verflachte sich etwas und klimperte nicht. Um sein Argument noch deutlicher zu machen, hielt er Fafhrd seine zehn Finger hin, an denen keine Ringe zu sehen waren.
    Fafhrd grinste erneut und sagte in die Luft hinein, die nun von einem ersten Nebelhauch erfüllt war: »Also, das ist komisch. Wir haben bei unseren Abenteuern wer weiß wie viele Juwelen und Goldstücke gewonnen – und sogar Kreditbriefe auf die Kornhändlerzunft. Wohin ist das Vermögen entschwunden? Die Kreditbriefe mit ihren Pergamentflügeln, die schönen, feuersprühenden Juwelen? Warum sind wir nicht reich?«
    Der Mausling schnaubte: »Weil du unser Geld auf wertlose Dinge verschwendest oder es für sinnlose Ideen ausgibst für irgendeinen Kreuzzug gegen die Mauern der Hölle zum Beispiel. Und ich bleibe arm, weil ich mich immer wieder um dich kümmern muß.«
    Fafhrd lachte und erwiderte heftig: »Du vergißt deine eigenen Laster – vergißt deine Einfälle, dem Oberherrn den Beutel zu stehlen, damals als wir ihn retteten und ihm seine verlorene Krone zurückgaben. Nein, Mausling, wir sind arm, weil ...« Er richtete sich plötzlich auf und schnüffelte. »Der Nebel riecht so seltsam, heute abend«, verkündete er.
    Der Mausling sagte trocken: »Es riecht schon nach totem Fleisch, verbranntem Fett und Pferdeäpfeln, nach verdorbener Lankhmarwurst, billigem Tempelweihrauch und ranzigem Öl, nach verdorbenem Korn, nach Sklavenunterkünften, Flüssigkeit zum Einbalsamieren und nach einer Kathedrale voller ungewaschener Typen, die orgiastische Riten feiern, und da redest du von einem Geruch.«
    »Ein völlig anderer Geruch«, sagte Fafhrd und starrte vorsichtig in die fünf Gassen. »Vielleicht hat das letzte ...« Er zögerte voller Zweifel und zuckte die Achseln.
     
    Nebelschwaden drangen durch die kleinen hohen Straßenfenster in die Taverne Rattennest , verbanden sich auf unheimliche Art
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