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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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rührte. Auch hatten sie keine kleinen oder größeren Seitenhöhlen verpaßt; nicht einmal schmale Spalten oder Öffnungen nach oben gab es.
    Als sie wieder auf ihren Schlafsäcken lagen – draußen vor dem Höhleneingang zupften die Pferde noch immer ruhig am braunen Gras –, sagte Fafhrd abrupt: »Das muß ein Echo gewesen sein.«
    »Wie kann es ein Echo geben ohne Stimme?« fragte der Mausling verdrießlich. »Wie einen Schwanz ohne Katze? Ich meine, einen lebendigen Schwanz.«
    »Eine kleine Schneeschlange hat große Ähnlichkeit mit dem gelenkigen Schwanz einer weißen Hauskatze«, erwiderte Fafhrd ungerührt. »Aye, und sie läßt auch einen ähnlich hohen, zitternden Schrei hören.«
    »Willst du etwa sagen ...?«
    »Natürlich nicht. Du wirst sicher auch vermuten, daß es da irgendwo im Felsgestein eine Tür gibt, die so gut eingepaßt ist, daß wir die Fugen nicht finden konnten. Wir haben gehört, wie sie sich schloß. Doch zuvor ist er – oder sie, oder es – noch hindurchgegangen.«
    »Warum redest du dann von Echos und Schneeschlangen?«
    »Man tut gut daran, alle Möglichkeiten zu bedenken.«
    »Er – oder sie und so weiter – hat uns als Söhne bezeichnet«, überlegte der Mausling.
    »Es heißt manchmal, die Schlange ist das klügste und weiseste Tier und gar der Vater aller Dinge«, bemerkte Fafhrd.
    »Da wären wir wieder bei den Schlangen! Also, eines ist gewiß: Niemand hielte es für klug, dem Rat einer Schlange zu folgen, geschweige denn sieben.«
    »Und doch hat er – die anderen Pronomen mußt du dir denken – nicht ganz unrecht, Mausling. Bis auf den ungewissen Westkontinent haben wir Nehwon überall bereist. Was bleibt uns noch außer Lankhmar?«
    »Fluch auf deine Pronomen! Wir haben geschworen, daß wir nie zurückkehren würden! Hast du das vergessen, Fafhrd?«
    »Nein, doch ich sterbe vor Langeweile. Ich habe auch mal geschworen, niemals wieder Wein zu trinken.«
    »Ich würde in Lankhmar ersticken! Denk an den Nebel bei Tag und bei Nacht, denk an die Ratten und den Schmutz!«
    »In diesem Augenblick ist es mir ziemlich egal, ob ich lebe oder sterbe oder wo und wie ich sterbe, Mausling.«
    »Jetzt Adverbien und Konjunktionen! Bah, du brauchst etwas zu trinken.«
    »Wir suchen Vergessen. Es heißt, wenn man ein Gespenst töten will, muß man ihm dort entgegentreten, wo es entstand.«
    »Aye, und wird dann noch schlimmer heimgesucht.«
    »Schlimmer als jetzt kann es gar nicht werden.«
    »Daß eine Schlange uns fragen mußte, ob wir Angst haben – welche Schande!«
    »Haben wir denn vielleicht Angst?«
    Und so nahm die Diskussion ihren Lauf – mit dem vorhersehbaren Ergebnis, daß Fafhrd und der Mausling an Ilthmar vorbei zu einem steinigen Küstenstreifen reisten, der eine seltsam glatte Schräge bildete, und dort einen Tag und eine Nacht lang warteten, bis mit gewaltigem Strudel das Sinkende Land aus dem Meerarm stieg, der hier das Ostmeer mit dem Binnenmeer verband.
    Schnellen, doch vorsichtigen Schrittes überquerten sie dann die dampfende Landmasse – es war ein heißer, sonniger Tag – und ritten bald wieder auf der Dammstraße dahin, diesmal jedoch in Richtung Lankhmar.
    In der Ferne tobten Unwetter zu beiden Seiten des Weges – im Norden über dem Binnenmeer und im Süden über den Großen Salzmarschen. Immer näher kamen die Männer der monströsen Stadt mit ihren Türmen, Tempeln und gewaltigen zinnenbewehrten Mauern, die sich aus der riesigen Nebelglocke erhoben und Silhouetten bildeten im Licht der untergehenden Sonne.
    Einmal glaubten der Mausling und Fafhrd zwischen den Büschen und Sumpfblättern ein rundes Gebilde auf langen unsichtbaren Beinen wahrzunehmen und eine leise, harte Stimme singen zu hören: »Ich hab's euch gesagt. Ich hab's euch gesagt. Ich hab's euch gesagt.« Doch Sheelbas verzauberte Hütte und auch ihre Stimme blieben weit in der Ferne.
    Also brachen Fafhrd und der Graue Mausling ihren Eid und kehrten in die Stadt zurück, die sie haßten und dennoch ersehnten. Vergessen fanden sie auch hier nicht; die Gespenster Ivrians und Vlanas verschwanden nicht aus ihren Träumen, wenn sie auch – vielleicht, weil inzwischen soviel Zeit vergangen war – verblaßten und die Männer nicht mehr ganz so stark heimsuchten. Auch wurde ihr Haß auf die Diebeszunft nicht erneut entfacht, sondern ließ eher etwas nach. Jedenfalls kam ihnen Lankhmar schließlich auch nicht unangenehmer vor als manch anderer Ort in Nehwon und auf jeden Fall interessanter als die
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