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Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod

Titel: Schwerter-Zylus 01 - Schwerter gegen den Tod
Autoren: Fritz Leiber
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fort!«
     
    »Der Bursche hatte etwas für Schädel übrig«, knurrte der Mausling. »Er war sicher Friedhofswärter oder Leichenfledderer.«
    »Oder Architekt«, bemerkte Fafhrd nachdenklich, »und zwar in jenen längst vergangenen Tagen, da man Tempel mit Menschen- und Tierschädeln zu zieren pflegte.«
    »Vielleicht«, stimmte der Mausling zu. »Auf jeden Fall sind Schrift und Tinte alt genug. Sie stammen mindestens aus dem Jahrhundert der Kriege mit dem Osten – fünf Lebensspannen lang.«
    Der Mausling war ein geschickter Fälscher von Handschriften und Urkunden und auch Kunstgegenständen. Er kannte sich daher aus.
    Sie wußten nun, daß das Ziel ihrer Reise nahe war, und warfen durch eine Lücke im Laub einen Blick über das Tal. Es hatte die Form einer Schote – flach, schmal und lang. Sie befanden sich an einem der schmalen Enden. Die beiden seltsam geformten Hügel bildeten die Längsseiten. Das ganze Tal erstrahlte grün vom Laub der Ahornbäume und Eichen, bis auf eine kleine Lichtung in der Mitte. Dort, so überlegte der Mausling, mochte ein Hof oder ein sonstiges Anwesen liegen.
    Jenseits der Lichtung war etwas Dunkles, Rechteckiges auszumachen, das ein kleines Stück über die Baumwipfel ragte. Er machte seinen Begleiter darauf aufmerksam, doch sie vermochten nicht zu sagen, ob es sich um einen Turm handelte, wie er in der Urkunde beschrieben war, oder ob sie vielleicht nur einen seltsamen Schatten wahrnahmen oder etwa den toten, astlosen Stamm einer Rieseneiche. Sie waren einfach noch zu weit entfernt.
    »Jetzt haben die Burschen genügend Zeit gehabt«, sagte Fafhrd nach kurzem Schweigen, »um sich durch den Wald heranzuschleichen und vielleicht noch einmal auf uns zu schießen. Es wird Abend.«
    Sie trieben ihre Pferde an und ritten langsam weiter. Sie versuchten das Ding im Auge zu behalten, das wie ein Turm aussah, aber da der Weg hangabwärts führte, ging es natürlich sofort zwischen den Wipfeln verloren. Sie konnten es erst wieder zu Gesicht bekommen, wenn sie ganze nahe heran waren.
    Eine leise Erregung durchlief den Mausling. Schon bald würden sie wissen, ob es hier einen Schatz zu holen gab oder nicht. Ein Diamant so groß wie ein Menschenkopf ... Rubine ... Smaragde ... Es bereitete ihm ein fast nostalgisches Vergnügen, dieses letzte, gemächliche Stadium ihrer Reise noch bis zum Letzten auszukosten. Der kürzliche Überfall gab ihrem Unternehmen erst den richtigen Reiz.
    Er dachte daran, wie er das interessant aussehende Pergament aus dem alten Architekturbuch geschnitten hatte, auf das er in der Bücherei des raubgierigen und anmaßenden Lord Rannarsh gestoßen war. Wie er noch halb im Spaß mehrere Hausierer aus dem Süden aufgesucht und befragt hatte. Wie ihm schließlich einer über den Weg gelaufen war, der erst kürzlich ein Dorf namens Soreev passiert hatte. Wie dieser ihm von einem Steingebäude im Wald berichtet hatte, südlich von Soreev, von einem Gebäude, das von den Leuten dort das Haus Angarngis genannt wurde und seit langen Jahren leerstand. Der Hausierer hatte einen großen Turm über die Bäume ragen sehen. Der Mausling erinnerte sich an das runzlige schlaue Gesicht des alten Mannes und lachte leise. Und er dachte an das gierige Gesicht Lord Rannarshs, und ein neuer Gedanke ging ihm durch den Kopf.
    »Fafhrd«, sagte er, »die Burschen, die wir eben in die Flucht geschlagen haben – wofür hältst du die?«
    Der Nordling knurrte verächtlich.
    »Gauner, die fetten Händlern auflauern. Wegelagerer, Lümmel, Banditen.«
    »Trotzdem – sie waren alle gut bewaffnet, und zwar gleichartig, so als ob sie in den Diensten eines reichen Mannes stünden. Und der eine, der den anderen vorausgeritten ist, hatte der etwa Eile, seinem Herrn einen Bericht abzustatten?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    Der Mausling antwortete nicht sofort. »Ich muß nur daran denken«, sagte er schließlich, »daß Lord Rannarsh ein reicher und habgieriger Mann ist, dem bei dem Gedanken an Edelsteine das Wasser im Mund zusammenläuft. Und ich frage mich, ob er nicht etwa diesen roten Text gelesen und ihn womöglich abgeschrieben hat und ob mein kleiner Diebstahl des Originals vielleicht sein Interesse geweckt hat.«
    Der Nordling schüttelte den Kopf.
    »Das bezweifle ich. Du bist zu mißtrauisch. Aber selbst wenn du recht hast und er uns bei dem Schatz zuvorkommen will, sollte er sich jeden Schritt zweimal überlegen und sich Helfer aussuchen, die auf dem Pferderücken zu kämpfen
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